Von Pontresina durchs wildromantische Val Roseg zur Chamanna Coaz und am nächsten Tag über den Fuorcla Surlej hinunter nach Furtschellas: Diese zweitägige Hüttentour im Engadin verbindet eindrückliche Gletscherblicke mit abwechslungsreichen, technisch nicht allzu schwierigen Wegen. Wer eine kompakte Mehrtageswanderung sucht, findet hier die perfekte Kombination aus hochalpiner Landschaft, gemütlicher Hüttenübernachtung und einem herrlichen Bergpanorama.
Tag 1: von Pontresina durchs Val Roseg zur Chamanna Coaz
Das Engadin empfängt mich an diesem Montagmorgen mit grauen Wolken. Ob da wohl noch Regen aufzieht? Ehrlich gesagt, kommt mir der bedeckte Himmel gerade recht. Ich möchte die ersten zwei Stunden dieser Tour so zügig wie möglich hinter mich bringen, damit meine «Wandergschpändli» nicht allzu lange beim Treffpunkt beim Hotel Restaurant Val Roseg auf mich warten müssen. Sie sind bereits einen Tag früher gestartet und haben in der Tschiervahütte übernachtet.
Zum Glück kenne ich die ersten sieben Kilometer dieser Wanderung bereits. Im Herbst 2023 sind wir von Pontresina aus die Rundtour durchs Val Roseg gegangen – eine Route, die uns begeistert hat. Auch diesmal zieht mich die Idylle sofort in den Bann und schneller als gedacht erreiche ich das Zwischenziel, das Hotel Restaurant Val Roseg. Hier gönne ich mir eine kurze Stärkung am legendären Kuchenbuffet. Von hier ist die Chamanna Coaz mit rund drei Stunden Wanderzeit ausgeschildert.
Kurz nach dem Mittag nehmen wir den Aufstieg in Angriff. Der Weg führt zunächst ein Stück der breiten Schwemmlandebene entlang und steigt danach stetig zur Alp Ota an. Bald schon lassen wir die Baumgrenze hinter uns und fühlen uns fast auf Augenhöhe mit den Dreitausendern, die sich am Talabschluss emportürmen. Ein besonderes Highlight ist der Lej da Vadret, der selbst an diesem grauen Tag in unwirklichem Türkis schimmert.







Nach knapp zwei Stunden taucht in der Ferne die Chamanna Coaz auf. Der letzte Abschnitt zieht sich zwar noch etwas, doch da der Weg nun mehr oder weniger der Höhenlinie folgt, wird das Wandern zum reinen Genuss. Während wir vom Wanderweg aus nicht immer auf den Lej da Vadret sehen, zeigt er sich hinten bei der Hütte von seiner ganzen Pracht.



Eckdaten der Wanderung Pontresina – Val Roseg – Chamanna Coaz
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Pontresina zur Chamanna Coaz entnehmen. Der Routenverlauf folgt im ersten Abschnitt (bis zum Hotel Restaurant Val Roseg) der ausgeschilderten Bernina-Tour. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg (T2/T3). Der Weg ist durchgehend gut ausgeschildert und enthält keine technisch schwierigen oder ausgesetzten Passagen. Dennoch verläuft die Route durch alpines Gelände – gutes Schuhwerk ist daher unerlässlich.
Variation: wem die Strecke zu lang ist, der kann die Strecke Pontresina – Hotel Restaurant Val Roseg auch mit dem Pferde-Omnibus zurücklegen. Damit verkürzt sich der Aufstieg zur Chamanna Coaz um zwei Stunden. Eine einfache Fahrt kostet für Erwachsene 25 CHF. Die Kutschen fahren zwischen 10 und 15 Uhr einmal stündlich nach Fahrplan (erste Fahrt Pontresina Bahnhof ab 10:10 Uhr). Damit ihr einen Platz auf sicher habt, müsst ihr euch anmelden (Reservation unter +41 78 944 75 55). Aktuelle Informationen findet ihr hier: Fahrplan/Tarife
Ausgangspunkt | Bahnhof Pontresina (1’774 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Ausgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 15,8 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 1’049 m ↘ 205 m |
Dauer | 5:00 h |
Zielort | Chamanna Coaz (2’610 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Hotel Restaurant Roseg Gletscher |
Tag 2: über den Fuorcla Surlej nach Furtschellas
Nach einer ruhigen Nacht im nur halb belegten 8er-Schlag – wir waren zu fünft – brechen wir früh zur zweiten Etappe auf. Das angekündigte Bergwetter hält, was es versprach: keine Wolke weit und breit. Da die Chamanna Coaz quasi an einer «Sackgasse» liegt, folgen wir zunächst rund eine Stunde dem gleichen Weg zurück, auf dem wir am Vortag zur Hütte gewandert sind. Immer wieder halten wir inne und werfen einen Blick zurück. Der Anblick des Piz Roseg und des eis- und schneebedeckten Talabschlusses Richtung Italien ist ein Fotomotiv par excellence. Wenig später zeigt sich auch der Piz Bernina mit seinem markanten Biancograt.




