Bei der Planung unserer ersten Wanderung auf dem Parc Ela Trek wurde schnell klar: Die spannenden Etappen dieser Mehrtageswanderung durch den grössten regionalen Naturpark der Schweiz lassen sich nicht alle in einem Rutsch entdecken – dafür fehlte uns schlicht die Zeit. Grund genug, in dieser Wandersaison daran anzuknüpfen. Diesmal standen die Etappen 5 und 6 auf dem Programm. Sie führen vom höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Dorf Europas – Juf – über alte Säumerpfade auf den Septimerpass und weiter bis zum Julierpass. Zwei Wandertage, fünf Pässe und eine gemütliche Hüttenübernachtung – perfekt für alle, die auf der Suche nach einer aussichtsreichen Zweitageswanderung im Parc Ela sind.
1. Wandertag: vom höchstgelegenen Dorf der Schweiz auf den Septimerpass
Bereits die Anreise nach Juf ist ein kleines Erlebnis. Das höchstgelegene ganzjährig bewohnte Dorf der Schweiz liegt abgelegen im hintersten Teil des Averstal. Die rund dreieinhalbstündige Fahrt ab Zürich führt uns über Chur nach Thusis und von dort mit dem Postauto via Andeer auf einer kurvenreichen, aber sehr aussichtsreichen Strecke bis fast ans Talende. Die Sitzplätze im Postauto sind bis auf den letzten Platz besetzt. Der Abstecher nach Juf scheint ein beliebter Sommerausflug zu sein. Wer mit kleineren Kindern unterwegs ist oder einfach eine gemütliche Spazierrunde inmitten einer eindrücklichen Bergkulisse sucht, wird hier nämlich ebenfalls fündig.
Wie viele unserer Mitreisenden folgen auch wir dem Wegweiser, der den Pfad in Richtung Talabschluss weist. Die ersten gut dreissig Minuten wandern wir gemütlich dem Talboden entlang – ein lockerer und motivierender Einstieg. Danach zweigt der Bergwanderweg linkerhand ab und führt in zahlreichen Kehren rund 300 Höhenmeter hinauf zur Fuorcla da la Valletta. Die Steigung ist dank der gut angelegten Serpentinen angenehm, und wir gewinnen rasch an Höhe.



Bald schon erreichen wir felsigeres Gelände und geniessen den weiten Panoramablick über die Jufer Alp. Der Wanderweg zum Septimerpass zieht sich nun entlang der Bergflanken weiter taleinwärts, bevor er nochmals rund 170 Höhenmeter zur Forcellina ansteigt. Mit etwas Glück lassen sich hier oben Steinböcke beobachten. Doch auch ohne tierische Begegnung beeindruckt die hochalpine Landschaft mit ihrer kargen, stillen Schönheit. Oben auf dem Passübergang angekommen, öffnet sich der Blick über die Alp da Sett hinunter in Richtung Julierpass und Bivio.




Von der Forcellina ist es noch knapp eine Stunde bis zu unserem Tagesziel, der gemütlichen Cesa da Sett. Der Abstieg macht richtig Freude: Ein schmaler Pfad führt durch blumenreiche Bergwiesen, begleitet von einem fröhlich plätschernden Bächlein, und vorbei am idyllisch gelegenen Leg da Sett. Kurz darauf erreichen wir den geschichtsträchtigen Septimerpass. Von hier ist es nur noch ein kurzer Fussmarsch zur Hütte. Den Rest des Nachmittags geniessen wir das entspannte Hüttenambiente mit gutem Lesestoff, feiner hausgemachter Limonade und einem Apéroplättli mit lokalem Alpkäse.




