Beim ersten Blick auf die Stadtkarte von Tokio fühlte ich mich überfordert. In welchem Stadtteil sollen wir übernachten? Wie kommen wir am schnellsten von A nach B? Und überhaupt: Wie viele Tage muss ich einrechnen, um diese Mega-Metropole auch nur annähernd zu erfassen?
Wir haben als Auftakt unserer insgesamt 30-tägigen Japanreise sechs Nächte in Tokio verbracht und dabei unzählige Kilometer zu Fuss und mit der Metro zurückgelegt. Und da die vielen Sehenswürdigkeiten hungrig macht, spielt in meinem Tokio Reiseguide das Essen eine ebenso wichtige Rolle wie die klassischen Sehenswürdigkeiten. Ihr findet somit nachfolgend nicht nur Ideen und Tipps, was ihr in Tokio alles unternehmen könnt, sondern auch auserlesene Restaurant-Empfehlungen. 楽しんで
Gereist – auf Umwegen nach Tokio
Wir sind nicht direkt aus der Schweiz, sondern via Hawaii nach Japan gereist. Die Strecke Honolulu – Tokio Narita wird von mehreren Airlines (Hawaiian, United, Japan Airlines, ANA) mit einer Flugzeit von rund neun Stunden direkt bedient. Ich versuchte zuerst bei Japan Airlines einen Flug zu buchen, scheiterte jedoch bei deren Buchungssystem, das mich bei der Eingabe des Abflugortes «Honolulu» automatisch als Amerikaner identifiziert. Die zweite Option ANA war schlussendlich sowieso die bessere Wahl, da ANA Star Alliance Mitglied ist und ich mir für den Flug die Meilen anrechnen konnte. Die Kosten für das Flugticket (Economy Class) betrugen 550 CHF. Günstiger geht’s, wenn man einen Flug mit AirAsia nach Osaka bucht. Insgesamt war der ANA-Flug für mich zufriedenstellend. Unsere Abflugzeit wurde zwar im Vorfeld um zwei Stunden nach hinten verschoben, ansonsten verlief alles reibungslos. Und den Flug habe ich bis zur letzten Sekunde ausgenutzt, um mich in puncto Hollywood-Filme auf den neusten Stand zu bringen.
Die Einreise nach Japan ist ein simples Unterfangen. Im Flugzeug erhalte ich die Einreise- und Zollkarte, danach werden bei der Passkontrolle meine Fingerabdrücke genommen und es wird ein Foto gemacht. Schlussendlich klebt der Grenzbeamte mittels Barcode-Sticker das kostenlose Visum für bis zu 90 Tage in meinen Pass. Während uns bei der Passkontrolle keine Fragen gestellt wurden, will es der Herr vom Zoll genauer wissen. Woher wir kommen? Und wann wir das letzte Mal in der Schweiz waren? Neugierig blättert er meinen Pass mit den zahlreichen Visa durch und lässt den Freund seinen Duffle bag öffnen. Nach einer kurzen Durchsicht der Tasche sind wir «entlassen». Konichiwa Tokio!
Die letzte Challenge des Tages ist die Fahrt vom Flughafen Tokio Narita zu unserer Unterkunft nahe der U-Bahn Haltestelle Ushigome-yanagichō. Hierfür fahren wir zuerst mit dem Kisei Express bis zur Ueno Station (Kosten: 2’450 Yen) und steigen dort auf unsere Metrolinie um. Das gesamte U-Bahn-Leitsystem ist sowohl auf Japanisch als auch Englisch beschriftet und insofern ist das Navigieren keine Hexerei. Nach gut einer weiteren Stunde erreichen wir unseren Zielort mitten der Millionenmetropole.
