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Inselglück auf Langeoog

Ich verlasse Bremen im Nieselregen. Und bis kurz vor Bensersiel klatschen dicke Regentropfen an die Scheiben des Ostfriesland Express.  Doch mein nächstes Reiseziel – die Ostfriesischen Insel Langeoog – scheint kein «Schietwetter» zu kennen. Als die Fähre Kurs Richtung Insel aufnimmt, klart der Himmel auf. Was für ein Timing! Ich stehe mit den vom Wind zerzausten Haaren an der Reling und lasse die Stimmung auf mich wirken. Als wir knappe vierzig Minuten später in Langeoog anlegen, bin ich im Ferienmodus angelangt – und blicke ich in die entspannten und freudigen Gesichter rundherum, scheine nicht nur ich den Alltag auf dem Festland zwischengelagert zu haben.

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Der perfekte Tag auf Langeoog

Nach diesem fulminanten Auftakt meiner Inselzeit ist bald einmal Bettruhe angesagt. Die vielen mitgenommenen Eindrücke aus Bremen gepaart mit Wind und Salzluft machen Müde. Frisch und munter probiere ich mich am nächsten Morgen als Erstes durchs Frühstücksbuffet vom Hotel Strandeck. «Eines der besten der Insel», wie mir von mehreren Seiten erzählt wird. Auch mir mundet es. Das Bio Hotel setzt beim Buffet auf regionale und saisonale Produkte aus biologischer Landwirtschaft. Die perfekte Stärkung für einen aktiven Tag an der frischen Nordseeluft.

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Meerluft schnuppern

Gleich nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg an den Strand, der sich wenige Meter vor dem Hotel hinter den schützenden Dünen versteckt. Die Lichtstimmung an diesem Morgen ist genial. Ich bleibe zuerst einmal stehen, atme tief durch und blicke in die schier endlose Weite vor mir. Es ist das letzte Oktoberwochenende und nur noch wenige bunte Strandkörbe stehen am Strand herum. Bis zum 1. November müssen alle ins Winterlager – so will es die Nationalparkbehörde. Die insgesamt sieben Ostfriesischen Inseln sind Bestandteil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und bilden ein einzigartiges, schützenswertes Ökosystem. An diesem Morgen habe ich den 14 Kilometer langen natürlichen Sandstrand beinahe für mich allein. Einige Spaziergänger tun es mir gleich und schlendern durch den Sand. Und weit draussen im Meer entdecke ich einen Kitesurfer, der von den kräftigen Windböen profitiert.

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Endlose Dünenspaziergänge

Ich kehre dem Sandstrand den Rücken zu und laufe durch die Dünenlandschaft Richtung Wasserturm. Die Dünenvegetation bietet in diesen Herbsttagen ein faszinierendes Farbenspiel. Von weiss über dunkelgrün bis leuchtend gelb: Strandhafer, Hagebutte, Sanddorn, Kartoffel-Rose und was sonst noch alles auf dem kargen Sand gedeiht. Beim Wasserturm gibt es einen schönen Rundumblick über den bebauten Teil der Insel Langeoog. Als letzte Station führt mich mein Morgenspaziergang in die evangelische Inselkirche. Der Blick in die Kirche lohnt sich nicht nur wegen der schön harmonischen Architektur, sondern auch wegen des ungewöhnlichen Altarbildes von Künstler Hermann Buß.

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Das Wattenmeer fühlen, riechen, schmecken

Nach diesem Schnupperrundgang rund um den Dorfkern bin ich bereit, die restlichen 20 km2 Inselfläche zu entdecken. Dafür werde ich mit einem Velo ausgestattet. Ob Insulaner oder Tourist, hier radelt jeder. Meistens gegen den Wind. Wattführer Ossi aka Gerhard Siebers begleitet mich auf meiner Erkundungstour an die östliche Inselspitze. Ossi ist ein Original. Er kennt jeden und jeder kennt ihn. Zudem weiss er zu allem was zu erzählen. Als Erstes stoppen wir bei den knudeligen Schottischen Hochlandrindern, denen im Gegensatz zu den Dammschafen das Gras auf der Insel mundet. Wir radeln mit Westwind im Rücken rasch weiter, begutachten den Aussichtspunkt auf der Melkhörndüne aus der Ferne und machen danach einen Abstecher in die Salzwiesen. Sie bilden den Übergang zwischen Landfläche und Meer. Hier rein darf nur, wer mit einem offiziellen Wattführer unterwegs ist. Ossi lässt mich am Queller kosten. «Ui, ist das salzig!»

