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Aletsch Panoramaweg & Gletschertour: Wanderung auf dem Aletschgletscher

Wie lange wird es in unseren Alpen noch Gletscher geben? Eine Frage, die insbesondere in heissen Sommerwochen immer wieder aufpoppt. Und ein Thema, das mich seit meinem Geografie-Studium begleitet. Gletscher – so faszinierend sie sind, so fragil ist ihr Ökosystem. Vergleichsfotos (wie hier vom Rhonegletscher) zeigen eindrücklich, wie die Eismassen Jahr für Jahr schwinden. Auch der längste Gletscher des Alpenraums – der 23 Kilometer lange Aletschgletscher – ächzt unter der Sommerhitze. Umso besonderer ist es, wann man auf einer Gletschertour dem Eisriesen einmal ganz nah kommt.

Nachdem wir in den vergangenen Jahren verschiedene Teiletappen des Aletsch Panoramawegs abgewandert sind und den Aletschgletscher stets aus der Ferne bewundert haben, ging es diesmal angeseilt und mit ortskundigem Bergführer mitten in die Eiswelt. Eins vorweg: Was aus der Distanz wie eine riesige homogene Eisfläche aussieht, ist in Tat und Wahrheit eine durchfurchte hügelige Eislandschaft. Gletscherspalten, Bäche, Wasserfälle und Moränen – Eis ist nicht gleich Eis.

Wanderparadies Bettmeralp

Doch bevor wir uns gemeinsam mit einem Bergführer auf den Aletschgletscher begeben, erkunden wir die Bettmeralp. Ich kenne die Bergdörfer der Aletsch Arena von verschiedenen Sommer- wie Winteraufenthalten relativ gut. Das direkt neben der Bergstation der Bettmeralpbahn gelegene Waldhaus ist mir jedoch bei meinen früheren Aufenthalten nie aufgefallen. Vermutlich liegt das an der etwas versteckten Lage. Das Hotel liegt von Bäumen umgeben an erhöhter Lage abseits des Dorfkerns. In den letzten Jahren hat das Hotel einiges in die Erneuerung investiert und unter anderem wunderbar geräumige Vollholzzimmer mit Massiv-Mondholz erstellt – mit viel Liebe zum Detail und mit einer garantiert fantastischen Bergsicht.

Waldhaus Bettmeralp Vollholzzimmer
Aletsch Arena Vollholzzimmer

Sonnenuntergang über dem Aletschgletscher

Hier schläft es sich nicht nur schön, sondern es wird auch eine feine saisonale Küche aufgetischt. Das bringt uns etwas in Klinsch mit unseren Plänen. Zur Einstimmung wollten wir eine Abendwanderung auf die Moosfluh unternehmen. Den Sonnenuntergang mit Aletschgletscherblick erleben oder uns durch ein mehrgängiges Dinner schlemmen? Tough choice! Zum Glück ist die Küchencrew flexibel und serviert uns einen Auszug aus dem Abendmenü, bevor wir den Aufstieg zur Moosfluh in Angriff nehmen.

Die Wanderung führt uns vorbei am idyllischen Bettmersee via Blausee zur Station Moosfluh auf 2’334 Meter über Meer. Gut 400 Höhenmeter auf einer Länge von 4 Kilometer gilt es zu bewältigen. Die Strecke ist mit 1,5 Stunden ausgeschildert – wir pokern darauf, dass wir sie in einer Stunde schaffen und erreichen den Aussichtspunkt zeitgleich mit der untergehenden Sonne. Zum Glück haben wir uns nicht all zu fest von der Gemütlichkeit im Waldhaus einlullen lassen – sonst wäre uns dieser zauberhafte Moment entgangen! Die Sitzbank bei der Moosfluh ist übrigens mit «s’Halleluja Bäichij» beschriftet. Das trifft’s doch ganz gut.

Bettmersee
Sonnenuntergang Moosfluh
Aletsch Arena Panorama
Moosfluh Aussichtspunkt Aletsch Arena

Auch der Rückweg hält noch einen besonderen Moment bereit. Aus der Ferne beobachten wir eine Fuchsfamilie, die sich – wie wir – auf dem Weg Richtung Bettmeralp befindet. Kurz vor dem Eindunkeln sind wir zurück im Waldhaus und freuen uns so richtig auf die kuscheligen Betten.