Getan – die schönsten Sehenswürdigkeiten von Tokio angucken
Tokio – respektive die 23 Bezirke im Bereich der 1943 aufgelösten Verwaltungseinheit – zählt über 9 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 622 km2. Zusammen mit Yokohama gehört Tokio mit rund 38 Millionen Einwohnern zu den grössten Metropolregionen der Welt. Beeindruckende Zahlen! Die 23 Bezirke erklären auch, wieso Tokio so etwas wie ein klassisches Stadtzentrum fehlt. Jeder Bezirk hat sein eigenes Zentrum. Um von einer Sehenswürdigkeit zur anderen zu gelangen, fährt man daher gut und gerne mal 30 – 45 Minuten (oder länger) Metro, was natürlich entsprechend Zeit beansprucht. Wir haben versucht, jeden Tag ein, zwei nahe beieinander liegende Stadtteile anzusteuern und die Sehenswürdigkeiten Häppchenweise zu bündeln. Mein ursprünglicher Plan sah vor, dass wir uns drei volle Tage für Tokio Zeit nehmen und danach noch zwei Tagesausflüge nach Nikko und Kamakura unternehmen. Schlussendlich waren uns drei Tage doch zu wenig und wir verzichteten zugunsten eines weiteren Tages in Tokio auf den Tagesausflug nach Nikko.
Tokios historische Ecken besichtigen |
Als Erstes haben wir uns die historischen Ecken von Tokio vorgenommen. Dazu gehört der Senso-ji Tempel im Stadtteil Asakusa. Der Eintritt zu diesem Tempel ist kostenlos und das Tempelgelände (mit Ausnahme der Haupthalle) hat durchgehend geöffnet. Wir haben die Tempelanlage kurz vor neun Uhr morgens angesteuert und bereits um diese Uhrzeit ist hier ordentlich was los. Sobald wir jedoch die Tempelanlage verlassen, finden wir uns in menschenleeren Querstrassen wieder. Erdbeben, Feuer und Bomben des Zweiten Weltkrieges haben viel von Tokios historischer Substanz zerstört. Somit ist auch in Asakusa kaum ein Gebäude richtig alt. Dennoch gefällt mir das nostalgische Flair, dass die Gassen rund um die Tempelanlage versprühen.
Ein zweiter historischer Fleck mitten in Tokio ist der Kaiserpalast. Der Kaiserhof wurde im 19. Jahrhundert nach der Meiji-Restauration von Kyoto nach Tokio verlegt. Die vierteilige Palastanlage erstreckt sich über sechs Kilometer und wirkt dennoch auf den ersten Blick sehr bescheiden. Zumindest dann, wenn man prunkvolle Palastbauten erwartet. Wir starten die Besichtigung bei der Seimon Bridge und spazieren bis zu den Imperial Palace East Gardens.
Gleich im Anschluss unternehmen wir noch einen Abstecher zum Zōjō-ji Tempel im Shiba-Park. Teile des Zōjō-ji Tempels gehören mit zu Tokios ältesten noch erhaltenen Bauwerken aus der Edo-Zeit (17. Jahrhundert). Die Tempelanlage ist in eine wunderschöne – nicht überlaufene – Parkanlage eingebettet.
Zwischen Kaiserpalast und Zōjō-ji Tempel befindet sich der Bahnhof Tokio. 1914 erbaut, ist er zwar im Vergleich zu den geschichtsträchtigen Tempelanlagen ein regelrechter Jüngling, aber dennoch sehenswert. Lasst euch den Blick in die Eingangshalle nicht entgehen!
In Shibuya und Shinjuku Gegensätze erleben |
Selbstverständlich steht die bekannte Fussgängerquerung im Stadtteil Shibuya auch auf unserem Sightseeingprogramm. Es ist schon faszinierend, wie viele Menschen hier zeitgleich die Strasse queren – dennoch sind wir ehrlich: Lohnt es sich hierfür, bei Starbucks ein Getränk zu kaufen und danach anzustehen, um mit viel Geduld ein Bild der Shibuya Crossing vom ersten Stock aus zu schiessen? Ich finde nein. Und daher fahren wir mit der Metro eine Station weiter zum Bahnhof Shinjuku.
