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Über den Sertigpass zur Kesch-Hütte: 2-tägige Kesch-Trek Variation

Vom Sertigtal über die Kesch-Hütte in zwei Tagen durch den Naturpark Ela ins Engadin. 32 Kilometer über Stock und Stein mitten durch die grandiose Bündner Bergwelt. Für die erste Mehrtageswanderung dieser Saison «stiefelten» wir uns eine – unserer Meinung nach – ziemlich lässige zweitägige Kesch-Trek-Variation zusammen. Es kann somit durchaus sein, dass das Lesen der folgenden Zeilen eure Wanderlust entfacht.

Zweitageswanderung von der Region Prättigau/Davos ins Engadin

Die Kesch-Hütte, gelegen zwischen Davos und dem Albulapass auf 2’625 m ü M., ist nicht unbedingt der naheliegendste Zwischenstopp für eine Wanderung von der Region Prättigau/Davos ins Engadin. Der direktere Weg führt über das Dischma Hochtal entlang der alten Säumerwegen über den Scalettapass. Uns schwebte jedoch schon länger eine vom viertägigen Kesch-Trek inspirierte Tourenvariation von Davos über die Kesch-Hütte und die Chamanna d’Es-Cha ins Engadin vor. So entstand die Idee, über den Sertigpass aufzusteigen und von dort aus dem Verlauf der zweiten und dritten Kesch-Trek-Etappe folgend ins Engadiner Dorf Madulain zu wandern.

Tag 1: Vom Sertigpass zur Kesch-Hütte

Die Sonne scheint schon heiss vom Himmel, als wir gegen den Mittag den Ausgangspunkt unserer Wanderung – Sertig, Sand – erreichen. Die Sommerferien sind im vollen Gange und die Sonnenterrasse des Restaurants Walserhuus ist dementsprechend fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Während die Mehrheit um uns herum den herrlichen Bergsommertag bei einem ausgedehnten Mittagessen geniesst, gibt’s für uns nur einen schnellen Espresso-Halt. Dies mit der Hoffnung, dass uns der Koffein einen Extrakick Energie für den nun folgenden gut 2.5-stündigen Aufstieg auf den Sertigpass verleiht.

Sertig Sand Davos

Die erste Stunde folgt der Wanderweg einem breiten, konstant ansteigenden Kiesweg durch das alpwirtschaftlich genutzte Chüealptal bis zum Grünsee. Hier kommen wir flott voran – sehen beim Blick Richtung Talabschluss aber auch bei jedem Schritt, was uns in puncto Höhenmeter noch alles blühen wird.

Nach der Überquerung des Chüealpbachs auf Höhe Grünsee geht’s auf einem deutlich schmaleren Pfad weiter bergauf. Es lohnt sich, auf dieser Strecke die eine oder andere kurze Verschnaufpause einzulegen – der Blick zurück auf den bereits zurückgelegten Weg motiviert nämlich ungemein. Und mal abgesehen von diesem erhabenen Bergpanorama, begeistert uns die Tatsache, dass wir bisher erst drei Personen gekreuzt haben. Kaum zu glauben!

Chüealtal Sertig

Je näher wir dem Sertigpass kommen, desto steiniger wird das Gelände. Der Weg ist aber durchgehend gut sichtbar markiert und beinhaltet auch keine technisch schwierigen Stellen.

vom Sertigtal auf den Sertigpass

Der Höhepunkt: Lai da Ravais-ch Suot und Lai Lai da Ravais-ch Sur

Der Moment, in dem endlich der Wegweiser auf der Passhöhe in unser Blickfeld rückt, mein lässt mein Herz einen kleinen Freudenhüpfer machen. Den anstrengenden Teil dieses ersten Wandertages hätten wir damit bewältigt. Nun erwartet uns zur Belohnung die landschaftlich tolle Strecke über den Sella da Ravais-ch und das Val Sartiv auf uns. Und das Etappenziel – die Kesch-Hütte – können wir von hier oben auch schon in der Ferne erspähen.

Doch zuerst laufen wir gemäss Wegweiser noch dreissig Minuten in die falsche Richtung. Auf dem Sertigpass habt ihr nämlich die Wahl, auf direktem Weg zur Kesch-Hütte weiterzuwandern, oder aber einen Bogenschlag zu den Lai da Ravais-ch zu unternehmen. Zweiteres lohnt sich definitiv! Und auch die Murmeltiere scheinen die Gegend zu mögen – auf den verbleibenden knapp vier Kilometer bis zur Kesch-Hütte sichten wir die putzigen Nagetiere gefühlt alle zwanzig Meter am Wegrand.

