Werbung – dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Engadin Scuol
Es gibt Regionen, in die es mich immer wieder zurückzieht – dazu zählt das Unterengadin. Wir waren in den vergangenen Jahren mehrmals in Ftan und Guarda zu Gast und vor zwei Wochen setzte ich mich einmal mehr mit dem Ziel «Scuol-Tarasp» in Zürich in den Zug. Im Unterschied zu meinen vorherigen Reisen ins Unterengadin war der Bahnhof Scuol-Tarasp für mich diesmal nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt mit Postautoanschluss, sondern die Endstation. Man kann ja schliesslich nicht viermal ins Unterengadin reisen und kein einziges Mal in der grössten Ortschaft des Tals logieren.
3 Tage – 3 Wanderungen
Dass ich bereits zum vierten Mal für ein verlängertes Wochenende ins Unterengadin reise, hat einen guten Grund; es ist schlicht eine herrliche Wanderregion und bietet unzählige spannende Touren für jedes Fitnesslevel. Während wir hier schon auf dem Jakobsweg von einem schönen Bergdorf zum Nächsten wanderten oder durch strömenden Regen über die magische Macun-Ebene irrten, habe ich mir für dieses Wochenende wiederum drei komplett unterschiedliche Wanderungen rausgesucht. Im Gegensatz zu früheren Besuchen in dieser Region hielt sich für einmal auch Petrus an die Regieanweisungen.
Mineralwasserweg Scuol
Während auf der Nordseite des Vereinatunnels am Freitagmorgen dunkle Wolken den Himmel dominierten, erwarten mich auf der Südseite Sonnenstrahlen. Glück gehabt! Meine erste Wanderung startet direkt nach meiner Ankunft. Gemeinsam mit Sabina Streiter begebe ich mich auf den Mineralwasserweg. Die zahlreichen Mineralquellen, die auf dem Gebiet von Scuol und Tarasp entspringen, sind massgeblich für die Tourismusentwicklung der Region mitverantwortlich. Im 14. Jahrhundert wird die Heilkraft der hiesigen Quellen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte der Bädertourismus im Unterengadin seinen Höhepunkt. Auch wenn heute nicht mehr die gleich illustre internationale Gästeschar für wochenlange Bäderkuren nach Scuol-Tarasp strömt, haben die mineralreichen Quellen nichts an ihrer Faszination verloren.
Als Erstes erklärt mir Sabina Streiter, dass viele Brunnen in Scuol von zwei Quellen gespiesen werden. Während aus der einen Röhre normales Quellwasser fliesst, sprudelt aus der anderen Röhre Mineralwasser – das zeigt sich im Becken an den rötlichen und gelben Kalkablagerungen.
«Gibt es Quellen, die in einem solch trockenen Sommer versiegen?», will ich von Sabina Streiter wissen. Die Antwort auf diese Frage fasziniert mich! Bei einigen Quellen in Scuol dauert es fünf Jahre, bis das Wasser wieder an die Oberfläche tritt, bei den Tarasper Quellen sind es sogar bis zu 25 Jahre. Das unterirdisch zirkulierende Kluftwasser wird so über einen langen Zeitraum mit wertvollen Mineralien angereichert. Die Auswirkungen des diesjährigen trockenen Sommerwetters werden sich in Scuol und Tarasp somit erst in fünf, beziehungsweise in 25 Jahren zeigen. Im 2008 – fünf Jahre nach dem «Hitzesommer» 2003 – sind in Scuol vereinzelt Quellen versiegt.
Der Mineralwasserweg führt in zwei verschiedenen Routen (Blauer Weg / Roter Weg) von Sent über Scuol bis Tarasp. Wer alle zugänglichen Quellen besichtigen möchte, benötigt mehr als einen Tag Zeit. Gemeinsam mit Sabina Streiter besichtige ich die nahe vom Dorfkern von Scuol gelegene Vi-, Clozza- und Sotsass-Quelle und schaue mir danach die Dorfbrunnen an, wo das säuerliche Mineralwasser raussprudelt. Wer übrigens denkt, dass Wasser nach «nichts» schmeckt, wird bei der Degustation der hochmineralisierten Wässer eines besseren belehrt. Am besten schmeckt mir das Wasser der Lischana-Quelle. Die Quellfassung befindet sich in einem kleinen Häuschen am Ufer des Inns und zahlreiche Leute füllen hier regelmässige Glasflaschen mit dem mineralreichen Wasser ab.
Für mich ist der Spaziergang entlang dem Mineralwasserweg der ideale Einstieg in unser Wanderwochenende in Scuol. Ich habe mich nicht nur bewegt, sondern unterwegs auch spannende Fakten über die Region und das kostbare Wasser erfahren.
Auf dem Hängebrückenweg durchs Val Sinestra
Nach einer wunderbar ruhigen und kühlen Nacht in einem nach Arvenholz duftenden Zimmer im Hotel Engiadina starten wir unseren Tag mit einem kurzen Spaziergang zum Brunnen «Plaz», der von der Sotsass-Quelle gespiesen wird. Hier füllen wir unsere Trinkflaschen zur Hälfte mit dem Mineralwasser und verdünnen es danach mit «normalen» Quellwasser. Wer zu viel vom Mineralwasser trinkt, muss mit einer jähen Ankurblung der Verdauung rechnen – nicht praktisch für eine längere Wanderung.
