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Belchenflue & Tüfelsschlucht: zwei lohnende Wanderziele im Mittelland

Die Belchenflue ist keine Unbekannte. Mit ihrer imposant auf der Jurakette gelegenen Aussichtsplattform begeistert sie insbesondere an herbstlichen Hochnebeltagen mit phänomenalen Stimmungsmomenten. Jahr für Jahr sorgen die hier entstandenen «Nebelwellen»-Bilder für mediale Begeisterung. Der Abstecher auf die Belchenflue lässt sich aber auch mit vielfältigen Wanderoptionen kombinieren. Eine besonders schöne Kombi bietet der Tüfelsschlucht-Belchen-Weg; quasi ein in knapp 4-Stunden erwanderbares «Best-of», der für den Jura typischen Landschaften.

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Morgenzauber in Ifenthal

Wir haben uns an diesem Samstagmorgen bewusst für einen frühen Start entschieden. Ich liebe es, draussen zu sein, wenn der Tag langsam erwacht und sich die ersten Sonnenstrahlen den Weg über die Hügelkuppen ins Tal hinunter suchen. Und wir haben auch unseren Ausgangspunkt – die markante platzierte Kirche im Weiler Ifenthal nicht ohne Hintergedanken ausgesucht. Das ist nämlich der Ausgangspunkt für eine Sonnenaufgangswanderung auf die Belchenflue, der am frühsten mit dem öffentlichen Verkehr ab Olten erreichbar ist (Ankunft um 07:24 Uhr). Von hier dauert der Aufstieg auf die Belchenflue zwischen einer bis 1.5 Stunden (je nach Gehtempo).

Wir werden an diesem Morgen von einem pastellfarbenen Himmel und einer klirrenden Kälte empfangen. Mein Telefon zeigt -3° Celsius an – und genauso fühlt es sich auch an. Die Sicht ins Tal ist noch klar. Da und dort sind zwar bereits Nebelschwaden auszumachen, aber nichts da mit dichtem Hochnebel. Das Wetter hat ja noch gut eine Stunde Zeit, sich zu entwickeln.

Und wir nehmen vorzu, was das Wetter bereithält. Knappe 30 Minuten nach dem Wanderstart in Ifenthal wird uns zumindest schon ein märchenhaft schöner Sonnenaufgang geboten. Alles, was jetzt noch kommt, ist sowieso unter Zugabe zu verbuchen.  

Auf dem Jura Höhenweg auf die Belchenflue

Von Ifenthalt führt der Wanderweg zuerst einer geteerten Fahrstrasse entlang hinauf zur Challhöchi, wo wir auf den Jura Höhenweg gelangen. Dieser führt uns über einen breit ausgebauten Kiesweg weiter auf den knapp 1’100 Meter über Meer gelegenen Passübergang unterhalb der Belchenflue. Der Weg an und für sich ist nicht besonders spektakulär, aber das Spätherbstlicht lässt den Wald wunderbar in einem sanften Orangeton leuchten.

Dieses warme Orange geht kurz unterhalb der Belchenflue in ein frostiges Weiss über – Herbst und Winter machen hier die Stabsübergabe. Und wie insgeheim gehofft, hat sich zwischenzeitlich eine Nebelschicht im Mittelland ausgebreitet. Unser Timing ist an diesem Morgen so gut, dass wir den Aussichtspunkt bei der Belchenflue just in dem Moment erreichen, wo die erste Nebelwelle vom Mittelland ins Baselbiet hinüber fliesst. Für perfekte Nebelwellen-Bilder braucht es nebst Wetterglück eine Langzeitbeleuchtung und dementsprechend eine stabile Auflagefläche für die Kamera (im Idealfall ein stabiles Stativ). An diesem Morgen ist es zu windig (und ehrlich gesagt auch viel zu kalt), um mit unserem leichten Manfrotto-Stativ zu reüssieren. Aber ich bin auch so mehr als happy – ich mein: ist das nicht einfach der Wahnsinn?!

Via Tüfelsschlucht-Belchen-Weg retour ins Mittelland

Nach einigen Minuten des Staunens kommen wir langsam ins Frösteln. Zeit, weiter zu wandern. Wir steigen von der Belchenflue wieder hinunter auf dem Jura Höhenweg und folgen diesem bis zur Wuesthöchi weiter. Hier biegen wir Richtung Allerheiligenberg ab und tauchen ins Nebelmeer ein. Der abrupte Wechsel zwischen mystischen Nebelwäldern und sonnendurchfluteten Waldabschnitten ist faszinierend und begleitet uns auf dem Weg zur Höhenklinik. Die Bergwirtschaft Allerheiligenberg (die erste Einkehroption auf dieser Route) bleibt gemäss den Angaben auf der Website noch mindestens bis Ende Jahr geschlossen.

So wandern wir ohne Pause weiter. Die «Tüfelsschlucht» (Teufelsschlucht) ist ab Allerheiligenberg ausgeschildert und findet sich leicht. Der fast 3 Kilometer lange Schluchtenweg von Allerheiligenberg dem Cholersbach entlang nach Hägendorf zählt gemäss Selbstdeklaration zu den schönsten unter den zahlreichen Juraschluchten. Ich habe in den letzten Jahren einige dieser Schluchtenwege (u.a. Gorge de l’Areuse, Twannbachschlucht und Taubenlochschlucht bei Biel) erkundet und kann im Quervergleich bestätigen, dass die Tüfelsschlucht sich hier wirklich nicht verstecken muss.

Der Schluchtenweg schlängelt sich dem Cholersbach entlang über 32 Stege und Brücken talwärts. Mal präsentiert sich das Schluchtentobel lieblich und breit, nur um hinter der nächsten Windung mit einer Engstelle, schmalen Treppenstufen, moosbewachsenen erratischen Blöcken oder einem Strudelloch zu überraschen. Der Schluchtenweg ist kostenlos begehbar. An zwei Stellen besteht aber die Möglichkeit, mit einer Kollekte zum Wegunterhalt beizutragen. Der Schluchtenweg führt bis in den Ortskern von Hägendorf – von dort ist nur noch ein Katzensprung bis zum Bahnhof.

Praktische Tipps für deine Wanderung auf die Belchenflue

Der Routenverlauf unserer Wanderung von Isenthal auf die Belchenflue und von dort via Tüfelsschlucht-Belchen-Weg nach Hägendorf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Der Weg verläuft durchgehend auf gelb markierten Wanderwegen (Schwierigkeit T1). Der erste Teil des Weges (Isenthal – Belchenflue) führt durchgehend über breite, geteerte oder gekieste Wege und kann somit als «kinderwagentauglich» eingestuft werden. Der exponiert gelegene Aussichtspunkt der Belchenflue ist hingegen nur über einen (gesicherten) Treppenweg zugänglich.

Der anschliessende Wegverlauf (von der Belchenflue via Allerheiligenberg und Tüfelsschlucht nach Hägendorf) wartet mehrheitlich mit Naturpfaden auf. Der Schluchtenweg ist gut unterhalten und alle «abschüssigeren» Passagen sind gesichert. Weitere Informationen rund um den Schluchtenweg findet ihr auf der Website des Verkehrs- und Verschönerungsverein Hägendorf.

Eckdaten der Tour Ifenthal – Belchenflue – Tüfelsschlucht – Hägendorf

AusgangspunktBushaltestelle Ifenthal, Kirche
Länge12,3 Kilometer
Höhenmeter↗ 441 m ↘ 730 m
Dauer3:50 h
ZielortBahnhof Hägendorf
Über den Autor

Artikel

Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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