Bei der Wegmarke 2521 biegen wir auf den Weg Richtung Fuorcla Surlej ab und nehmen den Anstieg in Angriff. Rund 250 Höhenmeter trennen uns hier noch vom höchsten Punkt der Tour auf 2’754 m ü. M. Oben angekommen lädt das Berghaus auf dem Fuorcla Surlej zu einem kurzen Kaffeestopp ein. Gleich daneben liegt ein kleiner Bergsee, von dem sich ein letzter, eindrücklicher Blick auf das imposante Bernina-Massiv eröffnet.


Wir folgen nun dem Wanderweg Richtung Murtèl. Der Wechsel vom naturbelassenen Val Roseg ins infrastrukturgeprägte Skigebiet Corvatsch wirkt etwas abrupt. Spätestens bei der Mittelstation der Corvatschbahn mildert die herrliche Aussicht den Kontrast, denn von hier liegt uns das Oberengadiner Seenplateau zu Füssen. Zudem befindet sich an diesem Punkt der kürzeste und konditionell einfachste Zustieg zur Chamanna Coaz.



Wir entscheiden uns an dieser Stelle, noch eine panoramareiche Zusatzschlaufe über den Senda ils Lejins anzuhängen. Dafür folgen wir zunächst dem Wegweiser der Bernina-Tour bergab in Richtung Silvaplana und Sils-Maria. Auf Höhe von 2’409 m, oberhalb des Restaurants Alpetta, verlassen wir den Kiesweg und wandern geradeaus weiter auf einem schmalen Naturpfad zum Lejin Rhodonit. Hier treffen wir auf den Senda ils Lejins. Der sechs Kilometer lange Rundweg führt von der Mittelstation der Furtschellas-Bahn zu sechs kleinen Bergseen – eine beliebte Tour, gerade auch für Familien mit Kindern. Kurz vor dem Ziel wartet nochmals ein Highlight: der traumhafte Blick über den Silsersee bis nach Maloja.





Für mich und meine Wanderbegleitung war diese Tour zur Chamanna Coaz und weiter nach Furtschellas eine lohnende Zweitageswanderung. In nur zwei Tagen erlebt man viele Facetten des Engadins und kommt in den Genuss zahlreicher Bergseen. Ein Pluspunkt ist zudem, dass sich die Tour flexibel adaptieren lässt und je nach Variante weder technisch noch konditionell extrem herausfordernd ist. Trotzdem Chapeau an die 91-jährige Seniorin, die in der Chamanna Coaz an unserem Nebentisch sass und ebenfalls in der Hütte übernachtet hat.
Eckdaten der Wanderung Chamanna Coaz – Fuorcla Surlej – Murtèl – Furtschellas
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von der Chamanna Coaz über den Fuorcla Surlej nach Furtschellas entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg (T2/T3). Der Weg ist durchgehend gut ausgeschildert und enthält keine technisch schwierigen oder ausgesetzten Passagen. Dennoch verläuft die Route durch alpines Gelände – gutes Schuhwerk ist daher unerlässlich.
Variation: Wer die Tour abkürzen möchte, kann bei der Mittelstation Murtèl die Corvatschbahn talwärts nehmen. So verkürzt sich die Wanderetappe von rund fünf auf etwa drei Stunden.
Ausgangspunkt | Chamanna Coaz (2’610 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Zielort mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 16,1 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 798 m ↘ 1’093 m |
Dauer | 5:15 h |
Zielort | Furtschellas Mittelstation (2’314 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Berghaus Fuorcla Surlej |
Praktische Tipps für deine Wanderung zur Chamanna Coaz
- Diese Zweitageswanderung führt in Höhenlagen über 2’600 m ü. M. und eignet sich von Ende Juni bis Mitte Oktober.
- Die Chamanna Coaz ist in diesem Zeitraum geöffnet. Die SAC-Hütte wurde kürzlich renoviert und bietet heute modernen Komfort. Eine Übernachtung mit Halbpension kostet für Nicht-SAC-Mitglieder 116 CHF (Preisstand 2025). Aktuelle Preise und das Buchungstool findest du hier: Chamanna Coaz
- Denkt daran, einen Hüttenschlafsack mitzunehmen. Es gibt keine Duschen, und fürs Laden von Handys wird ein kleiner Beitrag verlangt (Tipp: Powerbank einpacken).
- Der Ausgangspunkt Pontresina ist mit der Rhätischen Bahn ab Zürich HB in rund 3 h 30 min (2 Umstiege) erreichbar.
- Für die Rückreise ab Murtèl (Corvatschbahn bei Silvaplana) oder Furtschellas (bei Sils-Maria) führt die Route via St. Moritz je nach Verbindung durch den Albula oder den Vereina (Reisezeit ca. 4 h).
- Wer mehr Zeit hat, kann die Tour ideal zu einer 3-tägigen Mehrtageswanderung erweitern: Am ersten Tag geht es von Pontresina durchs Val Roseg zur Tschiervahütte, am zweiten Tag weiter zur Chamanna Coaz.
Hi Anita,
Tolle Beiträge und Tipps von dir. Auch ich habe mich in die Schweiz verliebt nachdem ich einmal die BERNINA Linie gefahren bin. Lese gerne noch mehr Beiträge von dir 😉
Hoi Roman merci fürs positive Feedback – das freut mich sehr.