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Galtür – von leeren Pisten und heissen Witwen

„Mach dich mal locker“ meint mein Langlauflehrer zum wiederholten Mal. Das hingegen ist leichter gesagt als getan, denn diese langen schmalen Dinger fühlen sich ziemlich wackelig an. Ich befinde mich zuhinterst im Paznaun auf der Silvrettastrasse und versuche, auf den Langlaufski elegant und sportlich auszusehen. Jetzt denkt ihr vielleicht: Paznaun, wo ist denn das? Das wohl bekannteste Aushängeschild vom Tal heisst Ischgl. Der Partyhotspot der Alpen mit dem einprägsamen Slogan „Relax. If you can“ ist berühmt berüchtigt. Da ausschweifender Après-Ski nicht zu meinen Lieblingsdisziplinen gehört, machen wir an diesem Wochenende einen Bogen um Ischgl, um das Tal von seiner ruhigen Seite kennenzulernen. Nach rund einer Stunde Busfahrt von Landeck-Zams aus, erreichen wir Galtür, das letzte Dorf vor den mächtigen Berghängen des Silvretta Massivs. Galtür empfängt uns auf 1‘600 m ü. M. mit einer hübschen Kirche, frühlingshaften Temperaturen und tadellosen Schneebedingungen – perfekt zum Sonnenskilaufen.

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Mein erstes Mal Klassisch

Galtür bietet nicht nur das höchste gelegene Skigebiet im Tiroler Paznaun, sondern auch tolle Langlaufloipen. Anstatt direkt das Skigebiet zu erkunden, nutze ich die Gelegenheit, um mal wieder etwas Langlaufluft zu schnuppern. Erste Skatingversuche habe ich schon hinter mir – Klassisch ist für mich jedoch komplettes Neuland. Vom Dorfplatz fahren die Skibusse sowohl nach Wirl als auch nach Ischgl. Der Feriengast in Galtür hat somit die Möglichkeit, jederzeit die weiteren Skigebiete des Tals (See, Kappl, Samnaun, Ischgl) zu erkunden. Ich nehme den Bus nach Wirl und erreiche nach einer 10-minütigen Fahrt die Skischule in Wirl. Mein Skilehrer strahlt mit der Sonne um die Wette. Das kann ja heiter werden.

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Nun geht es ans Eingemachte. Nach den ersten Unsicherheiten bekomme ich schnell ein Gespür für den Rhythmus. Mir wird erklärt, dass eigentlich jeder Skifahrer zwischendurch einen Langlauf-Halbtag einlegen sollte, da so die Muskeln trainiert und gleichzeitig gelockert werden. Diese Lockerheit fehlt bei mir komplett: „Mädel, deine Oberschenkel sind viel zu verkrampft“, ruft er mir aus 100 Metern Entfernung zu. Na Bravo! Nach den ersten Fortschritten in der Ebene machen wir uns ans Bremstraining am Hang. Ein Ski bleibt mit Vorteil in der Loipe, der andere wird vorsichtig herausgehoben und schräg gestellt. Sozusagen ein halber Stemmbogen (der hier übrigens Pizza heisst). Die Panik vor einem Sturz ist mir ins Gesicht geschrieben – „Lachen, du musst l-a-c-h-e-n!“ – mit diesem Mantra bewältige ich den Bremsversuch ohne jegliche Stürze und bin ziemlich stolz. Nun bin ich bereit für die Bielerhöhe. Die wunderschöne Langlaufstrecke führt von Wirl durch das idyllische Kleinvermunt während 9 Kilometer stetig aufwärts bis auf 2‘000 m ü. M. zum Silvretta-Stausee. Nur leider wird mein Enthusiasmus nach wenigen Metern jäh gedämpft. Aufgrund Lawinengefahr (der Tribut vom Sonnenskifahren) ist das Tal gesperrt. Einigen Winterwanderern und Langläufern scheint die Absperrung egal zu sein. Nachdem aber in Galtür 1999 eine der grössten Lawinenkatastrophen Österreichs geschah und das halbe Dorf verschüttet wurde, finde ich eine solche Haltung nicht nur fahrlässig, sondern auch absolut respektlos.