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An der östlichen Inselspitze gibt es eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Seehundbänke und die Nachbarinsel Spiekeroog, wo es laut den Langeooger angeblich immer regnet. Zumindest heute scheint auch drüben die Sonne (und dem Spiekerooger Klischee werde ich einen Tag später vor Ort auf die Spur gehen). Seehunde erspähen wir keine, dafür schlagen sich Zugvogelschwärme im nährstoffreichen Wattenmeer die Bäuche für den Weiterflug gen Süden voll.

Auf dem Rückweg bläst uns der Wind voll ins Gesicht. Doch Ossi und ich haben getrickst. Wir sind mit dem E-Bike unterwegs und überholen flink mühsam strampelnde Gäste. Eine kurze Verschnaufpause gönnen wir uns trotz erleichterter Bedingungen. Fast alle Inselgäste unternehmen während ihres Aufenthalts einen Ausflug an die östliche Inselspitze und kehren in der Meierei ein. Das Traditionsgericht der Familie Falke, die die Gaststätte betreibt ist die hausgemachte Dickmilch mit Inselsanddorn. So fein!

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Ostfriesenglück

Zurück im Inseldorf kehre ich mit Ossi im Seekrug auf eine Runde Ostfriesentee ein. Das Panoramarestaurant bietet mit seiner verglasten Scheibenfront einen herrlichen Blick über den Strand bis weit hinaus in die Nordsee, wo am Horizont Containerschiffe kreuzen. Den Kandiszucker (Kluntje) in die Teetasse legen, mit Assam Tee übergiessen, einen Tropfen Sahne mit dem Löffel hinzufügen und schauen, ob sich Sahnewölkchen bilden. Die «Teetied» ist eine Wissenschaft für sich und ein wichtiger Bestandteil der ostfriesischen Geselligkeit. Wenn es dazu noch so feine Sanddorntorten wie im Seekrug gibt, dann wünschte ich mir in Zukunft jeden Tag 15 Minuten Ostfriesenglück.

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Weite und Ruhe

Jedem Besucher findet auf Langeoog nach Bedarf ein passendes Rahmenprogramm. Von Kulturveranstaltungen über ein breites Sportangebot bis hin zu abgelegen Strandabschnitten, wo man die Schönheit der Natur in aller Einsamkeit geniessen kann. Ich runde meinen Inseltag mit einem Ausflug ans westliche Inselende ab. «Von der Flinthörndüne aus, gibt es den schönsten Blick auf den Sonnenuntergang», wird mir im Vorfeld versprochen. Nun ja, dem ist nichts beizufügen.

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Nordseebrise, Nordseebrause

Nach zahlreichen gegen die Nordseebrise abgestrampelten Kilometer knurrt mir der Magen. Kein Problem. Feinschmecker kommen in Langeoog nicht zu kurz. Als erste deutsche Fairtrade Insel engagiert sich Langeoog für fairen Handel. Viele Restaurantbetriebe setzen zusätzlich auf regionale Produkte. Im Seekrug gibt es viele hausgemachte Spezialitäten aus Inselprodukten und im Kröger’s wird nebst der Nordseebrause ein feiner Burger mit Inselwild aufgetischt.

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Viel zu schnell ist meine Zeit auf Langeoog vorbei. Diese wunderbare Insel und ihre herzenswarmen Bewohner haben im Nu einen Platz in meinem Herz erobert. Und die im sanften Oktoberlicht schimmernde Dünenlandschaft entlockte mir mehrere entzückte «ah’s» und «oh’s». Liebes Langeoog, man sieht sich bestimmt ein zweites Mal.

Praktische Tipps für deine Inselauszeit auf Langeoog

  • Die Anfahrt via Bremen geht relativ unkompliziert mit dem Ostfriesen Express. Die Tickets müssen im Vorfeld online gebucht werden.
  • Alternativ ist der Fähranleger Bensersiel auch mit der Bahn und Bus erschlossen
  • Die Fährverbindung nach Langeoog ist nicht von den Gezeiten abhängig.
  • Langeoog ist autofrei. Die Strecke vom Fährhafen ins Zentrum von Langeoog wird mit einer Bahn überbrückt
  • Unbedingt ein Fahrrad mieten (es gibt zahlreiche Verleihstationen)
  • Das Hotel Strandeck bietet einfache Zimmer und ein gutes Frühstück
  • Falls doch einmal schlechtes Wetter sein sollte, dann besucht die Langeooger Kaffeerösterei oder die Weinperle
  • Eine geführte Wattwanderung durch das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer ist ein tolles Erlebnis

Hinweis: Diese Recherchereise wurde freundlicherweise von der Nordseeinsel Langeoog und der Deutschen Zentrale für Tourismus unterstützt. Alle Eindrücke / Meinungen sind wie immer die meinen.

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Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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