Vom Sertigpass zu den Lai da Ravais
Lai da Ravais

Nach der landschaftlich traumhaft schönen Strecke durchs Val Sartiv sehen wir uns zum krönenden Abschluss dieses ersten Wandertages nochmals mit 200 besonders zähen Höhenmeter konfrontiert. Sind diese überwunden, steht einem gemütlichen Hüttenabend nichts mehr im Weg.  

Kesch-Trek

Eckdaten der Wanderung Sertig, Sand – Sertigpass – Kesch-Hütte

Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Sertig, Sand bei Davos über den Sertigpass zur Kesch-Hütte entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2/T3. Die ersten vier Kilometer entsprechen eher einem gelb markierten Wanderweg (T1). Der Aufstieg bis auf den Sertigpass ist durchgehend gut markiert und beinhaltet keine technisch besonders anspruchsvollen oder ausgesetzte Stellen. Auf den letzten rund zwei Kilometer (ab der Verzweigung Richtung Alp Funtauna) verläuft die Bike-Route Nr. 90 (Bergün-Davos) parallel zum Wanderweg. Es kann also sein, dass euch beim schweisstreibenden Schlussanstieg zur Kesch-Hütte Bikes entgegenkommen.

AusgangspunktBushaltestelle Sertig, Sand (1’858 m ü. M.)
ErreichbarkeitAusgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar (Ziel nicht)
Länge12,8 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’139 m ↘ 373 m
Dauer4:30 h – 5:00 h
ZielortKesch-Hütte (2’627 m ü. M.)
VerpflegungIm Restaurant Walserhuus Sertig am Ausgangspunkt und in der Kesch-Hütte

Tag 2: Von der Kesch-Hütte via Chamanna d’Es-cha nach Madulain

Allerdings war die Atmosphäre in der Kesch-Hütte nicht gerade das, was ich als ausgesprochen «gemütlich» bezeichnen würde. Nachdem wir unterwegs nur wenigen Personen begegnet sind, fühlten wir uns angesichts der vollen Hütte, der zahlreichen Gruppen und dem damit verbundenen Lärmpegel etwas überfordert. Und die Schnarchgeräusche in unserem mit 8 Personen belegten Matratzenlager waren ebenfalls rekordverdächtig.

Der Blick auf den im Licht der ersten Sonnenstrahlen golden schimmernde Porchabellagletscher am Fusse des Piz Kesch stimmte uns aber rasch versöhnlich. Diese bezaubernden Augenblicke sind es, welche die weniger erholsamen Nächte in den Hütten dennoch lohnenswert machen! Wir starten den zweiten Wandertag zeitig und folgen dem Wegweiser talwärts Richtung Bergün. Bis zur Chamanna d’Es-Cha entspricht der heutige Wegverlauf der dritten Etappe des Kesch-Treks.

Auch wenn für mich die Nacht nicht besonders erholsam war, scheinen meine Beine die Höhenmeter des Vortages gut verkraftet zu haben. Mit frischer Energie folgen wir dem Bergwanderweg der Ava da Tours entlang durch abwechslungsreiches Terrain bergab. Wir holen damit quasi «Schwung» für die bevorstehende Überschreitung der Fuorcla Pischa.

Piz Kesch
Kesch-Hütte
Schegvel
Kesch-Hütte Abstieg nach Bergün

Auf Höhe Alp digl Chants endet der bis hierhin zügige Abstieg abrupt. Wir zweigen nach links ab und steigen zur Alp auf. Wie am Vortag werden wir nun durch ein alpwirtschaftlich genutztes Hochtal Richtung Talabschluss geleitet. Dies mit voller Gewissheit, was uns an dessen Ende blüht: Ein langer Aufstieg von knapp 2’100 m ü. M. im zick-zack bis zum höchsten Punkt des Kesch-Treks auf beeindruckende 2’867 m ü. M.!