Der Bahnhof Shinjuku gehört mit zu den verkehrsreichsten Bahnknotenpunkten dieser Welt und im Gegensatz zur Shibuya Crossing imponierte mich das Gewusel in den ewig langen Passerellen und Gängen nachhaltig. Zwischendurch wünsche ich mir ein Schild mit der Aufschrift «this is the fastest way out». Trotz Karte suchen wir eine gefühlte Ewigkeit den Weg zum JR-Schalter, wo wir die Voucher für den Japan-Railpass einlösen können. Sowieso die Stadtkarten in den Bahnhöfen bringen mich jedes Mal zum Verzweifeln. In Japan werden Karten offensichtlich nicht genordet, sondern so «wie man steht» angebracht. Für mich Verwirrung pur.
Rund um Shinjuku herrscht ein kunterbuntes Potpourri aus Bürogebäuden, Einkaufsstrassen, Restaurants, Bars und versteckten Oasen in Hinterhöfen. Zu den bekannten Fotomotiven gehören die Piss Alley mit ihren vielen kleinen schuhschachtelgrossen Restaurants sowie «Shinjuku Golden Gai» bestehend aus sechs schmalen Gassen mit zahlreichen ebenso winzigen Bars. Mich interessiert hier der architektonische Aspekt und daher besichtigten wir das Gebiet am Tag, um den Barbetrieb nicht zu stören.
Den Vogelblick geniessen |
Wie bei jeder Städtereise lassen wir uns auch in Tokio die Gelegenheit nicht entgehen, uns die Stadt von oben anzugucken. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Manche Aussichtsterrassen sind kostenlos zugänglich, für andere muss ein Ticket gelöst werden. Den ersten Aussichtspunkt steuern wir nicht in erster Linie wegen des Panoramablicks, sondern wegen des Museums an. Das Mori Art Museum in den Roppongi Hills überrascht immer wieder mit spannenden Ausstellungen. Der Museumseintritt kostet 1’800 Yen und ermöglicht gleichzeitig den Zugang zur «Tokio City View». Zusätzlich bietet der Mori Tower die einzige Möglichkeit, die Skyline von Tokio ohne störendes Glas zu fotografieren. Der Zutritt zum Sky Deck kostet 500 Yen extra.
Die Möglichkeit, das Panorama von Tokio kostenlos zu bewundern, bietet das Metropolitan Government Building im Stadtteil Shinjuku. Es gibt sowohl auf dem Nord- als auch auf dem Südturm eine Aussichtsplattform, wobei nur die Nordplattform bis spätabends geöffnet hat. Wir steuern den Nordturm kurz vor dem Sonnenuntergang an und haben zum Glück etwas «spatzig» eingerechnet. Es hat sich nämlich bereits eine beachtliche Schlange gebildet. Im ersten Moment befürchte ich, den Sonnenuntergang zu verpassen. Erfreulicherweise geht es zügig vorwärts und nach gut 20 Minuten Wartezeit sind wir oben. Wenn es in Tokio ein «must do» gibt, dann der Besuch dieser Aussichtsplattform! Die Details zu den Öffnungszeiten findet ihr auf der Webseite des Metropolitan Government Building.
Fischmarktluft schnuppern |
Definitiv umstrittener ist, ob ein Besuch des Tsukiji Fischmarktes sinnvoll ist. Der Tokios Fischmarkt gilt als weltweit grösster seiner Art. Wobei die Tage am heutigen Standort unweit des Stadtteils Ginza gezählt sind. Für geplante Bauten im Kontext der Olympischen Spielen 2020 muss der Fischmarkt in naher Zukunft auf die künstliche Insel Toyosu umziehen (aktuelle Infos). Bis dahin bestehen zwei Möglichkeiten, den Markt zu besuchen: Die Teilnahme an der Tuna-Aktion (Zugang auf 120 Leute pro Tag beschränkt – Registrierung beginnt um spätestens 5:00 Uhr in der Früh) oder die Besichtigung der Markthalle (Areal ab 10 Uhr morgens für Besucher geöffnet). Der Tsukiji Fischmarkt ist in erster Linie ein Ort, an dem hart gearbeitet wird. Herumstehende – und vor allem wild herumknipsende – Touristen sind nicht gern gesehen und ich habe Verständnis dafür. Wer den Markt besucht, der sollte dies nicht aus voyeuristischer Motivation heraus tun, sondern weil er ein weiteres Puzzlestück des vielschichtigen Tokios kennenlernen möchte. Dabei gilt: Die Arbeiter haben immer Vortritt! Und Fotos sollten ebenfalls nur mit Zurückhaltung und dem jeweiligen Einverständnis der darauf erkennbar abgelichteten Personen gemacht werden.
