Drei Tage unterwegs auf aussichtsreichen Pfaden, durch wilde Kalkfluhlandschaften und vorbei an gemütlichen Berghütten – der Prättigauer Höhenweg hat mich richtig begeistert. Diese Mehrtageswanderung im Rätikon verbindet alles, was ich an Hüttentouren liebe: spektakuläre Kulissen, überraschend abwechslungsreiche Wegabschnitte und dieses schöne Gefühl, nach einem langen Wandertag zufrieden vor der Hütte zu sitzen und in die Abendstimmung zu blicken.
In seiner vollen Länge führt der Prättigauer Höhenweg (ausgeschildert mit der Routennummer 72) in vier Etappen von Landquart bis nach Klosters. Die Mehrtageswanderung lässt sich jedoch recht flexibel anpassen. Auf keinen Fall auslassen sollte man die zweite Etappe von der Schesaplanahütte zur Carschinahütte – für mich persönlich eine der schönsten Wanderetappen des letzten Bergsommers.
1. Wandertag: von Seewis Dorf zur Schesaplanahütte
Wir haben uns entschieden, die erste Wanderetappe in Seewis zu starten. Das Dorf liegt am Eingang zur Talschaft Prättigau auf einer Sonnenterrasse und ist bekannt für seine Narzissenblüte. Jetzt im August sind diese längst verblüht. Auch wenn wir die Etappe durch die Wahl dieses Startorts etwas verkürzen, steht uns noch ein langer und steiler Aufstieg bevor. Die Devise: zeitig losgehen, um möglichst viele Kilometer in den noch angenehm kühlen Morgenstunden zurückzulegen.
Doch unser Enthusiasmus wird jäh gebremst: Beim Umsteigen am Bahnhof Landquart realisieren wir zu spät, dass nicht aus allen Zugteilen in Grüsch ausgestiegen werden kann. Ein Teil unserer Wandertruppe wechselt in letzter Minute in den richtigen Zugteil – ein anderer Teil bekommt davon nichts mit, da diese zwei Stationen für ein Geschäft auf dem stillen Örtchen genutzt werden.
Das Resultat: Nur drei unserer Vierergruppe steigen planmässig in Grüsch aus und erwischen das Postauto. Die vierte Person fährt gezwungenermassen bis Schiers weiter und nimmt dort den nächsten Zug retour nach Grüsch. Während wir in der Dorfbeiz Chesa mit einem Kaffee die Wartezeit überbrücken, kämpft sich die Person – mangels Alternativen, denn das Postauto fährt nur alle zwei Stunden – zu Fuss die 40 Minuten und rund 300 Höhenmeter von Grüsch nach Seewis hoch. An dieser Stelle: Chapeau für diesen Zusatzeffort!

Wieder vereint können wir endlich in die eigentliche Tour starten. Der Wegweiser leitet uns der Strasse entlang bergwärts in die Bergwälder hinein. Bald schon blitzen zwischen den dunklen Tannen die steilen Kalkfelsen des Rätikon hervor. Rund sechs Kilometer folgen wir dem immer schmaler werdenden Strässchen taleinwärts, bis der Prättigauer Höhenweg auf Höhe Cani links abzweigt und dem Canibach weiter bergauf bis zur Alp Stürfis folgt.





Hier fehlen uns noch knapp 200 Höhenmeter bis zum Höhenweg bei Sanalada. Das Tagesziel rückt langsam in Sichtweite, und die verbleibende Strecke punktet mit wunderschönen Aus- und Tiefblicken Richtung Prättigau und Rätikon.


Am Tagesziel angekommen, erwarten uns in der Schesaplanahütte zwei richtig gemütliche, nostalgische Doppelzimmer – was für ein Luxus! Und dank des herrlichen Wetters geniessen wir das Abendessen draussen auf der Terrasse. Ein perfekter Tagesabschluss.


Eckdaten der Wanderung Seewis Dorf – Schesaplanahütte
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Seewis zur Schesaplanahütte entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2 bis T3. Der Einstieg ist recht sanft – der Wanderweg folgt lange einem Teer-/Kiessträsschen taleinwärts. Auch der restliche Abschnitt hält technisch keine schwierigen Passagen bereit. Da es aber teilweise doch recht steil bergauf geht, ist eine gute Grundkondition empfehlenswert.
Ausgangspunkt | Postautohaltestelle Seewis Dorf, Bühelstrasse (936 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Ausgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 16,15 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 1’306 m ↘ 341 m |
Dauer | 5:45 h |
Zielort | Schesaplanahütte (1’907 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | – |
2. Wandertag: von der Schesaplanahütte zur Carschinahütte
Für den zweiten Wandertag auf dem Prättigauer Höhenweg ist ebenfalls prächtigstes Sommerwetter angesagt. Auch heute wollen wir die Gunst der noch kühlen Morgenstunden nutzen und sind früh auf den Beinen. Auf uns wartet das eigentliche «Filetstück» des Prättigauer Höhenwegs: Dieser folgt auf der zweiten Etappe dem Verlauf der schweizerisch-österreichischen Grenze zwischen Schesaplana und Sulzfluh und führt an sonnigen Südhängen entlang hoch zum Cavälljoch – dem Übergang Richtung Lünersee und mit 2’239 m ü. M. dem höchsten Punkt der Route.