Eckdaten der Wanderung Juf – Forcellina – Septimerpass
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Juf via Forcellina auf den Septimerpass entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2 bis T3. Der Weg weist keine besonderen technischen Schwierigkeiten auf und ist auch nicht ausgesetzt.
Übrigens: Bei der Postautohaltestelle in Juf (Ausgangspunkt der Wanderung) gibt es ein öffentliches WC.
Ausgangspunkt | Postautohaltestelle Avers, Juf (2’117 m ü M.) |
Erreichbarkeit | Ausgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 8,1 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 657 m ↘ 478 m |
Dauer | 3:10 h |
Zielort | Cesa da Sett (2’302 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Jufer Lädeli am Ausgangspunkt, Cesa da Sett am Zielort |
2. Wandertag: vom Septimerpass auf die einzige dreifache Wasserscheide Europas
Die Cesa da Sett verfügt über lediglich 16 Schlafplätze, verteilt auf vier Zimmer. Dadurch bleibt die Atmosphäre angenehm familiär und überschaubar. Nach einem köstlichen Abendessen mit hausgemachten Pizzoccheri und einer erstaunlich ruhigen Nacht starten wir erholt und voller Energie in den zweiten Wandertag. Zum Frühstück serviert das Hüttenteam frischgebackenes Brot mit Konfi sowie ein Müesli mit frischen Früchten. Einfach, aber richtig fein.
Kurz nach sieben Uhr sind wir bereit zum Aufbruch. Zuerst steht ein rund einstündiger Aufstieg zum Pass Lunghin an. Dieser Bergpass ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch hydrologisch besonders interessant. Hier befindet sich die einzige dreifache Wasserscheide Europas. Nach Osten fliesst das Wasser über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer. Richtung Nordwesten gelangt es via Julia und Rhein in die Nordsee. Und nach Südwesten wird es über die Mera in den Comersee und weiter durch den Po ins Mittelmeer geleitet.




Neben seiner geografischen Besonderheit bietet der Lunghinpass auch landschaftlich ein lohnendes Wandererlebnis. Der Blick auf den etwas unterhalb gelegenen Lägh dal Lunghin ist am frühen Morgen zwar durch das Gegenlicht der Sonne leicht getrübt, wirkt aber dennoch stimmungsvoll. Vermutlich entfaltet der See seine ganze Pracht eher am Nachmittag. Dafür sind zu dieser Tageszeit erst wenige Wandernde unterwegs, und wir können die eindrucksvolle Kulisse in aller Ruhe geniessen. Vom Lägh dal Lunghin führt ein Wanderweg in rund eineinhalb Stunden hinunter nach Maloja. Wir folgen nun jedoch dem Verlauf des Parc Ela Treks weiter Richtung Fuorcla Grevasalvas.









Der zweite Passübergang an diesem Tag fordert etwas mehr Ausdauer als der erste. Der Aufstieg ist steiler, und auf den letzten Höhenmetern gilt es, einige Blocksteine zu überqueren. Kurz nach elf Uhr erreichen wir ein aussichtsreich platziertes Bänkli auf der Passhöhe. Der Blick reicht weit über das Engadin bis ins Bergell. Sogar die Albigna-Staumauer ist zu erkennen – Ausgangspunkt einer unserer früheren Touren, bei der wir eine für uns ziemlich fordernde Etappe des Sentiero Alpino Bregaglia unter die Füsse nahmen.

Nach einer kurzen Pause folgen wir dem Bergwanderweg talwärts in Richtung Julierpass. Der Pfad führt durch gerölliges Gelände, lässt sich aber gut begehen. Kurz vor dem Etappenziel wartet mit dem Leg Grevasalvas noch ein weiteres Highlight am Wegrand. Insgesamt eine richtig stimmige Zweitageswanderung!






