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Auf dem Walserweg Gottardo von Curaglia nach Tschamut

Schmale Saumwege und weite Blicke: Unsere Wanderung entlang des Walserwegs Gottardo führt uns vom idyllische Val Medel bis Tschamut am Fuss des Oberalppasses. Warum wir uns für den Start in Curaglia entschieden haben und wieso sich die Wanderung jetzt im Juni besonders lohnt, liest du in diesem Blogbeitrag.

Der Übernachtungstipp, der uns ins Val Medel lockte

Wenn mir Freunde oder Bekannte einen Übernachtungstipp zustecken mit dem Hinweis «Anita, das könnte dir auch noch gefallen», landet dieser sofort auf meiner Ideenliste. Im Laufe der Jahre ist sie ganz schön lang geworden. Einige Orte stehen schon ewig darauf – meist, weil mir bisher die zündende Idee fehlte, sie mit einer passenden Wanderung zu kombinieren. Beim Bed and Breakfast Chrämerhus in Curaglia war das anders: Meine Eltern verbrachten dort im Winter ein Wochenende und nutzten es als gemütliches Basislager für Schneeschuhtouren im Val Medel. Ihre Begeisterung war ansteckend und mir war sofort klar, dass uns das auch gefallen wird.

Ursprünglich hatte ich geplant, die Übernachtung im Chrämerhus mit einer zweitägigen Wanderung auf dem Walserweg Gottardo zu verbinden. Diese Weitwanderroute führt in 14 Etappen von Binn im Wallis bis in die bündnerische Surselva und folgt dabei den historischen Spuren der Walser. Curaglia im Val Medel liegt dabei ideal: als Übergangspunkt zwischen der 12. und 13. Etappe eignet sich das Chrämerhus hervorragend für eine erholsame Zwischenübernachtung – nach der rund 20 Kilometer langen Etappe vom Oberalppass und vor der nächsten, kürzeren, aber mit 1300 Höhenmetern durchaus fordernden Strecke über die Alp Soliva nach Sumvitg.

Wegen des Wetters mussten wir unsere ursprünglich ambitionierten Wanderpläne etwas anpassen. Auf die Übernachtung im liebevoll geführten Chrämerhus wollten wir aber keinesfalls verzichten. Das charmante BnB bietet sechs nostalgisch eingerichtete Zimmer. Dusche und WC befinden sich auf der Etage und werden mit anderen Gästen geteilt – sind jedoch komfortabel ausgestattet und lassen nichts vermissen. Im obersten Stock lädt ein gemütlicher Aufenthaltsraum zum Verweilen ein, und bei schönem Wetter geniesst man auf der Terrasse hinter dem Haus die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Auf Voranmeldung wird ein feines, hausgemachtes 3-Gänge-Menü serviert. Bei uns gab’s eine Brennnesselsuppe mit frischen Brennnesseln aus dem Garten, eine grosse Schüssel knackigen Salat aus dem Hochbeet und Chnöpfli mit Käse von den umliegenden Alpen.

BnB Chrämerhus Curaglia | Übernachtung im Doppelzimmer ab 175 CHF inkl. Frühstück | Abendessen auf Voranmeldung, Kosten 45 CHF (Preisstand 2025)

Kurzweiliger Aufstieg von Curaglia nach Stagias

Rund um Curaglia eröffnen sich zahlreiche Wandermöglichkeiten. Direkt im Dorf startet beispielsweise die sechs Kilometer lange Rundwanderung Senda dil senns Val Plattas. Auch ein Abstecher ins nahe gelegene Disentis mit seinem eindrucksvollen Kloster bietet sich an. Wir entschieden uns schliesslich, nicht ganz von unserer ursprünglichen Idee abzuweichen und die 12. Etappe des Walserwegs Gottardo in umgekehrter Richtung zu wandern. Der Vorteil dieser Variante: Die Etappenlänge lässt sich unterwegs flexibel anpassen – ideal bei unsicherer Wetterlage oder wenn man es gemütlicher angehen möchte.

Der Wandertag beginnt im noch leicht wolkenverhangenen Val Medel mit einem Aufstieg zur malerischen Siedlung Mutschnengia, die im 14./15. Jahrhundert von Walsern gegründet wurde. Ein besonderer Blickfang ist die 96 Meter lange Hängebrücke aus Lärchenholz, die das Tal überspannt – gebaut 2011 von Forstwartlehrlingen. Unsere Route führt zwar nicht über die Brücke, passiert sie aber in unmittelbarer Nähe. Anschliessend steigt der Weg steil durch den Wald hinauf nach Stagias. Die regenreichen Frühlingstage haben ihre Spuren im aufgeweichten Boden hinterlassen. Tja, ich hätte eben doch die hohen Wanderschuhe anziehen sollen!

Mutschnengia
Hängebrücke in Mutschnengia
Waslerweg Gottardo Curaglia
Stagias Val Medel

Entlang historischer Saumwege nach Surrein/Sedrun

Nach gut einer Stunde ist der erste Aufstieg geschafft. Bei der Wegmarke «1631» erwartet uns nicht nur ein Wegweiser, sondern auch ein idyllischer Rastplatz mit Grillstelle. Angesichts meiner durchnässten Füsse bin ich froh, dass die folgenden Kilometer nun grösstenteils über trockene Kiespfade führt. Monoton wird es dabei keineswegs: Der historische Saumweg führt rund 2.5 Kilometer durch einen lichten Wald bergab, bevor sich der Wanderweg über blühende Alpwiesen talwärts nach Carvogia schlängelt. Unterwegs eröffnen sich immer wieder schöne Panoramablicke – mal in Richtung Disentis, mal auf Sedrun, das nun direkt vor uns liegt. Ein Highlight auf diesem Streckenabschnitt ist die Blütenpracht auf den Alpwiesen; hier zeigt sich der Bergfrühling im Juni von seiner aller schönsten Seite!

