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Ein Adventswochenende in Nürnberg

Stell dir vor du besuchst eine Stadt, die für ihren Weihnachtsmarkt berühmt ist, findest Weihnachtsmärkte aber insgeheim ein bisschen überflüssig… Nun, ich war total frei in meiner Entscheidung, Nürnberg zum Christkindlesmarkt zu besuchen. Ich hätte auch jede andere Zeit des Jahres wählen können, aber ich wollte mir selbst einmal ein Bild von diesem, in der Schweiz so populären, Weihnachtsmarkttourismus machen.

Es stellte sich heraus, dass der Weihnachtsmarkt so ziemlich alles hält, was er verspricht (inklusive der vielen Leuten). Nachdem ich mich an den farbenfrohen Impressionen sattgesehen und all mein Geld in Lebkuchen investiert hatte (eine handgemachte Elise kostet 1.70 Euro – ich habe viermal die Familienpackung gekauft… ;)), machte ich mich auf die Suche nach dem Nürnberg abseits des Markttrubels. Ich wurde fündig und nehme euch hier mit auf ein Nürnberger Adventswochenende ohne Weihnachtsmarkt Menschenmassen.

Das Burgfräulein erwacht

Die Nürnberger wussten, dass ich den Vogelblick mag. Ich erwache im Kajütenbett und blicke auf eine langsam erwachende Stadt. Der wohl beste Schlafzimmerblick über Nürnberg gibt’s vom Turmzimmer der Kaiserstallung aus. Darin befindet sich Nürnberg’s moderne Jugendherberge mit insgesamt 366 Betten verteilt auf 2 bis 6-Bettzimmer. Wir teilen uns zu zweit ein 4-Bettzimmer, das sehr grosszügig gestaltet ist (mit Sitzecke). WLAN existiert zwar nur im Erdgeschoss und das Frühstück wirkt etwas kantinenmässig (Semmel mag ich einfach nicht), aber sonst absolut Spitzenklasse und perfekt als Ausgangspunkt für den Wochenendtrip.

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Nuernberg-Jugendherberge

Nach dem Semmel-Frühstück marschieren wir die wenigen Meter hinauf zur Kaiserburg. Ausgestattet mit der Nürnberg Card (2 Tage / 23 Euro) steht der Stadtbesichtigung nichts mehr im Weg. Der Innenhof der Burg ist noch verwaist und als ich zögerlich die geschlossene Tür zum Sinwellturm öffne (es ist 10:08 Uhr und ab 10:00 Uhr ist geöffnet), störe ich den Turmwächter bei seinen Vorbereitungsarbeiten (die darin bestehen, eine Elektro-Heizung in Betrieb zu setzen). Wir dürfen dann doch hinein, erklimmen die Wendeltreppe und geniessen den Blick auf die Kaiserstallung und die Burg (und selbstverständlich weit über die Grenzen von Nürnberg hinaus). Eine Karte zeigt, welche Gebäude der Stadt im zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Unfassbar!

Meine Wetterbestellung lautete eigentlich folgendermassen: Bitte zuerst Schnee (weil Weihnachtsmarkt mit Schneeflocken = romantisch) und anschliessend Sonnenschein (weil frisch verschneite Dächer mit Sonnenstrahlen = wow). Nürnberg war aber weder romantisch noch wow, sondern schlicht und einfach grau. So richtiges Museumswetter!

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Nuernberg-Schloss

Mit über zwanzig Museen für Gross und Klein, Kunstfreaks, Historiker und Tierliebhaber bietet Nürnberg eine breite Aktivitätenauswahl für graue Wintertage.

Wir starten unsere Museumstour im Neuen Museum (dem staatlichen Museum für Kunst und Design) bei dem alleine das luftige Gebäude sehenswert ist. Der Eintritt kostet am Sonntag nur 1 Euro (für Schnäppchenjäger) und mit der Nürnberg Card kommt man kostenlos rein. Wer moderne Kunst und Design mag, der findet hier einige interessante Werke.

Als nächstes wagen wir uns ins Germanische Nationalmuseum, das grösste kulturhistorische Museum des deutschen Sprachraums. Gross ist es dann auch wirklich. Wir irren planlos in den Gängen der verschiedenen, verbundenen Gebäude umher und sind ernüchtert. Das hier ist noch ein richtig, klassisches, trockenes Museum, wo alles fein säuberlich unter Glasdeckeln ausgestellt wird. Nichts zum Anfassen und Ausprobieren. Keine Geschichten zu den Gegenständen. Einzig Fakten und ganz, ganz, ganz viele Dinge. Ein Museum der alten Schule. Als Tipp: besser das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände besuchen, statt die Zeit mit germanischen Ritterrüstungen vertrödeln.

Als letztes erkunden wir noch das Spielzeugmuseum, das während dem Christkindlesmarkt jeden Tag geöffnet hat (sonst ist Montag geschlossen). Wir lernen, dass Puppen für Mädchen sind und der Meccano Metallbaukasten für Jungs (dabei fand ich den als Kind so toll…) und heute ein Spielzeugüberfluss herrscht (die Playmobil-Figuren-Pyramide illustriert das deutlich). Ein unterhaltsames Museum, das einem nochmals in die glücklichen Tage des Puppenspielhauses eintauchen lässt.

