Nantes überrascht: Zwischen mittelalterlicher Burg, grünen Oasen und lebhafter Kunstszene hat sich die im Mündungsgebiet der Loire gelegene Stadt als kreative Metropole etabliert. Besonders im Sommer zieht die Veranstaltung Le Voyage à Nantes Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Dann verwandeln Kunstwerke im öffentlichen Raum und Installationen die Stadt in ein einziges Freiluftmuseum. Doch auch ausserhalb dieser Zeit lohnt es sich, Nantes mit seinen vielfältigen Sehenswürdigkeiten und der entspannten Atmosphäre zu entdecken – unsere Tipps zeigen dir wie.
Die Sehenswürdigkeiten von Nantes im Überblick
Nantes liegt am Unterlauf der Loire, nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt, und gilt als Tor zur Bretagne. Einst eine der bedeutendsten Hafenstädte Frankreichs, überzeugt die sechstgrösste Stadt heute mit jugendlichem Flair und einer lebendigen Kulturszene. Damit du dich besser orientieren kannst, habe ich die wichtigsten Spots und Sehenswürdigkeiten auf der Karte markiert. Und vielleicht wecken die nachfolgenden Tipps ja auch bei dir die Lust auf deine ganz persönliche «voyage à Nantes».
Von der Burg der Herzöge bis zum mechanischen Elefanten – das sind unsere Nantes top Tipps
1. Auf Zeitreise im Château des Ducs de Bretagne
Das imposante «Schloss der Herzöge» mitten in der Altstadt war einst Residenz der bretonischen Herzöge und später königliche Festung. Heute beherbergt es das Stadtmuseum, das auf moderne und interaktive Weise die wechselvolle Geschichte von Nantes erzählt – von der Blütezeit als Hafenstadt über den Sklavenhandel bis hin zur industriellen Entwicklung. Ein Besuch lohnt sich! Der kurze Rundgang über die mächtigen Schlossmauern eröffnet zudem schöne Ausblicke auf die Altstadt und die Kathedrale.




Zugang zum Château des Ducs de Bretagne: Innenhof und Schlossmauern täglich von 08:30 bis 19:00 Uhr (vom 1. Juli bis 31. August bis 20:00 Uhr). Zugang zu den Museen von Dienstag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr (Montag geschlossen) | regulärer Eintritt 9 Euro, ermässigt 5 Euro oder kostenlos mit der Nantes City Card | weiterführende Informationen: chateaunantes.fr
2. Der grünen Linie durch Nantes folgen
Die «grüne Linie» ist die einfachste und zugleich spielerischste Art, Nantes zu entdecken. Sie führt dich nicht nur zu den augenfälligen Sehenswürdigkeiten, sondern auch zu Kunstwerken und Installationen an eher unerwarteten Orten. Jeden Sommer wird die Route im Rahmen der Veranstaltung «Le Voyage à Nantes» neu bespielt, viele Werke bleiben jedoch dauerhaft bestehen – so etwa der «Jungle Intérieure» des französischen Künstlers Evor, der mit heimischen und exotischen Pflanzen eine überraschende Oase mitten in der Altstadt geschaffen hat. Für mich persönlich einer der faszinierendsten Plätze in der Altstadt. Übersehen kannst du die grüne Linie kaum: Früher oder später kreuzt sie deinen Weg und lädt dich ein, ihr weiter zu folgen.





Zugang zur Grünen Linie: ganzjährig frei begehbar | Länge rund 20 km (je nach Jahresprogramm leicht variierend) | Hier findest du eine Karte mit dem Verlauf: levoyageanantes.fr
3. Kunst im öffentlichen Raum entdecken
Skulpturen und zeitgenössische Installationen prägen den öffentlichen Raum von Nantes. Manche sind so monumental, dass man kaum an ihnen vorbeikommt, andere wiederum fügen sich subtil in den Stadtraum ein und überraschen erst auf den zweiten Blick. Jeden Sommer bringt die Veranstaltung «Le Voyage à Nantes» neue Kunstwerke in die Stadt, einige davon bleiben dauerhaft bestehen. So verwandelt sich Nantes Jahr für Jahr in ein grösser werdendes Freiluftmuseum – und gleichzeitig gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Für uns war es auch spannend zu beobachten, wie viele Gäste gezielt im Juli und August nach Nantes reisen, um die aktuellen Werke zu besichtigen.
Das Kunstprojekt reicht zudem über die Stadtgrenzen hinaus: Entlang der rund 60 Kilometer langen Loire-Mündung bis nach Saint-Nazaire zieht sich der «Estuaire»-Parcours mit über 30 Kunstwerken. Eines davon ist Roman Signers «La Pendule». Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann die Strecke gut im Rahmen eines Tagesausflugs mit dem Velo erkunden.