Wanderweg Walserweg Gottardo
Blick auf Disentis
Surselva Landschaft
Wanderweg nach Sedrun

Zwischenstopp beim Lag da Claus

Von Carvogia folgt man einer asphaltierten Strasse und überquert die Schlucht des Rein da Nalps. Nun sind wir fast wieder auf gleicher Höhe, wie wir die Wanderung gestartet haben. Das heisst: Ab nun geht’s bergauf Richtung Oberalppass. Wir folgen der Asphaltstrasse bis zum Weiler Surrein, der sich gegenüber von Sedrun befindet. Hier lädt der Badesee Lag da Claus je nach Wetter zu einer Abkühlung ein, und im Bistrot direkt daneben kann man kühle Getränke oder eine Zwischenstärkung kaufen

Blick auf Sedrun
Lag da Claus

In einem abwechslungsreichen Auf und Ab weiter Richtung Oberalppass

Die nächsten Kilometer führen über einen abwechslungsreichen Mix aus schmalen Wald- und Wiesenwegen dem jungen Rhein folgend, bis hin zu seiner Quelle unweit des Oberalppasses. Auf diesem Abschnitt sind es nicht nur die Spuren der Walser, die ins Auge fallen, sondern auch die Zeugnisse des NEAT-Baus. Zwischen Rueras und Sedrun ist beispielsweise einer der Installationsplätze für den Gotthard-Basistunnel sichtbar. Nur einen Katzensprung vom Wanderweg entfernt liegt zudem der Naturcamping Viva – dort haben wir vor zwei Wintern ein Wochenende in einem Tiny House verbracht. Ebenfalls ein wunderschönes Plätzchen.

Wanderung von Sedrun nach Rueras
Walserweg Gottardo Sedrun
Blick auf Rueras

Vor uns tauchen bereits die Walser-Siedlungen «Selva» und weiter oben – auf einem Hügel gelegen – «Tschamut» auf. Bei Selva führt der Wanderweg mitten durch den Golfplatz Sedrun, bevor er sich in kleinen Kehren hinauf nach Tschamut windet. Nach fast 17 Kilometern und rund 1’000 Höhenmetern in den Beinen entscheiden wir uns, die Wanderung hier zu beenden. Bis zum Oberalppass wären es noch rund eineinhalb Stunden – doch da wir keine Verpflegung eingepackt hatten, das einzige Restaurant in Tschamut geschlossen war und der Zuganschluss gerade perfekt passte, fiel uns diese Entscheidung nicht allzu schwer.

Wanderung Sedrun - Oberalppass

Eckdaten der Wanderung Curaglia – Sedrun – Tschamut

Auf der nachfolgenden Wanderkarte ist der Routenverlauf unserer Tour auf dem Walserweg Gottardo von Curaglia nach Tschamut ersichtlich. Es handelt sich um einen rot-weiss-rot markierten Bergwanderweg (T2/T3). Der technisch anspruchsvollste Abschnitt liegt im Aufstieg von Mutschnengia nach Stagias. Bei nassem Untergrund kann es dort rutschig werden – knöchelhohe Wanderschuhe sind daher empfehlenswert. Der Walserweg Gottardo ist mit der Routennummer «62» ausgeschildert. An einigen Stellen wich die Wegführung leicht vom Verlauf gemäss SchweizMobil ab, und die Markierungen waren nicht immer eindeutig. Wer jedoch aufmerksam bleibt und nach Wegzeichen auf Pfosten oder Steinen Ausschau hält, sollte sich problemlos orientieren können.

Die Strecke Curaglia – Tschamut ist mit einer Wegzeit von gut 5 Stunden. ausgeschildert (bis auf den Oberalppass 6.6 h). Wir benötigten ohne Pause bei zügigem Gehtempo gut 4 Stunden.

AusgangspunktB&B Chrämerhus / Postautohaltestelle Curaglia Posta (1’273 m ü. M.)
Erreichbarkeitmit dem öffentlichen Verkehr erreichbar
Länge16,8 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’015 m ↘ 650 m
Dauer5:00 h (reine Wegzeit)
ZielortBahnhof Tschamut-Selva (1’701 m ü. M.)
EinkehrmöglichkeitUstria Lag da Claus

Praktische Tipps für deine Wanderung von Curaglia nach Tschamut

  • Curaglia ist mit dem öffentlichen Verkehr via Disentis erreichbar und liegt an der Passstrasse Richtung Lukmanier. In Sedrun, Tschamut und auf dem Oberalppass habt ihr Anschluss auf die Furka-Oberalp-Bahn.
  • Der Oberalppass befindet sich auf 2’000 Meter über Meer; je nach Schneelage ist damit zu rechnen, dass im Juni noch Schnee auf den Wanderwegen anzutreffen ist. Bis Tschamut war alles schneefrei – weiter oben gibt es aktuell noch einige wenige Schneefelder.
  • Rund um Curaglia gibt es weitere lohnende Wanderungen; wir haben beispielsweise vor zwei Jahren diese tolle Tour über den Pass Cristallina zur Capanna Bovarina unternommen.
  • Von Curaglia könnt ihr auch zur Medelserhütte aufsteigen und von dort aus weiter zur Terrihütte / dem Greinagebiet wandern.
Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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