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Galtür bietet aber noch weitere Routenalternativen und so kann ich das Gelernte auf der Strecke Wirl-Galtür-Wirl unter Beweis stellen. Gegen Schluss brennen Füsse und Arme, aber die Oberschenkel, die sind ganz locker.

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Ein Pistenparadies für mich allein

Nach dem Langlauf-Abenteuer freue ich mich auf ein paar entspannte Stunden auf den Pisten ohne Schweissausbrüche vor den Bremsmanövern. Das Skigebiet in Galtür, der Silvapark, ist in sechs Sektoren aufgeteilt, die von der Zwergerlwelt bis zum Heldenreich alles abdeckt. Das Gebiet ist ziemlich übersichtlich und mit 40 Pistenkilometern nicht allzu gross. Wir fragen uns jedoch erstaunt „wo sind denn all die Leute?“. Trotz einwandfreien Bedingungen haben wir die Pisten fast für uns allein. Das ist natürlich nicht weiter schlimm, denn das Warten an den Liften entfällt und unterwegs können wir endlich die ganze Pistenbreite für Carving-Schwünge benützen. „Das sei normal“ wird mir auf Nachfrage erklärt. Nach den Faschingsferien sei die Zeit der vollen Pisten in Galtür vorbei. Wir sind begeistert.

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Käsespätzle, Kaiserschmarrn und fatale Getränke

Da wir schnell unterwegs sind, reicht es auch für mehrere kulinarische Stopps. Mitten im Silvapark liegt das grösste Pistenrestaurant des Skigebiets, die Faulbrunn Alm. Hier stoppen wir für das Mittagessen. Ich bestelle Käsespätzle mit hofeigenem Käse (9 Euro).

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Am späteren Nachmittag geniessen wir die letzten Sonnenstrahlen bei einer Apfelschorle und einer Portion Kaiserschmarrn (9.50 Euro) auf der Terrasse der Fluchthorn Alm, die übrigens auch gut mit dem Winterwanderweg erreichbar ist.

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Ganz ohne Après-Ski geht es dann doch nicht. Den Einkehrschwung machen wir in die Addis Abebar, die an der schwarzen Talabfahrt liegt. Das Restaurant sticht schon rein architektonisch ins Auge. Im Gegensatz zu all den Almen, ist dies hier ein moderner Bau mit einem grossen Fenster zur Piste. Ich bestelle Germknödel (als hätte ich sonst noch nichts gegessen…). Auf der Getränkekarte stehen interessante Kreationen wie „Heisse Oma“ und „Heisse Witwe“. Soll ich oder soll ich nicht…? Nun, es kann nicht sein, dass ich im Paznaun skifahren war und keines der Klischees erfüllt habe, oder? Todesmutig bestelle ich die „Heisse Witwe“. Psssst, jetzt weiss ich, wieso Après-Ski immer ausgelassen enden muss. Die heisse Witwe ist nämlich so lecker, dass ich sie im Nu getrunken habe und ernsthaft über Nachschub nachdenke. Ein fataler Gedanke… Nur so viel: Après-Ski in Galtür ist definitiv stilvoller als in Ischgl. Prost!

Die Addis Abebar ist übrigens auch ein Geheimtipp fürs Mittagessen, insbesondere für Burger-Liebhaber.

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Infos und Tipps:

  • Die Tageskarte für Galtür (Silvapark) kostet in der Hauptsaison 35.50 Euro
  • Freie Fahrt in fünf Skigebieten hat man mit dem Silvretta Skipass (ab 2 Tagen 95 Euro)
  • Ein spezielles Abenteuer bietet die Skisafari (Kosten: 46 Euro mit Skipass)
  • Die Skibusse sind gratis und fahren ca. alle 20 Minuten
  • Das Hotelangebot in Galtür ist nicht berauschend – ich würde eine Ferienwohnung empfehlen. Hier gibt’s alles auf einen Blick: Unterkünfte Galtür
  • Bei schlechtem Wetter das Alpinarium besuchen

Hinweis: Mein Aufenthalt in Galtür wurde vom Tourismusverband Paznaun-Ischgl unterstützt – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.

Über den Autor

Artikel

Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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