Ich bin eigentlich kein Fan von Streckenwanderungen. Die panoramareiche Tour vom Grimselpass übers Nägelisgrätli zum «Bim Grosse Stei» mit Blick auf den Rhonegletscher war aber eine Ausnahme wert. Warum? Die Bilder unten sprechen (fast) für sich.
Vom Grimselpass zum Grätlisee
Pünktlich um 10:27 Uhr erreichen wir unseren Ausgangspunkt auf der Passhöhe des Grimselpasses. Der Vormittag ist bereits fortgeschritten, und auf dem Pass herrscht reger Betrieb. Hinter uns liegt eine 3.5-stündige Anreise – inklusive kurzweiliger Postautofahrt von Meiringen via Innertkirchen hinauf auf den Grimselpass. Nach einem kurzen WC-Stopp sind wir marschbereit. Der Wegweiser führt uns an der St.-Christophorus-Kapelle vorbei in nordöstliche Richtung. Nach wenigen Metern beginnt der Aufstieg zum Nägelisgrätli. Und schon bald ist vom Trubel auf der Passhöhe kaum noch etwas zu hören, geschweige denn zu spüren.


Auf den ersten knapp zwei Kilometern ist der Aufstieg am steilsten. Danach erreicht man den langgezogenen Granitrücken des Nägelisgrätli, und die Steigung flacht spürbar ab. Immer wieder sorgen hier flachere Passagen für willkommene Verschnaufpausen. Es lohnt sich, hin und wieder innezuhalten und das fantastische Bergpanorama zu geniessen. Im Hintergrund zeigen sich die höchsten Gipfel der Berner Alpen – darunter das Finsteraarhorn mit stolzen 4’274 m ü. M.






Nach etwas mehr als vier Kilometern erreichen wir den Grätlisee. Kurz zuvor haben wir die Kantonsgrenze überquert und befinden uns nun auf Walliser Boden. Die Bergkulisse rund um das Seeli zeigt sich an diesem Tag besonders fotogen und wir können eine wunderschöne Spiegelung des Galenstocks einfangen.

Über Blocksteingelände weiter zum «Bim Grosse Stei»
Beim Grätlisee weisen uns Wegmarkierungen auf den Steinen den weiteren Weg Richtung «Bim Grosse Stei» und «Roti Blatte». Nennenswerte Höhendifferenzen gibt es ab hier keine mehr – dafür wird der Bergwanderweg technisch anspruchsvoller: Trittsicherheit ist gefragt, denn es gilt Blocksteingelände zu durchqueren. Wer sich das nicht zutraut, kann beim Grätlisee auch einfach eine ausgedehnte Rast einlegen.
Wir hingegen erreichen den Aussichtspunkt auf Höhe «Bim Grosse Stei» – einen grossen Stein sucht man dort übrigens vergeblich – nach weiteren 20 bis 30 Minuten Gehzeit. Hier legen wir eine kurze Pause ein und lassen den prächtigen Panoramablick über den Rhonegletscher auf uns wirken. Mit einer Länge von rund acht Kilometern gehört der Rhonegletscher zu den zehn längsten Gletschern der Schweiz. Er zieht sich aber Jahr für Jahr um mehrere Meter zurück. Sein drastischer Rückzug in den letzten Jahrzehnten macht ihn zu einem deutlichen Symbol des Klimawandels.




Rückweg mit Bergpanorama
Der Rückweg erfolgt auf derselben Route, über die wir aufgestiegen sind. Stets mit dabei: die imposante Bergkulisse des Grimselgebiets.






Eckdaten der Wanderung Grimselpass – Nägelisgrätli – «Bim Grosse Stei»
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung vom Grimselpass via Nägelisgrätli zum Grätlisee/Grosse Stei entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg (T2/T3). Bis zum Grätlisee ist der Weg gut ausgeschildert und technisch nicht weiter schwierig. Der letzte Abschnitt vom Grätlisee zum «Grosse Stei» (rund 900 m Weglänge) führt über kürzere Blocksteinpassagen über felsiges Gelände. Hier verläuft der Pfad teilweise undeutlich – man muss den Weg anhand der Markierungen selbst finden. Trittsicherheit und gutes Schuhwerk sind in diesem Abschnitt unerlässlich.
Ausgangspunkt | Postautohaltestelle Grimsel Passhöhe (2’163 m ü M.) |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 10,3 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 760 m ↘ 760 m |
Dauer | 4:00 h |
Zielort | Postautohaltestelle Grimsel Passhöhe (2’163 m ü M.) |
Einkehrmöglichkeit | Restaurant Alpenrösli auf dem Grimselpass |
Praktische Tipps für deine Wanderung zum Grätlisee/Grosse Stei
- Beachte: Der Grimselpass ist nur während der Sommersaison erreichbar.
- Der Ausgangspunkt der Wanderung, Grimsel, Passhöhe, erreicht man während der Sommersaison von Anfang Juni bis Mitte Oktober mit dem öffentlichen Verkehr mit der Grimselpass-Linie, (Bus Nr. 161) ab Meiringen. Konsultiert vor eurer Tour zudem den Fahrplan via SBB App.
- Die beste Zeit für eine Wanderung über das Nägelisgrätli ist von Anfang Juli bis Anfang Oktober. Informiert euch im Vorfeld über die Schnee- und Wettersituation. Aufgrund der Höhenlage können an den schattigen Stellen noch bis weit in den Juni hinein Schneefelder liegen bleiben.
- Wer den Abstecher ins Grimselgebiet mit einer weiteren, aussichtsreichen Bergwanderung kombinieren möchte, dem kann ich die hier beschriebene Wanderung aufs Sidelhorn empfehlen.