Ich empfand den Einblick ins hektische Markttreiben als sehr spannend. Nach einem kurzen Rundgang schauen wir uns noch auf dem für Touristen eingerichteten «Vormarkt» um. Hier reiht sich ein Sushi-Restaurant ans andere. Bei einigen – darunter Sushi Dai – ist zeitiges Anstehen und Geduld gefordert, um einen begehrten Platz an den Tresen zu ergattern. Wir entscheiden uns für die etwas kürzere Schlange bei Sushi Sei und warteten gut 45 Minuten auf einen Tisch. Das Sushi ist okay, aber nicht herausragend.
Kirschblüten bewundern |
Ich hatte unseren Reisezeitpunkt für Tokio mit den Kirschblüten-Prognosen abgestimmt. Die detaillierten Prognosen fürs jeweilige Jahr starten aber erst im Januar und wir buchten die Fixpunkte (Flug / Unterkünfte) bereits letzten Oktober. Schlussendlich waren wir trotz sorgfältiger Planung einige wenige Tage zu spät, um die Vollblüte so richtig über mehrere Tage auszukosten. Die Sakura (japanische Kirschblüte) erreichte Tokio dieses Jahr im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt relativ früh.
Trotzdem liessen wir uns vom Kirschblüten-Fieber der JapanerInnen anstecken und statteten in den ersten Tagen einigen weitläufigen Parkanlagen einen Besuch ab. Gefallen haben mir insbesondere der Yoyogi-Park in Shibuya, der Shiba-Park beim Tokyo-Tower, die Hamarikyu Gardens gleich neben dem Tsukiji Fischmarkt sowie der Shinjuku Gyoen Park. Sowohl die Hamarikyu Garden als auch der Shinjuku Gyoen Park kosten Eintritt (300 / 200 Yen) und sind nicht durchgehend geöffnet. Wir wollten eigentlich zum Sonnenaufgang in den Shinjuku Gyoen Park und stellten vor dem geschlossenen Gate fest, dass dieser erst um 9:00 Uhr öffnet. Super Infos zu tollen Kirschblüten-Fotospots in Tokio findet ihr auf dem Japan-Blog von Wanderweib.
Tokio off the beaten path erkunden |
Am besten hat mir Tokio dann gefallen, wenn ich planlos herumstreifte. Ich war immer wieder von Neuem erstaunt, wie schnell ich von reizüberfordernden Einkaufsstrassen und Bahnhofszentren in ruhige Wohngegenden gelange. So zum Beispiel nordwestlich des Ueno-Parks oder in den Roppongi Hills rund um den Aoyama Friedhof (mit schöner Kirschblütenallee). Wer sich für Architektur interessiert, der findet in Tokio zahlreiche interessante Bauten. Von den meisten Ueno-Park-Besuchern wird wohl der Le Corbusier Bau, der das Museum of Western Art beherbergt, schlicht übersehen. Auch interessant – und nur wenige Minuten vom Ueno-Park entfernt – ist «The International Library of Children’s Literature», deren Renovation und Anbau der japanische Architekt Tadao Ando umgesetzt hat. Weitere Tipps zu spannenden Architekturspots findet ihr bei The Golden Bun.