Ab hier wird die Bergkulisse immer spektakulärer. Der Wanderweg schlängelt sich an den Geröllhängen der Kirchlispitzen vorbei und führt weiter zur imposanten Drusenfluh mit den markanten Dri Türm. Richtig toll! Auch wenn man sich vom Begriff «Höhenweg» nicht zu sehr täuschen lassen sollte. Insgesamt kommen auf dieser Etappe doch auch fast 900 Höhenmeter auf den Zähler.






Wir erreichen die Carschinahütte am frühen Nachmittag und geniessen die verbleibenden Stunden bis zum Abendessen entspannt in den Liegestühlen. Einmal mehr ein herrlicher Hüttenabend in einer absolut traumhaften Kulisse.


Hinweis: im Sommer 2025 wird die Carschinahütte umfassend saniert und ist geschlossen. Vom 10. Juni bis 25. Oktober wird tagsüber ein kleines, einfaches Verpflegungsangebot im Freien angeboten. Wer die beiden Etappen des Prättigauer Höhenwegs dennoch in Angriff nehmen möchte, der muss in diesem Sommer somit einfach noch mindestens den einstündigen Abstieg (auf dem direktesten Weg) bis zum Partnunsee einrechnen. Ab hier gibt es eine Bus alpin Verbindung nach St. Antönien.
Eckdaten der Wanderung Schesaplanahütte – Carschinahütte
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von der Schesaplanahütte zur Carschinahütte entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2 bis T3. Hier erwarten euch fast durchgehend schmale und teils auch etwas ausgesetztere Bergwanderwege. Diese sind aber durchgehend gut ausgeschildert und technisch nicht weiter anspruchsvoll.
Ausgangspunkt | Schesaplanahütte (1’907 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | nicht mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 15,8 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 868 m ↘ 555 m |
Dauer | 5:00 h |
Zielort | Carschinahütte (2’203 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | – |
3. Wandertag von der Carschinahütte nach St. Antönien
Ursprünglich hatten wir die Idee, am dritten und letzten Wandertag die Schijenfluh-Umrundung (Routennummer 702) mitzunehmen. Mit rund 17,5 Kilometern und 750 Höhenmetern bergauf wäre das nochmals eine richtig lohnende Etappe gewesen. Einen Teil davon kannten wir bereits von unserer Hüttentour zur Tilisunahütte im Sommer 2022 – damals näherten wir uns von der anderen Seite her, mit Zustieg ab Gargellen im Vorarlberg.
Schlussendlich waren wir aber froh, dass uns von der Carschinahütte nur noch ein kurzer Abstieg nach St. Antönien bevorstand – ein Wetterumschwung kündigte sich an. Immerhin schafften wir es fast trocken bis ans Ziel.





Das Highlight dieser dritten Etappe ist unbestritten der Partnunsee. Auch wer die Extraschlaufe über die Schijenfluh-Umrundung wählt, kommt an diesem idyllischen Bergsee vorbei.


Eckdaten der Wanderung Carschinahütte – Partnun – St. Antönien
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von der Carschinahütte via Partnunsee nach St. Antönien entnehmen. Die Route verläuft durchgehend auf weiss-rot-weiss markierten Bergwanderwegen der Schwierigkeitsstufen T2 bis T3. Der Abstieg von der Carschinahütte zum Partnunsee entspricht einem klassischen Bergwanderweg. Vom Partnunsee hinunter nach St. Antönien wechseln sich Feld- und Kiespfade ab.
Ausgangspunkt | Carschinahütte (2’203 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Zielort mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 8,5 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 115 m ↘ 875 m |
Dauer | 2:30 h |
Zielort | Postautohaltestelle St. Antönien, Rüti (1’461 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Berghaus Alpenrösli und Berghaus Sulzfluh |
Praktische Tipps für deine Mehrtageswanderung auf dem Prättigauer Höhenweg
- Der Prättigauer Höhenweg verläuft in Höhenlagen bis max. 2’250 m ü. M. und ist mehrheitlich südexponiert. Ab Mitte Juni bis Ende September/Anfang Oktober sollte die Route in der Regel gut begehbar und schneefrei sein.
- Die Schesaplanahütte startet die Sommersaison am Anfang Juni. Die Carschinahütte hat normalerweise ebenfalls von Anfang Juni bis Mitte Oktober geöffnet (Saison 2025 wegen Umbau geschlossen!)
- In der Schesaplanahütte kostet die Übernachtung inkl. Halbpension 79 CHF (als SAC-Mitglied: 70 CHF). Für die Doppelzimmer ist ein Zuschlag von 22 CHF pro Person zu zahlen.
- Falls die Zeit für eine dreitägige Wanderung fehlt – oder wie in diesem Sommer die Carschinahütte geschlossen ist –, kann die zweite Etappe bis nach Partnun bzw. St. Antönien verlängert werden. Eine weitere Alternative ist die Weiterwanderung bis zur Tilisunahütte.
- Die Carschinahütte ist auch ein beliebtes Tagesausflugziel ab St. Antönien und Ausgangspunkt für die Gipfelbesteigung der 2’817 m hohen Sulzfluh (markierter Bergwanderweg).
Da ich nicht schwindelfrei bin, ist es für mich sehr wichtig zu lesen, ob der Weg ausgesetzt ist oder nicht.
Liebe Margrit vielen Dank für dein Feedback. Wie im Beitrag geschrieben beinhaltet die zweite Etappe auch Wegpassagen, die etwas ausgesetzter sind (steht unter «Eckdaten der Wanderung…). Ich hoffe, das hilft dir weiter.