Eckdaten der Wanderung Septimerpass – Pass Lunghin – Julierpass
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung vom Septimerpass via Pass Lunghin und Fuorcla Grevasalvas auf den Julierpass entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2 bis T3. Nach dem Passieren des Lunghinsees folgen einige etwas ausgesetztere Stellen und beim Auf-/Abstieg auf den Fuorcla Grevasalvas erwarten euch kürzere Blocksteinpassagen. Stöcke helfen euch hier aufgrund des steinigen Terrains nur bedingt.
Ausgangspunkt | Cesa da Sett (2’302 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Zielort mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 13,6 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 915 m ↘ 948 m |
Dauer | 5:00 h |
Zielort | Postautohaltestelle Julier, La Veduta (2’238 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Ospizio La Veduta (am Zielort) |
Praktische Tipps für deine Wanderung von Juf via Septimerpass auf den Julierpass
- Da diese Zweitageswanderung in Höhenlagen über 2’600 Meter über Meer führt, empfiehlt sich eine Tour ab Anfang/Mitte Juli bis Ende September. Je nach Winter können an den Nordhängen noch länger Schneefelder liegen bleiben.
- Die Cesa da Sett hat von Anfang Juli bis ca. Anfang Oktober geöffnet. Die Hütte bietet 16 Schlafplätze und eine Übernachtung mit Halbpension kostet 90 CHF. Aktuelle Preisinformationen findet ihr hier: Cesa da Sett
- Die Reservation kann unkompliziert über das Online-Buchungstool des SAC reserviert werden (auf der Website integriert).
- Vergesst nicht, einen Hüttenschlafsack einzupacken. Falls er doch vergessen gehen sollte oder ihr keinen habt, könnt ihr in der Cesa da Sett gegen einen Aufpreis einen dazubuchen.
- Den Ausgangspunkt der Wanderung erreicht ihr ab Zürich HB mit dem öffentlichen Verkehr in rund 3 h 30 min (je nach Verbindung mit 2x oder 3x Umsteigen).
- Die Cesa da Sett ist auch von Bivio, Maloja und Casaccia im Bergell aus erreichbar.
- Auf dem Julier habt ihr ca. alle 1.5 bis 2 h einen Postautoanschluss Richtung Bivio. Eine allfällige Wartezeit könnt ihr im dortigen Restaurant überbrücken. Ich empfehle, vor der Tour die Anschlüsse zu checken, damit ihr euer Timing darauf abstimmen könnt.
- Wer noch eine weitere Wanderetappe anhängen möchte, der kann im Ospizio La Veduta am Julierpass übernachten. Dort gibt es sowohl Matrazenlager wie auch Doppelzimmer mit Dusche/WC.
Weitere empfehlenswerte Mehrtageswanderungen im Kanton Graubünden
Wir haben in den vergangenen Jahren weitere richtig tolle Mehrtageswanderungen im Kanton Graubünden unternommen. Nachfolgend sind unsere Favoriten verlinkt:
- Der Klassiker: Die zweitägige Durchquerung der eindrücklichen Greina-Hochebene mit Übernachtung in der gemütlichen Terrihütte
- Unsere Kesch-Trek-Variation: In drei Tagen von Davos Sertig via Keschhütte über den Fuorcla Pischa ins Engadin
- Zu den Jöriseen: Eine aussichtsreiche Zweitagestour im Vereinagebiet
- Zweitageswanderung durch den Schweizerischen Nationalpark: Von Zernez via Chamanna Cluozza ins Val Spöl
- Von Poschiavo via San Romerio nach Tirano: Auf der ViaValtellina durchs Puschlav
- Prättigauer Höhenweg: In drei Tagen von Seewis nach St. Antönien
- Dörferweg Schanfigg: In drei technisch einfachen Etappen von Chur durch das ursprüngliche Tal bis nach Arosa
- Weitere Etappen des Parc Ela Treks
Da ich nicht schwindelfrei bin, ist es für mich immer wichtig zu wissen, ob der Weg ausgesetzt ist oder nicht.
Danke für den Hinweis.
Liebe Margit danke für die Rückmeldung. Unter den «Eckdaten» sind diese Infos zu finden. Die erste Etappe (Juf-Septimerpass) beinhaltet keine ausgesetzten Stellen. Auf der zweiten Etappen (Septimerpass-Julierpass) gibt es einzelne etwas ausgesetztere Passagen.