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Vom Oberalppass via Cadlimohütte nach Airolo: fantastische Bergseen-Wanderung

12 Bergseen in zwei Tagen erwarten dich auf dieser Zweitageswanderung vom Oberalppass via Cadlimohütte in die Leventina. Von den zur Auswahl stehenden Wegen zur Cadlimohütte ist dies konditionell nicht der einfachste, aber definitiv einer der panoramareichsten. Uns hat die weite, schroffe Berglandschaft zwischen den Kantonen Uri und Tessin einmal mehr restlos begeistert!

Zweitageswanderung Oberalppass – Cadlimohütte – Airolo

Bei der letztjährigen Wanderung durchs Val Piora bin ich auf die Cadlimohütte sowie die umliegenden Bergseen aufmerksam geworden. Die zur Sektion Uto gehörende SAC-Hütte ist über mehrere Zustiege erreichbar. Der kürzeste Weg startet bei der Bergstation der Ritombahn. Von dort aus ist man nach gut drei Stunden bergauflaufen bei der Cadlimohütte. Man kann aber auch von Airolo, dem Lukmanier oder dem Oberalppass her zusteigen.

Unsere Wahl fiel auf Letzteres und eigentlich wollten wir die Tour anfangs August durchführen. Aufgrund einer Schlechtwetterfront mussten wir das Vorhaben in den September verschieben. Beim zweiten Anlauf war dann aber alles perfekt! Wir durften die Wanderung bei herrlichstem Spätsommerwetter durchführen.

Tag 1: vom Oberalppass zur Cadlimohütte

Wobei «herrlichstes Spätsommerwetter» auch heisst: Es hätte nach meinem Geschmack durchaus etwas kühler sein dürfen. Die Sonne brennt nämlich bei unserem Wanderstart um den Mittag herum gefühlt viel zu heiss vom Himmel. «Das wird eine schwitzige Sache», denke ich mir und marschiere zielgerichtet los. Den ersten Teil dieser Tour kennen wir bereits von einem früheren Abstecher zum Tomasee. Die ersten Kilometer gehen flott voran. Der angenehm zu gehende Weg steigt langsam, aber stetig an. Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir die ersten 300 Höhenmeter geschafft und stehen unterhalb der Maighelshütte. Eine kurze Hütteneinkehr wäre jetzt eigentlich ganz nett, aber wir haben die Wanderzeit eher knapp kalkuliert und möchten auch nicht zu spät in der Cadlimohütte eintreffen. Somit marschieren wir nach einer kurzen Trinkpause zügig weiter.

4-Quellen-Weg Oberalppass
Lai Urlaun Oberalppass

Nun folgen wir einem zuerst breiten und dann stetig schmaler werdenden Kiespfad weiter das Val Maighels flussaufwärts. Bis zur Abzweigung zum Pass Maighels geht’s nur moderat bergauf. Doch freut euch nicht zu früh – sobald ihr den Vier-Quellen-Weg verlassen habt und richtig Passo Bornengo aufsteigt, kommt ihr so richtig ins Schnaufen. Das macht aber die umliegende wilde und karge Berglandschaft locker wieder wett. Diese Weite, die in den verschiedensten Blautönen schimmernden Wasserläufe und Seen sowie die faszinierenden Gesteinsformationen – grandios!

Val Maighels
Landschaft Val Maighels
Bergseen im Val Maighels
Aufstieg zum Pass Bornengo

Mein absolutes Highlight ist aber das Aufeinandertreffen mit einer Gruppe junger Steinböcke.

Steinbücke im Val Maighels

Einmal oben auf der Passhöhe angekommen erspähen wir unser Tagesziel – die Cadlimohütte – auf der gegenüberliegenden Talseite. Leider profitieren wir nicht von der Höhenlage, sondern müssen zuerst einmal über steiniges Gelände 300 Höhenmeter absteigen. Damit holt man quasi «Schuss» für den (richtig zähen) Schlussaufstieg zur Cadlimohütte. Es lohnt sich, sich mental auf diese Strecke vorzubereiten – ich gestehe: ich hatte hier ganz schön zu kämpfen.