Einen Tagesausflug nach Kamakura unternehmen |
Unser Tagesausflug führt uns mit dem Vorortszug von Bahnhof Shinjuku gut eine Stunde südwärts ins Küstenstädtchen Kamakura. Die Sehenswürdigkeiten in Kamakura verteilen sich rund um drei verschiedene Bahnhöfe. Wir steigen als Erstes bei der Station Kita-Kamakura aus und besichtigen die Kenchō-ji Tempelanlage. Danach folgen wir dem Daibutsu Wanderweg, der den Jochi-ji Tempel in Kita-Kamakura mit dem «Grossen Buddha» im Kōtoku-in Tempel nahe der Bahnstation Hase verbindet. Eine tolle kurzweilige Wanderung (maximal eine Stunde Gehzeit inklusive Tempelbesichtigungen dazwischen). Eine weitere empfehlenswerte Sehenswürdigkeit im Zentrum von Kamakura ist der Tsurugaoka Hachiman-gū Schrein.
Gegessen – Tokio für Foodies
Unglaubliche 234 Restaurants sind in Tokio mit Michelin-Sternen ausgezeichnet, darunter zwölf 3-Sterne-Restaurants. Tokio ist unbestritten ein Paradies für Gourmets und bietet eine schier unglaubliche Vielfalt an gutem Essen. Die einzige Hürde dabei: Sich die begehrten Plätze ohne ewig langes Anstehen zu sichern. Die meisten Restaurant-Seiten und deren Reservationstools – sofern es überhaupt eins gibt – sind mehrheitlich auf Japanisch und manche Restaurants nehmen ausschliesslich telefonische Reservationen eines Hotel Concierges entgegen. Wir haben für die Reservationen in den teuren Restaurants den Dienst von Pocket Concierge genutzt, was relativ gut funktionierte. Der Nachteil: Pocket Concierge belastet pro Reservation eine Bearbeitungsgebühr.
Einfach & gut |
Auch wenn wir in Tokio deutlich mehr Geld fürs Essen als für die Unterkunft ausgegeben haben, muss gutes Essen nicht zwingend teuer sind. Es gibt zahlreiche budgetfreundliche Optionen. Wer am frühen Morgen wie wir durch Asakusa schlendert, dem kann ich einen Stopp beim Brotstand Kagetsudo empfehlen. Dort wird das fein duftende «Melonpan» Brot verkauft. Meine Wahl fiel auf die mit Matcha-Glacé gefüllte Brotvariante – so lecker!
Für die Udon-Nudeln im Restaurant Kamachiku (2 Chome-14-18 Nezu, Bunkyō) in einer sympathischen, ruhigen Wohngegend nordwestlich des Ueno-Parks sind wir gut eine Stunde angestanden – aber das war es wert!
Tonkatsu ist ein paniertes Schweineschnitzel, das zusammen mit einer klebrigen Sauce serviert wird. Wer in Roppongi Hills unterwegs ist, findet nahe der gleichnamigen Metro-Station eine unterirdische Food-Mall mit diversen Restaurants. Darunter das beliebte Tonkatsu-Restaurant Butagumi Shokudo.
In Ginza sind wir zufällig (hungrig) an einem schön, hell gestalteten Erdgeschoss vorbeispaziert, das meine Aufmerksamkeit erweckte. In Me’s Cafe & Kitchen wird keine traditionelle japanische Küche serviert, aber wer Lust auf einen leichten Lunch hat, wird hier nicht enttäuscht.
Am ersten Abend suchten wir auf gut Glück ein Restaurant in der Nähe unserer Unterkunft und landeten im Kitchen Doromamire. Eine sehr charmante Izkaya (Quartierkneipe), deren Spezialität Yakitori (Hühnerspiesschen) sind. Ebenfalls einen Besuch wert ist das sous-sol des Kaufhauses Isetan unweit vom Bahnhof Shinjuku. Ähnlich wie im Globus Delicatessa werden hier über ein ganzes Geschoss verteilt diverse japanische Spezialitäten angeboten. Perfekt, um sich mit Köstlichkeiten einzudecken und diese danach gemütlich in den eigenen vier Wänden zu geniessen.