Nuernberg-Germanisches-Nationalmuseum

Tortenglück

Irgendwann knurrt uns der Magen. Wir stoppen an der Oberen Wörthstrasse 10 vor der Blumenbinderei la Violetta (Update 2022: das Café gibt es leider nicht mehr). Drinnen gibt es nicht nur Blumen sondern auch ein absolut entzückendes Café mit allerlei sonstigem hübschem Krims-Krams (z.B „schweinische Weihnachtskarten“). Ich genehmige mir einen Chai Latte und ein bombastisches Stück Kuchen und bin glücklich.

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Nuernberg-Cafe_Violetta

Nach dem Kuchen spazieren wir gemütlich der Pegnitz entlang. Vom Kettensteg bei der westlichen Stadtmauer, über den Henkersteg durch den Trödelmarkt bis zum Heilig-Geist-Spital sind einige Schmuckstücke von Nürnberg zu bestaunen.

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Krims-Krams kaufen

Wir lassen es uns nicht nehmen, noch einen Abstecher in Nürnberg’s Szeneviertel „GoHo“ zu machen. Das Gebiet befindet sich ausserhalb der Stadtmauern rund um die U-Bahn Station Gostenhof und ist via Weisser Turm, Spittlertor problemlos zu Fuss erreichbar. Was daran wirklich so trendy ist, haben wir so auf die Schnelle nicht ganz begriffen. Auf uns hat das Ganze eher etwas verschlafen gewirkt. Dafür habe ich die Fachmarie Glücksboutique entdeckt. Ein Geschäft, das alles hat, was man nicht braucht (z.B Wertmarken und Lomo-Kameras) ;). Mein Freund musste mich nach ca. 30 Minuten richtiggehend rausbefördern sonst hätte ich den Laden wohl leer gekauft. Dafür habe ich jetzt total sinnvolle Weihnachtsgeschenke wie „Gutes Karma Pillen und „Sweet X-Mas Candle to Go“.

Nuernberg-Goho

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Wir begeben uns zurück in den geschützten Bereich der Innenstadt, laufen die entzückende Weißgerbergasse entlang und bestaunen beim Tiergärtnertor das wunderschöne Fachwerk vom Albrecht Dürer Haus. In der Nähe befindet sich die Albrecht-Dürer-Stube, wo wir uns vor dem Abendprogramm stärken. In wahrer Stubenmanier werden wir an einen grossen eckigen Tisch zu anderen Gästen gesetzt (Ich empfehle, zu reservieren). Keine traute Zweisamkeit dafür echtes Beizengefühl. Ich bestelle zur Vorspeise eine Meerrettichcremesuppe (4 Euro) und anschliessend Käsespätzle mit hausgemachten Röstzwiebeln und Salat (7 Euro). Riesige Portionen und sehr leckeres Essen!

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Nuernber-Albrecht-Duerer-Stube

Geschichten lauschen

Nun kommt der Punkt, wo wir uns doch kurz durch die Menschenmassen auf dem Hauptmarkt drängen müssen. Beim Schöner Brunnen auf dem Hauptmarkt ist der Treffpunkt für die Stadtführung mit der Nachtwächterin. Für 8 Euro nimmt einem Historikerin Dr. Ute Jäger auf eine unterhaltsame Reise durch das nächtliche Nürnberg mit. Während der Adventszeit steht die Tour ganz im Zeichnen von Weihnachten. Zwischen dem Christkindlesmarkt und der Kaiserburg erzählt Ute Jäger unterhaltsam Anekdoten, Legend und Sagen zu den Nürnberger Weihnachtstraditionen und deren Ursprung. Die 1.5 Stunden vergehen trotz Kälte im Nu und dank dem Rundum-Sorglos-Paket (inklusiv Laterne und Streichhölzer) bleiben auch die Hände warm.

Nuernberg-Nachtwaechterin

Nuernberg-Nacht

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Der letzte Blick des Tages gleicht dem Ersten. Von Turmzimmer aus überblicke ich mein Schloss, lege mich in mein Kajütenbett und träume vom Rauschgoldengel und Zwetschgenmännle.

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Anreise und mehr Nürnberg-Tipps:

Wir sind von Zürich mit der Deutschen Bahn via Umsteigen in München nach Nürnberg gereist. Die Fahrt dauert 5.5 Stunden vorausgesetzt die Deutsche Bahn ist pünktlich. Bei der Hinreise hat alles prima geklappt. Bei der Rückfahrt bescherten uns die 35 minütige Verspätung der Bahn und ein unwissender, aber netter Herr am Bahn-Informationsschalter eine abenteuerliche Rückfahrt in die Schweiz (via München, Ulm, Friedrichshafen, Romanshorn). Das Gute: auf der Fähre von Friedrichshafen nach Romanshorn gibt es Currywurst und wir wissen jetzt, dass bei einer Verspätung von über 20 Minuten die Streckenbindung des Tickets verfällt.

Weitere Tipps in kurzer und knackiger Form gibt es unter dem Titel 48 hours in Nuremberg in der Serie der Youth HotSpots in Germany – verfasst wurde der Guide von Kash Bhattacharya alias BudgetTraveller.org. Er hat übrigens in diesen 48 Stunden 130 Euro ausgegeben (da kann ich nicht ganz mithalten – der Lebkuchen-Hamsterkauf hat’s vermasselt).

Hinweis: Ich wurde von der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg zur weihnachtlichen Entdeckungsreise eingeladen. Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen dennoch sicher sein, dass ich hier stets meine eigene Meinung und Begeisterung vertrete.

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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