Kesch-Trek Aufstieg
Panorama Kesch-Trek

Steil, steiler, Fuorcla Pischa

Aber auch hier gilt: Nehmt euch die Zeit, um das herrliche Bergpanorama rundherum zu bewundern. Mit jedem Höhenmeter, den wir auf dem Weg zum Übergang vom Val Plazbi ins Val d’Es-cha zurücklegen, wird die Vegetation wieder karger. Die letzten 300 Meter haben es besonders in sich – der Weg ist steil, punktuell ausgesetzt und vor allem sollte man konzentriert nach den Wegmarkierungen Ausschau halten, um nicht auf kräftezehrende Abwege zu geraten.

Panorama Val Plazbi

Nach der Passüberschreitung erwartet euch nicht nur eine herrliche Aussicht auf die Engadiner Gipfel inklusive des schneebedeckten Bernina-Massivs, sondern auch ein abwechslungsreicher Abstieg über einen Schuttsattel Richtung Chamanna d’Es-cha. Gut eine Stunde nach der Passüberschreitung sitzen wir mit einer köstlichen Gemüsesuppe und einem Stück Aprikosenkuchen draussen vor der Hütte. Wohlverdient – wie ich meine. Für alle, die den Kesch-Trek absolvieren, ist an dieser Stelle auch das Tagesziel erreicht.

Es-cha Engadin
Chamanna d'Es-cha

Uns hingegen steht nun noch ein steiler Abstieg ins 900 Höhenmeter tiefer gelegene Madulain bevor. Eine Strecke, die wir von einem früheren Abstecher zur Chamanna d’Es-cha bereits kennen. Ebenfalls altbekannt ist unser Tagesziel: das Hotel Chesa Stüva Colani. Letztes Jahr genossen wir dort ein fantastisches Mittagessen. Diesmal haben wir nicht nur ein Tisch fürs Abendessen reserviert, sondern gleich für eine Nacht eingecheckt. Ein Tourenende, ganz nach unserem Geschmack.

Eckdaten der Wanderung Kesch-Hütte – Fuorcla Pischa – Chamanna d’Es-cha

Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von der Kesch-Hütte via Chamman d’Es-Cha nach Madulain entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T3. Der Aufstieg auf den Fuorcla Pischa ist im letzten Drittel recht steil und konditionell fordernd. Und für den langen Abstieg nach Madulain kann es sich lohnen, Stöcke einzupacken (wobei der Weg mehrheitlich auch ohne Stöcke gut begehbar ist und nur im obersten Teil einige Schotterpartien beinhaltet). Ansonsten hält der Weg keine technisch schwierigen oder besonders abschüssigen Partien bereit.

AusgangspunktKesch-Hütte (2’627 m ü. M.)
ErreichbarkeitAusgangspunkt nicht mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar
Länge20,6 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’056 m ↘ 1’984 m
Dauer7:00 h – 7:15 h
ZielortBahnhof Madulain (1’697 m ü. M.)
VerpflegungAlp digl Chants (kleiner Hofladen), Chamanna d’Es-Cha

Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem Kesch-Trek

  • Die Zweitageswanderung verläuft – sofern alle Schneefelder weg sind – auf technisch mehrheitlich einfachen Bergwanderwegen in Höhenlagen zwischen 1’900 und 2’900 Meter über Meer. Wer die Wanderung im Frühsommer (ab Mitte Juni) unternimmt, der muss damit rechnen, dass auf diesen Höhenlagen noch Schneefelder anzutreffen sind.
  • Der zweite Wandertag ist mit einer Streckenlänge von 20 Kilometer konditionell anspruchsvoll und lässt sich mit einer Übernachtung in der Chamanna d’Es-cha abkürzen. Von hier aus könnt ihr am nächsten Tag auch der vierten Etappe des Kesch-Treks nach Preda (oder Bergün) folgen.
  • Den Ausgangspunkt der Wanderung in Sertig, Sand erreicht ihr ab Davos Platz mit dem Bus Nr. 308 853 (GA/Halbtax gültig).
  • Die Sommersaison der Kesch-Hütte dauert vom 17. Juni bis am 15. Oktober. Die Übernachtung mit Halbpension kostet 81 CHF. SAC-Mitglieder/-innen bezahlen für die Übernachtung 69 CHF.
  • Für einen Hüttenübernachtung ist ein Seidenschlafsack einzupacken und denkt daran, keinen Abfall in den Bergen zurückzulassen, sondern diesen ins Tal zu tragen.  
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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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