Fine Dining in Tokio |
Eines der zwölf 3-Sterne Restaurants müssen wir einfach ausprobieren – koste es, was es wolle. So die Devise. Das Rennen machte das Restaurant Kanda in den Roppongi Hills, weil wir hier unseren Counter Platz über Pocket Concierge reservieren konnten. Zur Auswahl stehen zwei verschiedenen Tasting Menus mit zehn oder zwölf verschiedenen Gängen. Die Kosten für die günstigere Option betragen rund 280 CHF. Im Vergleich dazu erscheinen die Menus in den Schweizer 3-Sterne-Restaurants nicht mehr so exorbitant teuer. Das Essen war von A bis Z exquisit, wobei wir grundsätzlich der Meinung sind, dass der Guide Michelin die Sterne in Japan doch sehr grosszügig verteilt.
Das zehngängige Tasting Menu im 1-Sterne Restaurant Shinjuku Kappo Nakajima ist dagegen mit rund 130 CHF fast ein Schnäppchen. Besonders preiswert soll hier das Mittagsmenü sein – das muss man sich aber vermutlich mit längerem Anstehen erarbeiten.
Das beste Stück Fleisch (japanisches Beef aus Hokkaido) wurde uns im New York Grill im 52. Stock des Park Hyatt Tokio inklusive phänomenalen Blick über die Stadt aufgetischt. Hier hatte ich relativ kurzfristig telefonisch reserviert, da man bei einem Park Hyatt davon ausgehen kann, dass jemand Englisch versteht. Direkt neben dem New York Grill befindet sich die aus Lost in Translation bekannte New York Bar. In der New York Bar werden im Gegensatz zum Grill keine Reservationen angenommen, «first come, first served»
Mein kulinarisches Tokio-Highlight ist der Sushi-Abend bei Suhi Harumi im vierten Stockwerk eines ausschliesslich auf japanisch beschrifteten Bürogebäudes. 10 Thekenplätze – ein Suhi-Chef et voilà. Auch hier haben wir im Vorfeld via Pocket Concierge reserviert und für das Tasting Menu mit insgesamt 10 Nigiri-Sushi (alles einzeln von Hand direkt vor uns zubereitet) 120 CHF bezahlt. Der Sushi-Chef hatte am meisten Freude daran, dass wir die Nigiri mit den Fingern und nicht mit Stäbchen essen. Sushi ist nämlich klassisches Fingerfood, wie sich der Freund in diesem Sushi-Knigge-Guide im Vorfeld richtig informierte.
Geschlafen – Übernachtungstipp für Tokio
Wir sind keine regen Airbnb-Nutzer, aber für Tokio sind wir ausnahmsweise auf dieser Plattform fündig geworden. Unsere Wohnung lag in fünf Minuten Gehdistanz zur Ushigome-yanagichō U-Bahn-Station der Oedo-Linie mit direkter Verbindung an die Bahnhöfe Shinjuku und Ueno. Zur Ausstattung gehörte eine kleine Küche, eine Waschmaschine (learning: die Mehrheit der Waschmaschinen in Japan funktionieren ausschliesslichen mit kaltem Wasser) und einen tragbaren WLAN Hotspot Router, den wir nach draussen mitnehmen durften. Für 6 Nächte zahlten wir 450 CHF, was ein super Preis-Leistungs-Verhältnis ist. Für uns die perfekte Ausgangslage, um Tokio zu entdecken.
Update November 2019: aktuell ist diese Wohnung leider nicht mehr bei Airbnb gelistet.
Praktische Tipps und Wissenswertes für deine Reise nach Tokio
Transport – Metrofahren in Tokio
- Metro- und S-Bahn-Fahrten in Japans Städten bezahlen sich am einfachsten mit einer aufladbaren Chipkarte (IC-Card). Da die Bahn- und Metrolinien von unterschiedlichen Anbietern betrieben werden, sind auch verschiedene Chipkarten im Umlauf. Wir waren am Anfang verwirrt, weil wir überall von der Suica-Card gelesen hatten, an unserer ersten U-Bahn-Station aber nur die Pasmo-Card erhältlich war. Man bezahlt für die Karte ein Depot von 500 Yen, die man bei Kartenrückgabe zurückbekommt. Jetzt ist es aber so, dass man die Pasmo-Card nur an Bahnhöfen der Keihin oder Keisei Linie oder im Narita oder Haneda Flughafen zurückgeben kann. Das Depot für die Suica-Card wird an allen JR East Bahnhöfen in Tokio zurückerstattet. Sowohl die Pasmo- als auch die Suica-Card funktionieren auch in anderen Städten (u.a. Kyoto und Osaka) und haben eine Gültigkeit von 10 Jahren.