Das nächste «Le Voyage à Nantes» findet von Anfang Juli bis Ende August 2026 statt.
4. Architekturjuwel Passage Pommeraye
Die Passage Pommeraye gilt als eine der schönsten Einkaufspassagen Frankreichs. Das dreistöckige, nach Pariser Vorbildern erstellte, Bauwerk aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beeindruckt mit seiner eleganten Treppenanlage, kunstvollen Skulpturen und schmiedeeisernen Geländern. Heute reihen sich hier stilvolle Boutiquen und Cafés aneinander.


Zugang Passage Pommeraye: Durchgang zwischen der Rue de la Fosse und Rue Santeuil | täglich geöffnet von 08:00 (Mo-Fr) bzw. 09:00 (Sa/So) bis 20:00 Uhr | kostenlos
5. Museenvielfalt erleben
Nantes hat auch für Kulturinteressierte einiges zu bieten. Besonders eindrücklich ist das Musée d’Arts de Nantes, das nach einer umfassenden Renovierung 2017 neu eröffnet wurde. Hier kannst du Werke vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart bestaunen, ergänzt durch sorgfältig kuratierte Sonderausstellungen. Der Besuch lohnt sich aber schon nur wegen der imposanten Architektur!

Ebenfalls empfehlenswert ist das Musée Dobrée. Das Ensemble umfasst drei Gebäude – das Dobrée-Haus, ein Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, sowie zwei Erweiterungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Die umfassende Sammlung deckt 500’000 Jahre Geschichte ab. Eines der berühmtesten Objekte des Museums ist das Reliquiar mit dem Herz von Anne de Bretagne.

Dem in Nantes geborenen Schriftsteller Jules Verne ist das gleichnamige Museum gewidmet. Neben seinen berühmten Werken zeigt es Bücher, Manuskripte, Illustrationen und persönliche Gegenstände und eröffnet so spannende Einblicke in das Leben des Autors.

Öffnungszeiten und Preise:
Musée d’Arts: Mi-Mo 11:00 – 19:00 Uhr (Do bis 21:00 Uhr), Dienstag Ruhetag | regulär Eintritt 9 Euro, jeweils am Do Abend und 1. Sonntag im Montag gratis
Musée Dobrée: Mi-So 10:00 – 19:00 Uhr, Mo/Di Ruhetage | regulär Eintritt 7 Euro
Musée Jules Verne: Mi-Mo 14:00 – 18:00 Uhr (Sa zusätzlich 10:00 – 12:00 Uhr), Dienstag Ruhetag| regulär Eintritt 4 Euro
Alle drei Museen können mit mit der Nantes City Card kostenlos besichtigt werden – im Juli / August können die Öffnungszeiten abweichen
6. An jeder Ecke Grünflächen zum Durchatmen
Nantes wurde 2013 für ihr Engagement in der nachhaltigen Stadtentwicklung als zweite European Green Capital ausgezeichnet. Das «Green» zeigt sich bis heute eindrücklich im Stadtbild: Mehr als 100 Parks, Gärten und Grünflächen schaffen Oasen zum Spazieren, Entspannen und Spielen. Auch die Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der Boulevards entlang der Loire verdeutlichen, wie Grünräume hier konsequent mitgedacht werden – und wie sehr sie zur Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume beitragen.
Wer der grünen Linie folgt, der wird auch an den folgenden drei sehenswerten, öffentlichen Parkanlagen vorbeikommen.


Jardin Extraordinaire
Der Jardin Extraordinaire, der in einem ehemaligen Granitsteinbruch am Ufer der Loire angelegt wurde, ist ebenfalls preisgekrönt. Mit seinen Felswänden, einem hohen Wasserfall und tropischen Pflanzen wie Palmen und Bananengewächsen macht er seinem Namen alle Ehre. 2021 erhielt er den European Green Cities Award. Der Besuch lässt sich gut mit einem Abstecher ins Jules-Verne-Museum verbinden, denn die Werke des Schriftstellers dienten Landschaftsarchitekt Loïc Mareschal als Inspiration für den Entwurf.


Île de Versailles
Einen Hauch Exotik bietet auch die kleine Garteninsel Île de Versailles mitten in der Stadt. Hier führt ein Spaziergang durch einen japanisch inspirierten Teegarten.

