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Tampere – Erleuchtung im Winter

Wir dachten, es könnte nicht schlimmer werden. Nachdem wir Helsinki und Turku in allen Graunuancen erlebt hatten, hofften wir, in Tampere endlich die Sonne (die Hoffnung auf Schnee hatten wir bereits aufgegeben) zu finden. Aber es kam schlimmer.

TAMPERE ALL BRIGHT

Früh morgens verlassen wir Turku, wie wir gekommen sind – mit dem Zug. Nach einer knapp zweistündigen Fahrt (Ticketpreis rund 35 Euro) erreichen wir Tampere, die drittgrösste Stadt Finnlands, die idyllisch zwischen zwei Seen, dem Näsijärvi und dem Pyhäjärvi, liegt. Die Stadt bildet auch den Ausgangspunkt der finnischen Seenplatte, die mit ihren tausenden unberührten glitzernden Gewässern das grüne Herz Finnlands genannt wird. Grün ist es, nur glitzern tut heute leider gar nichts.

„Tampere all bright“ – wir dachten der Name sei Programm, aber weit gefehlt. Tampere erscheint uns noch ein bisschen trister als Turku. Die dunklen Wolken lasten schwer über den Industriegebäuden. Ihnen hat die Stadt auch den Übernamen „Manchester des Nordens“ zu verdanken.

Wir sind mässig motiviert, bei diesem Wetter Tampere zu erkunden. Das ewige Dämmerlicht geht uns langsam auf den Kecks. Nach dem wir im Cumulus Hotel Rautatienkatu (optimale Lage für Bahnreisende, da gleich neben Bahnhof) eingecheckt haben, raffen wir uns doch noch auf. Zu Fuss spazieren wir zum Dom, der zu den bedeutendsten Bauten der finnischen Nationalromantik gehört. Es lohnt sich, den Dom auch von Innen zu besichtigen. Anschliessend überqueren wir den Fluss, der die beiden Seen miteinander verbindet, passieren den Markplatz, der etwas verlassen und wirkt und marschieren mit zügigem Schritt weiter zur höchsten Endmoräne Europas.

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Wo in der Eiszeit ein Gletscher endete, ragt heute südwestlich des Zentrums Pyynikki 85 m über den Meeresspiegel. Unser Ziel ist der Aussichtsturm mit Café, der sich zuoberst auf der Endmoräne befindet und einen tollen Blick über die Stadt und die schier endlose Natur rundherum bietet (resp. bieten würde, denn wir sahen, äh, vor allem graue Wolken). Wir haben nicht ganz verstanden, ob man nun für den Turm Eintritt bezahlen muss oder nicht. Da wir nirgends eine Kasse sahen, haben wir ohne zu bezahlen die Treppen genommen.

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Wir spazieren noch weiter in südwestliche Richtung auf der Suche nach der ältesten öffentlichen Sauna in Finnland, die immer noch in Betrieb ist. Wir durchqueren auf dem Weg dahin das Arbeiterviertel, wo einige hübsche Holzhäuser für Farbtupfer in der grauen Winterwelt sorgen. Wir schauen uns die Sauna nur von Aussen an und nehmen dann den Bus zurück in die Stadt. Es würde sich hier aber wohl durchaus lohnen, einen Nachmittag in finnische Saunakultur zu investieren.

Der erste Eindruck ist durchwegs positiv und ich kann mir vorstellen, dass diese Stadt im Sommer so richtig pulsiert und voller Lebensfreude ist. Naherholungsraum und Urbanität befinden sich auf jeden Fall im Einklang.

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Da wir nun aber leider nicht Sommer haben, müssen wir dem Winter auf andere Art entfliehen. Was würde sich dafür besser eignen, als die süsseste Versuchung, die es in Tampere gibt? Wir machen es uns im Waffelcafé Vohvelikahvila (Ojakatu 2) gemütlich und probieren uns durch die Waffelkreationen. Jawohl, die beiden folgenden Waffeln habe ich beide direkt nacheinander gegessen. Köstlich!

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Anschliessend setzen wir uns in nächste nette Café, das sich an der Ecke Ojakatu / Aleksanterinkatu befindet und geniessen dort bei Kaffee und Kuchen den Rest des Nachmittags. Tampere bietet also passable Schlechtwetteralternativen.

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Am Abend machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zum Sarkanniemi Adventure Park. Fürs Abendessen wollen wir nämlich sprichwörtlich ganz hoch hinaus. Der Abenteuerpark bietet nebst halsbrecherischen Loopingfahrten und Themenwelten wie Angry Birds Land und Doghill (Figuren aus Bilderbüchern vom Autoren Mauri Kunnas) auch exzellente kulinarische Erlebnisse im Drehrestaurant Näsinneula, das sich zuoberst im Fernsehturm befindet. Wir degustieren das 5-gängie Finlandia Menu (65 Euro). Zur Vorspeise gibt es Hering, darauf folgt eine Bloody Mary Eigenkreation, zum Hauptgang wird Rentierfleisch serviert und abschliessend gibt es regionalen Käse und Sanddorn Eis. Während dem Essen geniessen wir eine einmalige Aussicht auf ein hell erleuchtetes Tampere. Schon erstaunlich, dass uns die Stadt in der Nacht fast heller erscheint als am Tag.

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Der Verdauungsspaziergang führt uns zum nächtlich erleuchteten Dom und den Industriebauten am Fluss.

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Am nächsten Morgen folgt die Überraschung. An unserem allerletzten Tag in Finnland kämpft sich die Sonne für fünf Minuten durch die Wolkendecke und lässt Tampere erstrahlen. Erleuchtung pur! Das Spektakel ist viel zu schnell vorbei. Die Zeit reicht knapp, um zwei Handybilder zu knipsen und schon hat sich die Sonne wieder verabschiedet. Aber wir haben den Beweis – Tampere ist „all bright“.

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Wenn euch meine Geschreibsel etwas motzig erscheint – keine Sorge! Wir hatten dank Waffeln, Kaffee und Kuchen eine gemütliche Zeit in Tampere. Ich würde auch niemanden davon abraten, die Stadt im Winter zu besuchen, denn wir hatten wettertechnisch einfach unglaubliches Pech. Tja, irgendwann werde ich Tampere nochmals besuchen. Dann aber im Hochsommer, zum Fischen, Kajakfahren und die warme Sommerbrise am glitzernden Seeufern geniessen.

Hinweis: Mein Aufenthalt in Tampere wurde von Tampere Tourismus unterstützt. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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