- Eine Einzelfahrt mit der Metro kostet je nach Strecke zwischen 170 bis zu 300 Yen. Wir haben pro Tag rund 1’000 Yen für die Metrofahrten ausgegeben. Auf der Seite von Tokio Metro findet ihr weitere hilfreiche Infos zur IC-Card und den verschiedenen Ticket-Optionen.
- Alle Metrostationen sind mit einer Nummer versehen. Es hilft, sich die Nummern (anstelle der komplizierten Namen) zu merken.
- In den U-Bahn-Stationen sind die Gehrichtungen meistens am Boden markiert – das System zwischen Links- und Rechtsverkehr wechselt dabei scheinbar nach Lust und Laune (ich zumindest habe das System bis jetzt nicht durchschaut – gleiches gilt für die Rolltreppen).
- Japaner stehen grundsätzlich sehr diszipliniert an, wobei ich den Eindruck hatte, dass auch hier in den Stosszeiten nicht alles nach Stereotyp fein säuberlich in Reih und Glied abläuft und gelegentlich subtil vorgedrängelt wird.
Auswärts essen gehen in Tokio
- Viele Restaurant haben ein englisches Menu – wir hatten nirgends grössere Kommunikationsprobleme.
- Die Restaurants sind oftmals sehr klein und dementsprechend gibt es eine Warteschlange. Manche Restaurants führen eine Warteliste – bei Unklarheit einfach kurz fragen, ob eine Liste geführt wird.
- In den teuren Restaurants ist es normal – und notwendig – zu reservieren. Wer nicht in einem Hotel mit Concierge-Service nächtigt, findet bei Pocket Concierge die praktischste Alternative.
Allgemeine Hinweise
- Stellt euch darauf ein, dass ihr viel und oft anstehen müsst.
- Die auf Google Maps publizierten Öffnungszeiten (für Restaurants, Parkanlagen, Sehenswürdigkeiten) stimmen nicht immer mit den effektiven Öffnungszeiten überein.
- Tokio ist eine sichere Stadt und die Japaner sind sehr hilfsbereit. Wir erlebten mehrmals, dass wir kurz auf Google Maps die Route überprüften und in dem Moment von einer Person angesprochen wurden, die uns helfen wollte.
Liebe Anita
Früher am Nachmittag habe ich bereits einen Kommentar auf Facebook hinterlassen wegen deines Blogposts Tokyo. Ich werde deine Japan-Reise mit Interesse weiterverfolgen, da ich – wie erwähnt – gedenke, das Land nächstes Jahr zu bereisen.
Ganz ein anderes Thema, es geht um deinen englischsprachigen Blog. Ich habe festgestellt, dass du diesen in der letzten Zeit nicht mehr weiter «bewirtschaftet» und ihn jetzt sogar vom Netz genommen hast. Ich würde mich für deine Gründe hierfür interessieren, und zwar als Bloggerin mit einem englischsprachigen Blog, den ich überlege umzuwandeln in einen zweisprachigen Deutsch-Englisch, um Schweizer besser zu erreichen. Im gleichen Zug würde ich übrigens noch auf WordPress wechseln (von Blogger), bist du auch dort und wenn ja, würdest du es wieder tun?
Sorry, dass ich dich auf deiner grossen Reise mit meinen «Problemchen» belästige, aber wenn du mal Zeit hast zwischendurch wäre ich für eine kurze Antwort dankbar. Geniess die Zeit, sobald wirst du wohl in der absehbaren Zukunft nicht mehr in den Genuss von so was Tollem kommen …
Herzliche Grüsse, Franziska Müller
Liebe Franzsika freut mich, dass du die Japan-Reise mitverfolgst und den einen oder anderen Tipp dir bei deiner Reiseplanung weiterhilft.