Waldhaus Bettmeralp

Wanderung durch den Aletschwald aufs Bettmerhorn

Der Aletsch Panoramaweg führt in insgesamt drei Etappen von der Belalp über die Riederfurka bis nach Bellwald. Die erste Etappe haben wir im 2014 komplettiert. Teile der zweiten Etappen haben wir ein Jahr später in Angriff genommen – dabei sind wir aber statt auf der Riederfurka auf dem Bettmerhorn gestartet und haben somit einen der schönsten Abschnitte ausgelassen. Die zweite Etappe führt nämlich von der Riederfurka durch den Aletschwald, der seit 1933 unter Naturschutz steht. Der schmale Wanderpfad schlängelt sich vorbei an knorrigen hundertjährigen Arven und blühenden Alpenrosen. Manchmal verschlingt einem das Grün nahezu und manchmal öffnet sich der Blick hin zum Aletschgletscher. Ich atme die frische Bergluft ein, lausche dem Gezanke der Tannenhäher und schreite leichtfüssig über den Waldboden.

Aletschwald Wandern
Waldbaden im Aletschwald

Der Weg durch den Aletschwald führt uns wiederum bis zur Moosfluh. Ab hier begleitet einem das Panorama auf den imposanten Aletschgletscher auf Schritt und Tritt. Wir folgen dem Aletsch Panoramaweg bis auf Höhe Hohbalm und steigen dann bis zum Bettmerhorn auf. Die gesamte Runde beschert uns auf einer Länge von 12 Kilometer 1’000 äusserst aussichtsreiche Höhenmeter. Nun sind wir eingelaufen für die anstehende Exkursion auf den Aletschgletscher.

Aufstieg Bettmerhorn
Aletschgletscher Abendstimmung

Wanderung vom Eggishorn zum Aletschgletscher

Ausgangspunkt für die Gletschertour auf dem Aletschgletscher ist das Bergsteigerzentrum Aletsch in Fiesch. Um die Anreisezeit zu verkürzen, wechseln wir für die zweite Nacht die Unterkunft und übernachten im Hotel des Alpes. Meine Wahl fiel auf dieses Hotel, weil das geschichtsträchtige Haus mit einer lässigen Bierkarte punktet. Gastgeber Fabian Albrecht ist ausgebildeter Biersommelier und weiss Bierfans mit seiner Bier-Auswahl und Bier-Dinners zu begeistern. Und wer die Instagram-Bier-Story des Freundes kennt, der weiss, dass ich ihm das nicht vorenthalten kann.

Vom Hotel des Alpes bis zum Bergsteigerzentrum, respektive zur Talstation der Eggishornbahn ist es ein Katzensprung. Hier erwarten uns die Bergführer Herbert und Kilian Volken. Sie verteilen die Grödel und mustern jeden Ankömmling kritisch – sind wir alle gletschertauglich ausgerüstet? Nach dem Materialcheck geht’s für uns hinauf aufs Eggishorn. Die Gletschertour startet mit einer kurzweiligen Wanderung vom Eggishorn zur Gletscherstube bei den Märjelenseen. Die gut einstündige Wanderung über steiniges und teils steiles Gelände gibt den beiden Bergführer einen guten Überblick, wer wie gut zu Fuss unterwegs ist.

Fiescheralp Seilbahn
Eggishorn Wanderung

Bei der Gletscherstube gibt’s eine kurze Znünipause. Während wir uns mit einem ofenwarmen Nussgipfel und Tee stärken, verteilen Herbert und Kilian die «Gschtältli». Eine Gletschertour ist kein Spaziergang. Auch wenn das Eis aus der Ferne harmlos erscheinen mag, erwartet uns ein durchfurchtes Terrain: Breite Spüllöcher, tiefe Spalten – und weit und breit kein zuverlässig erprobter Weg, denn die Gletscheroberfläche verändert sich jeden Tag.

Bis zum Einstieg in die Gletscherwelt trennt uns nur noch ein kurzer Fussmarsch, vorbei an den Märjelenseen und dann hinab zu den Eismassen. Hätten wir diese Tour vor 50 Jahren unternommen, wären uns einige Höhenmeter erspart geblieben. Die Höhendifferenz zwischen Märjelenseen und Gletschermassen steigt stetig an.