Pass Bornengo
Aufstieg zur Cadlimohütte
Cadlimohütte

Eckdaten der Wanderung Oberalppass – Passo Bornengo – Cadlimohütte

Nachfolgender Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf unserer Wanderung vom Oberalppass zur Cadlimohütte entnehmen. Wir sind dem direktesten Bergwanderweg (weiss-rot-weisse Markierung, T2/T3) gefolgt. Alternativ könnt ihr bis auf Höhe Maighelshütte auch dem Routenverlauf des Vier-Quellen-Wegs folgen. Bei dieser Routenwahl kommt ihr zusätzlich noch am Tomasee vorbei – müsst dafür aber auch + 170 Höhenmeter und ca. + 45 Minuten Wanderzeit einrechnen.

Schwindelfreien, trittsicheren und im alpinen Gelände geübten Personen steht als weitere Option ab dem Passo Bornengo ein weiss-blau-weiss markierter Gratweg zur Auswahl. Dieser ist auf der SAC-Wanderskala als eine T5 (anspruchsvolles Alpinwandern mit punktuellen, einfachen Kletterstellen) eingestuft. Auf dieser Route käme man noch an zwei weiteren Bergseen vorbei. Uns schien dieser Weg sowohl technisch wie auch konditionell dann doch eine Spur zu herausfordernd.

AusgangspunktBahnhof Oberalppass (2’040 m ü. M.)
ErreichbarkeitAusgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar
Länge13,3 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’000 m ↘ 474 m
Dauer4:45 h
ZielortCadlimohütte (2’570 m ü. M.)
EinkehrmöglichkeitMaighelshütte (ca. + 15 Gehminuten, da nicht direkt am Weg)

Tag 2: von der Cadlimohütte nach Airolo

Am nächsten Morgen herrscht schon recht früh ein Gewusel (zumindest im Quervergleich mit anderen Hütten, die ebenfalls keine Hochtourenhütten sind). Die Aussicht, einen Steinbock zu sehen, treibt unsere Zimmergspändli im 8er-Schlag bereits in der Dämmerung aus den Federn. Die Steinböcke zeigen sich an diesem Morgen zwar nicht – wir sind dafür aber bereits um 07:00 Uhr abmarschbereit.

Morgenstimmung bei der Cadlimohütte

Uns steht der schönste Wegabschnitt dieser Tour bevor – durch die malerische Seenlandschaft über den Bassa del Lago Scuro zum Lago di Tom. Ein Traum! Eine wundervolle Kulisse, die sich zu jeder Tageszeit anders präsentiert. Jetzt am frühen Morgen liegen die Seen dunkeln schimmernd und spiegelglatt vor uns. Das majestätische Panorama begleitet uns auf dem rund 1.5-stündigen Abstieg zur Alpe Tom.

Lago di Dentro bei der Cadlimohütte
Wanderung von der Capanna Cadlimo zum Lago Scuro
Sonnenaufgang bei der Cadlimohütte
Lago Scuro Tessin
Bergseen Panorama Ritom
Lago di Tom im Tessin

Hier folgen die meisten dem Wanderweg Richtung Ritom/Piora. Eine knappe Stunde würde es noch gehen, bis man die Bergstation der Standseilbahn erreicht. Wir steigen nun aber stattdessen nochmals 240 Höhenmeter zum Bocchetta del Camogè auf. Der Weg ist gar nicht mal so einfach zu finden – haltet somit gut nach den Wegmarkierungen Ausschau. Dafür werden wir mit einem erneuten Panoramablick auf den Lago di Tom belohnt.

Der etwas unklare Wegverlauf zieht sich auch beim Abstieg zur Alpe di Lago fort. Markierungen sind nur sporadisch vorhanden, und wir orientieren uns nach Gutdünken am eingezeichneten Weg auf der swisstopo-Karte. In meinem Komoot-Profil könnt ihr den genauen Routenverlauf nachverfolgen. Spätestens ab der Wegmarke «2’030» (Höhe Alphütte) ist dann aber wieder alles klar ausgeschildert.