Witzig, mich hat diese Woche via Instagram noch jemand auf das Thema der Blogsprache (wieso nicht Englisch) angesprochen. Ich wende pro Blogpost fünf bis sieben (oder manchmal sogar mehr, wie bei diesem Tokio-Reisebericht) Arbeitsstunden auf. Zu Beginn – als der Blog noch zweisprachig war – waren die Texte oft kürzer und «banaler». Möchte ich die aktuellen Texte in genau gleicher Qualität zusätzlich auf Englisch anbieten, dann hätte ich pro Blogpost mindestens den doppelten Aufwand. In Bezug auf meine Leserschaft habe ich bereits 2015 (so lange bewirtschafte ich den englischen Teil nicht mehr aktiv) realisiert, dass sich der Mehrhaufwand nicht lohnt. Ich konzentriere mich lieber auf eine Sprache und biete somit Schweizerinnen und Schweizer (und deutschen und österreichischen Mitlesern) umfangreiche Reiseberichte mit – hoffentlich – einem Mehrwert für die eigene Reiseplanung. Vom Netz genommen habe ich den englischen Teil eigentlich einzig aus dem Grund, um mehr Speicherkapazitäten zu schaffen und «aufzuräumen» (die englischen Texte hatten im Vergleich zu den deutschen eine vernachlässigbare Anzahl an Lesern).
Zu WordPress/Blogger: ich bin seit Beginn bei WordPress und würde das auch jedem als Basis empfehlen.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Beste Grüsse
Anita
Liebe Anita, ich habe auch den Eindruck, dass du mit deinem deutschsprachigen Blog eine grosse Lesergemeinde erreichst, well done! Der Aufwand für einen Blogpost in deutscher Sprache ist beträchtlich, vor allem wenn man etwas Substanz bieten möchte, das unterschätzt man als Nicht-Blogger, in Englisch dauert das Ganze noch viel länger, v.a. wenn man sich mit «Mutter-Sprachlern» misst in Sachen Stil. Ich tröste mich damit, dass ich so meine Englisch-Kompetenz weiter steigern kann. Vielen Dank für deinen Input, das hilft mir weiter. Ich muss noch etwas darüber nachdenken, wie ich bei meinem Blog vorgehe … Das ist sehr nett von dir, dass du mir auch während deiner Ferien eine Rückmeldung gibst. Ich staune sowieso, wie du das alles auf die Reihe bringst, reisen, Blogposts verfassen und dann auch noch Posts deiner Leser verarbeiten, meine Anerkennung hierfür! Geniess Japan und alles, was nachher noch kommt. Herzliche Grüsse, Franziska Müller
Dieser Artikel kommt in die Lesezeichen. Ein bisschen Angst machen mir die Menschenmengen ja schon. Dafür ist es um so inspirierender, dass du beschreibst, dass Japan nicht allzu teuer sein muss, wie überall verkündet. Und ganz wunderbar und wichtig finde ich deine respektvolle Haltung auf dem Fischmarkt in Sachen Fotos. Mach weiter so! Alles Liebe, Laura.
Hoi Laura Danke für deinen Kommentar – ja die vielen Menschen (insbesondere an den Bahnhöfen) sind schon echt beeindruckend! Freut mich, dass dir mein Artikel weiter hilft. Und in puncto Kosten ist Japan sicherlich teurer als südostasiatische Ländern wie Vietnam, Thailand oder Kambodscha aber es ist definitiv nicht unerschwinglich teurer (respektive gibt es gerade bei den Übernachtungen und beim Essen einige preiswerte Optionen).
Hallo Anita,
vielen Dank fürs Verlinken. Japan ist ein tolles Land, nur trauen sich leider nicht viele es zu bereisen.
Viele Grüße aus Tokio
Tessa