Jardin des Plantes
Der direkt am Bahnhof gelegene sieben Hektar grosse «Jardin des Plantes» ist einer der grössten botanischen Gärten Frankreichs. Hier gedeihen über 10’000 Pflanzensorten. Ein wunderschön entspanntes Ambiente, das dazu einlädt, sich eine gemütliche Parkbank zu suchen und das Treiben rundherum zu beobachten.


7. Kulinarische Streifzüge unternehmen
Nantes hat auch kulinarisch einiges zu bieten. Auf dem Marché de Talensac reihen sich Stände mit frischem Fisch, Meeresfrüchten und regionalen Spezialitäten. Dazu gehören natürlich der Muscadet-Weisswein und der Curé Nantais, ein Rohmilchkäse aus Pornic. Wusstest du ausserdem, dass die berühmten Petit-Beurre hier ihren Ursprung haben? Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in der LU-Fabrik produziert. Die ehemalige Keksfabrik ist heute als Kulturzentrum Le Lieu Unique bekannt. Einer der beiden LU-Türme prägt noch immer das Stadtbild und kann auch besichtigt werden.
Überrascht waren wir auch von der Kaffeeszene. Wer auf Speciality Coffee steht, findet in Nantes einige wirklich empfehlenswerte Adressen.

All unsere kulinarischen Tipps haben wir in der Karte oben markiert. Besonders gefallen haben uns das Ambiente in der Little Atlantic Brewery sowie in der Crêperie Le Milan & Le Rossignol. Sehenswert ist auch das denkmalgeschützte Interieur der Brasserie La Cigale – und obwohl das Lokal etwas touristisch wirkt, haben wir hier gut gegessen.



8. Am Quai de la Fosse innehalten
Am Ufer der Loire zeigt sich Nantes von seiner maritimen Seite. Hier legten einst Handelsschiffe an, die den Wohlstand der Stadt brachten, zugleich aber auch das dunkle Kapitel des Sklavenhandels. Seit 2012 erinnert das Mémorial de l’abolition de l’esclavage daran. Die Gedenkstätte beleuchtet den transatlantischen Menschenhandel aus globaler Perspektive und macht mit eindrücklichen Zahlen und historischen Meilensteinen den langen Kampf gegen Sklaverei und Ausbeutung sichtbar.

Passerelle Victor-Schoelcher, Quai de la Fosse | täglich von 09:00 – 18:00 Uhr (bzw. 20:00 Uhr im Sommerhalbjahr) geöffnet | kostenlos
9. Farbenfrohes Trentemoul besuchen
Nur eine kurze Bootsfahrt vom Stadtzentrum entfernt liegt das ehemalige Fischerdorf Trentemoult. Bunte Häuser, kleine Ateliers und gemütliche Cafés verleihen den verwinkelten Gassen einen besonderen Charme. Der Ausflug lohnt sich für einen entspannten Bummel ebenso wie für eine Pause am Loire-Ufer, wo man wunderbar ein paar Stunden verweilen kann.




Zugang Trentemoult: Navibus-Linie N1 ab Gare Maritime, Abfahrt alle 20 Minuten, Fahrzeit ca. 10 Minuten | Einzelfahrt 1.80 Euro (1h gültig), ÖV-Nutzung in der Nantes City Card inkludiert – am Samstag und Sonntag ist der ÖV zudem jeweils für alle kostenlos
Extratipp: Einen 30-minütigen Spaziergang (oder eine 20-minütige Busfahrt) von Trentemoult entfernt steht mit der Cité radieuse de Rezé eines der fünf von Le Corbusier realisierten Wohnhochhäuser. Das Gebäude wurde zwischen 1953 und 1955 errichtet und war nach der Ikone in Marseille die zweite «Unité d’Habitation» des Architekten.
10. Kreativer Hotspot Île de Nantes
Die Machines de l’Île haben das ehemalige Werftgelände in einen fantasievollen Erlebnisort verwandelt. Die riesigen mechanischen Kreaturen stammen aus der Werkstatt von François Delarozière und Pierre Orefice, die sich von Jules Verne, Leonardo da Vinci und der industriellen Vergangenheit von Nantes inspirieren liessen. Seit fünfzehn Jahren ist der zwölf Meter hohe mechanische Elefant die Hauptattraktion: Mit bis zu 52 Passagieren an Bord stampft er gemächlich durch die Uferanlagen und versprüht dabei Wasser aus seinem Rüssel. In der grossen Maschinenhalle entstehen laufend neue fantasievolle Wesen, die Besucherinnen und Besucher hautnah erleben können. Unweit davon entführt das dreistöckige «Carrousel des Mondes Marins» in eine Unterwasserwelt voller skurriler Meereswesen – ein Highlight nicht nur für Familien.