Panorama Lago di Tom
Panorama Leventina

Für den weiteren Abstieg tauchen wir nun in den Wald ein. Zum Glück! Obwohl es noch nicht mal Mittag ist, scheint die Sonne bereits wieder gnadenlos heiss vom wolkenlosen Himmel. Es geht nun kontinuierlich bergab. Die schmalen Waldpfade sind aber recht angenehm zu gehen und verlaufen zu einem Grossteil im Schatten. Kurz vor dem Mittag ist unser Ziel – der Bahnhof Airolo – in Sichtweite. Und dank dem frühen Wanderstart schaffen wir es noch vor 12:00 Uhr auf den Zug. Ich würd mal meinen, das ist eine richtig effizient eingeteilte Zweitageswanderung.

Blick auf Airolo

Unser Fazit: Wer Bergseen liebt und sich nicht vor zähen Auf- und Abstiegen scheut, der wird nicht enttäuscht. Landschaftlich meine Lieblingstour des diesjährigen Bergsommers.

Eckdaten der Wanderung Cadlimohütte – Bocchetta del Camoghè – Airolo

Nachfolgender Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf unserer Wanderung von der Cadlimohütte an den Bahnhof Airolo entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg (T2/T3 – im obersten Teilstück gibt es zwei, drei Stellen, wo man die Hände zu Hilfe nehmen muss). Das letzte Teilstück von Madrano an den Bahnhof Airolo zieht sich in die Länge. Auf der Karte schaut es zwar recht kurz aus, aber behaltet bei der Zeitplanung im Hinterkopf, dass ihr für diese Strecke nochmals gut dreissig Minuten benötigen werdet.

AusgangspunktCadlimohütte (2’570 m ü. M.)
ErreichbarkeitZielort mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar
Länge14,3 Kilometer
Höhenmeter↗ 411 m ↘ 1’838 m
Dauer5:00 h
ZielortBahnhof Airolo (1’142 m ü. M.)
EinkehrmöglichkeitWährend des Alpsommers erhält man auf der Alpe di Lago Getränke & Alpprodukte

Praktische Tipps für deine Zweitageswanderung zur Cadlimohütte

  • Die Cadlimohütte ist von Ende Juni bis Mitte Oktober durchgehend bewartet. Bei guten Bedingungen kann es an den Wochenenden eine Saisonverlängerung geben. Aktuelle Informationen findet ihr auf der Website der Cadlimohütte.
  • Der Übernachtungspreis für Nicht-Mitglieder beträgt 84 CHF (inkl. HP). Mitglieder bezahlen 72 CHF. Die Hütte kann über das alpsonline.org Reservationstool gebucht werden.
  • Es gibt vier 4-Bett-Zimmer. Wer diese bucht, zahlt einen Zuschlag von 5 CHF pro Person/Nacht. Zudem gibt es ein weiteres 4-Bett-Zimmer, das den Hundebesitzer/-innen vorbehalten ist («Spezialzimmer»). Die Kosten hierfür betragen + 5 CHF pro Hund und + 5 CHF 4-Bett-Zimmer-Zuschlag.
  • Direkt neben der Hütte gibt es einen kleinen Badesee, in dem man sich nach der Wanderung kurz erfrischen kann.
  • Beachtet, dass sich die Cadlimohütte in einer Höhenlage über 2’500 Meter über Meer befindet. Der Schnee bleibt hier länger liegen und im Herbst kann hier auch schnell mal wieder Neuschnee fallen. Generell sollte man im Vorfeld der Tour die Wetterprognosen konsultieren.

Weitere empfehlenswerte Wanderungen in der Region

Nachfolgend ein paar alternative Wandertipps in der Region:

  • Vom Oberalppass aus kann man eine schöne Rundwanderung zur Rheinquelle am Tomasee unternehmen (ca. 11 km / 590 hm bergauf / 3.5 h Gehzeit). Diese folgt dem Vier-Quellen-Weg und führt dann auf Höhe Maighelshütte über den hier beschriebenen Wegverlauf retour.
  • Die 5-Seen-Wanderung auf dem Gotthardpass (einen Routenbeschrieb findet ihr im zweiten Teils dieses Blogbeitrages)
  • Der Nepali-Highway vom Furkapass nach Andermatt
  • Vom Lukmanierpass durchs Val Piora nach Airolo
  • Auf dem Sentiero Cristallina von der Leventina ins Maggiatal
Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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