Aletschgletscher Grotte

Geführte Gletschertour auf dem Aletschgletscher

Bevor aufs Eis geht, müssen wir noch die Grödel an unseren Schuhen montieren. Die Krallen werden uns den nötigen Halt auf dem Eis geben. Danach reihen wir uns hinter Herbert ans Seil und marschieren im Gleichschritt los. Schritt für Schritt geht’s Richtung Gletschermitte. Mich erinnert die zerfurchte und unbeständige Struktur des Gletschers ein bisschen an die Oberfläche der Lavafelder des Kilauea Vulkans auf Hawaii.

Während man bei der zweitägigen Gletschertour zielgerichtet Richtung Konkordiahütte über den Gletscher wandert, bewegen wir uns auf der eintägigen Gletschertour im zick-zack Richtung westliche Mittelmoräne. Da beim Konkordiaplatz gleich drei grosse Firnfelder zusammenfliessen, hat der Aletschgletscher nämlich zwei Mittelmoränen. Dort machen wir eine Mittagsrast und wandern danach retour Richtung Märjelenseen.

Nach zwei Stunden auf dem Gletscher sind wir insgeheim froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Bei zwei, drei schmalen Passagen zwischen endlos tief scheinenden Gletscherspalten war es mir schon «äs bizeli gschmuch» – doch die Grödel haben ihren Job tadellos gemacht. Zum Abschluss folgt ein einstündiger Marsch zur Fiescheralp. Während wir talwärts wandern, fasse ich gedanklich mein nächstes Ziel in die Augen: Die Konkordiahütte!

Gletschertour auf dem Grossen Aletschgletscher
Geführte Gletschertour in der Schweiz
Unterwegs Gletschertour
Gletscher Struktur
Bergführer Gletschertour
Grosser Aletschgletscher Gletschertour

Praktische Tipps rund um die Gletschertour auf dem Aletschgletscher

Die geführten Gletschertouren finden jeweils am Dienstag, Freitag und Sonntag statt und dauern einen ganzen Tag (Start 8:15 Uhr in Fiesch, Retour zwischen 16:30 Uhr – 17:00 Uhr). Pro Bergführer sind maximal zehn Personen in einer Gruppe. Die Kosten betragen für Erwachsen 90 CHF, Kinder bezahlen 70 CHF (inkl. Miete Klettergurt und Grödel).

Nebst Bergschuhen solltet ihr wetterfeste Kleidung inklusive Mütze, Sonnenbrille und Handschuhe einpacken. Die Handschuhe sind weniger wegen der Kälte, sondern mehr wegen der Verletzungsgefahr beim Umfallen. Gleiches gilt für die Hosen – auch wenn es warm ist, empfiehlt es sich, lange Hosen anzuziehen. Hilfreich sind auch Stöcke, wobei ihr am Seil nur einen Stock benötigt.

Die reine Gehzeit beträgt ca. sechs Stunden. Höhenmeter (bergwärts) werden dabei nur wenige gemacht. Wenn ihr es euch gewohnt sind, mehrere Stunden zu wandern, ist die Tour konditionell nicht anstrengend.

Mehr Tipps und weitere Erlebnisberichte zur Aletsch Arena

  • Die Bettmeralp ist autofrei. Ihr erreicht sie mit der Seilbahn via Talstation Betten, die über einen direkten Bahnanschluss verfügt.
  • Aktuell wird in Fiesch ein neuer öV-Hub gebaut, der die Luftseilbahn Fisch-Eggishorn wie in Betten direkt mit dem Zug verknüpft. Der Neubau soll zu Beginn der Wintersaison 2019/2020 eröffnet werden.
  • Im Hochsommer finden jeweils am Dienstag und Sonntag Sonnenaufgangsfahrten aufs Eggishorn statt. Wir waren leider eine Woche zu früh dran – das Wetter hätte nämlich toll mitgemacht.
  • Wer sich für Sternefotografie interessiert, der findet vielleicht an den Fotografie-Workshops gefallen. Inka von Blickgewinkelt hat an einem teilgenommen und ihre Eindrücke verbloggt.
  • Weitere Impressionen der Gletschertour findet ihr bei Ellen von Patora. Sie hat sogar Gletscherflöhe gesichtet.
  • Und die Aletsch Arena ist nicht nur im Sommer ein tolles Reiseziel, sondern meiner Meinung nach auch eines der schönsten Schweizer Wintersportorten. Mehr dazu findet ihr in meinem Beitrag «7 Tipps für Winterferien auf der Bettmeralp».

Hinweis: diese Reise wurde von der Aletsch Arena unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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