Zugang Machines de l’Île: In der Regel Dienstag bis Sonntag 10:00 bis 19:00 Uhr, Montag geschlossen (variiert aber je nach Aktivität (Galerie, Karussell, Elefant) und Saison) | regulärer Eintritt ab 12 Euro, Kinder 8 Euro oder kostenlos mit der Nantes City Card | weiterführende Informationen: lesmachines-nantes.fr | Tipp: Timeslots unbedingt vorher reservieren
Die Île de Nantes ist aber nicht nur Heimat der Maschinen. Kreative Ateliers, moderne Architektur, Galerien und innovative Bauprojekte haben das ehemalige Industrieareal zu einem Hotspot für urbane Kultur gemacht. Wer hier unterwegs ist, spürt, wie Nantes seinen industriellen Charme mit viel Engagement und Kreativität in die Gegenwart überführt hat.

Die «grüne Linie» führt dich auch auf dieser Seite der Loire gezielt zu den interessantesten Spots. Zwischen den markanten Neubauten wie dem von Jean Nouvel entworfenen Palais de Justice kann hier auch ein Exemplar aus Jean Prouvés Tankstellen-Serie der 1950er- und 60er-Jahre entdeckt werden – ein spannender Kontrast zwischen Industriegeschichte und moderner Architektur.



Extratipp: Von Mitte April bis Ende September lohnt sich ein Zwischenstopp in der Cantine du Voyage. Die Stimmung erinnerte mich ein wenig an Frau Gerolds Garten in Zürich West. Das grosse Sommerrestaurant arbeitet mit lokalen Produzenten zusammen und setzt auf nachhaltig erzeugte, qualitativ hochwertige Produkte. Auf der Karte stehen jeweils zwei täglich wechselnde Gerichte – ideal, um sich zwischendurch kurz zu stärken.
Praktische Tipps für deine Städtereise nach Nantes
- Wie komme ich am besten nach Nantes?
Wir sind von Zürich aus mit dem TGV nach Nantes gereist. Inklusive Umsteigezeit und Bahnhofswechsel in Paris (ca. 1h, im Fahrplan eingerechnet) dauert die Anreise mit dem Zug rund 7.5 Stunden. - Wann ist die beste Reisezeit für Nantes?
Das Flair von Nantes kommt im Sommerhalbjahr besonders zur Geltung. Ich empfehle eine Städtereise nach Nantes im Zeitraum von April bis Oktober. Am meisten läuft aber natürlich im Juli und August während des Events «Le Voyage Nantes». - Wie viele Tage sollte ich für Nantes einplanen?
Für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten reichen zwei Tage. Wer mehrere Museen besuchen oder Ausflüge in die Umgebung machen möchte, plant drei bis vier Tage ein. Wir waren insgesamt drei Nächte und 3.5-Tage vor Ort und fanden es super. - Wie komme ich in Nantes am Besten von A nach B?
Nantes ist vergleichsweise kompakt und hat ein gut ausgebautes Tram- und Busnetz. Viele Sehenswürdigkeiten lassen sich zudem gut zu Fuss erreichen. Wir nutzten während unseres Aufenthalts auch noch ein e-Bike, das wir bei der Velovermietung Paulette Nantes (20 Bd de Berlin, direkt hinter dem Bahnhof) gemietet haben. - Was ist der Nantes City Pass?
Der Pass gilt für 24, 48 oder 72 Stunden und umfasst den öffentlichen Verkehr, freien Eintritt in viele Museen sowie Rabatte für weitere Attraktionen. Weitere Informationen findest du hier: Nantes City Pass. - Wo übernachten in Nantes?
Für einen Städtetrip bietet sich eine Unterkunft im Zentrum an – wir haben im zentral gelegenen Oceania Hotel am Place Graslin übernachtet. - Ist Nantes familienfreundlich?
Ja, wir haben Nantes als sehr familienfreundlich erlebt. In den Parks gibt es zahlreiche Spielmöglichkeiten, und mit den Machines de l’Île – dem riesigen mechanischen Elefanten und dem fantasievollen Karussell – warten Attraktionen, die auch Kinder begeistern.
Hinweis: diese Reise wurde von Les Voyages à Nantes unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.