Im Anschluss fahren wir mit dem Postauto ins Val Sinestra. Die Haltestelle beim ehemaligen Kurhaus (das heute wieder als Hotel geführt wird) wird nur dreimal täglich bedient. Umso erstaunter bin ich, dass wir die einzigen im Postauto sind. Das Kurhaus Val Sinestra ist ein unglaublich imposantes Gebäude – und die Lage mitten in diesem abgelegenen Seitental, mit nichts als Tannen rundherum, bietet eine beeindruckende Kulisse. Wir starten hier unsere Wanderung entlang des Hängenbrückenwegs talaufwärts vorbei am idyllischen Hof Zuort (von dem ich euch hier auch schon vorgeschwärmt habe) bis nach Griosch. Der Weg ist deckungsgleich mit dem Engadiner Höhenweg «Via Engiadina», der bis nach Vinadi führt. Wer das Postauto ins Val Sinestra verpasst, kann die Wanderung auch in Sent starten (ca. 6 Kilometer länger).
Während der Abschnitt vom Kurhaus bis nach Griosch durch das dicht bewaldete und von tiefen Schluchten durchzogene Val Sinestra führt, dominieren auf dem Abschnitt von Vnà nach Tschlin die Panoramablicke über bewirtschaftete Alpweiden hin zu den schroffen Gipfeln der gegenüberliegenden Talseite. Eine abwechslungsreiche und kurzweilige Route entlang der sonnenverwöhnten Südhängen des Unterengadins.
Wanderfacts: Via Hängebrückenweg vom Kurhaus Val Sinestra nach Tschlin
Länge: 17,2 Kilometer
Höhenmeter: 800 m Aufstieg, 735 m Abstieg
Wanderzeit: rund 5 Stunden
Erreichbarkeit: 3x täglich Postautoverbindung bis ins Val Sinestra
Gut zu wissen: Statt bis Tschlin, lässt sich die Tour auch nur bis Vnà machen
Outdoor-Wellness in Tschlin
Nach knapp fünf Stunden wandern, knurrt mir bei der Ankunft in Tschlin der Magen. Meine kurze Recherche im Vorfeld hat ergeben, dass die Beizli-Auswahl in Tschlin nicht gerade ergiebig ist – das ist aber auch gar nicht nötig! Wer die Terrasse des Hotels Macun findet und dort die «Marenda da Bun Tschlin» bestellt, der macht meiner Meinung nach alles richtig. Das uns servierte Zvieriplättli hat es in Nullkommanichts an die Spitze meines persönlichen (nicht systematisch geführten) Zvieriplättli-Rankings geschafft. Lobenswert sind das ausgewogene Verhältnis von Käse und Fleisch und vor allem der konsequente regionale Bezug.
Der Grund wieso wir an diesem Tag bis nach Tschlin gewandert sind, ist jedoch nicht das Zvieriplättli, sondern das Projekt «Il Bügl Public». Wir erwischen einen der sechs Samstage dieses Sommers, an dem sich der Dorfbrunnen von Tschlin in ein geheiztes «Freibad» verwandelt. Der Initiator des Projekts ist der Künstler Curdin Tones. Eine echt witzige Idee und auch eine wirklich charmante Umsetzung – inklusive Kräuterbadbottich neben dem Brunnen. Und tatsächlich: der Bügl Sura mutiert an diesem Nachmittag zum Treffpunkt zwischen Einheimischen und Auswärtigen.
Natur pur im Val Mingèr
Die Region rund um Scuol ist nicht nur für ihre Mineralquellen und pittoresken Ortskerne bekannt, sondern ist auch Ausgangspunkt für Touren quer durch den Schweizerischen Nationalpark. Ein Spickel des Nationalparks befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Scuol: das Val Mingèr. Im Oktober, wenn die Lärchen glühen, bietet das Val Mingèr eine der besten Ausgangslagen, um Rothirsche während der Brunft zu beobachten. An diesem heissen Augustsonntag haben sich die Hirsche vermutlich weit ins kühle Dickicht zurückgezogen. Wir verlassen das (bis auf den letzten Platz gefüllte) Postauto Richtung S-charl an der Haltestelle Val Mingèr und folgen dem schmalen Pfad durch einen wildromantischen Wald bergwärts Richtung Alp Mingèr. Der stetig sanft ansteigende Wegverlauf ist mir sehr sympathisch und dementsprechend erreichen wir zügig den höchsten Punkt der Tour «Sur il Foss». Hier verlassen wir den Nationalpark wieder und steigen vor der imposanten Kulisse des Piz Plavna Dadaint in Val Plavna ab.
Das Panorama, was uns hier oben geboten wird, ist phänomenal! Ich hatte für diese Tour vorsichtshalber ein kleines Picknick eingepackt, da ich davon ausging, dass es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Zum Glück informiert uns ein Schild auf der Passhöhe, dass nach 45 Minuten das Hirtebeizli Alp Plavna folgt. Beschwingt wandern wir talwärts – diese Einkehrmöglichkeit motiviert ungemein. Das Hirtebeizli ist dann genauso sympathisch, wie wir uns das vorgestellt haben. Ein einfaches Zvieriplättli mit teils direkt auf der Alp hergestellten Produkten und dazu ein erfrischender hausgemachter Eistee. Halleluja! Und witzigerweise sind wir an diesem Sonntagmittag die einzigen Gäste vor Ort. Es scheint sich noch nicht weit herumgesprochen zu haben, wie schön es hier im Val Plavna ist.
Kurz bevor wir Tarasp erreichen, passiert der Wanderweg eine Abzweigung, die zur Quelle Funtana da Suolper führt. Danach sehen wir schon das markante Schloss Tarasp vor uns. Die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Postautos Richtung Scuol-Tarasp nutzen wir für einen Abstecher zum Lai da Tarasp. Die silbrig schimmernde Kugel mitten im See ist eine der Installationen des Senter Künstlers Not Vital, der seit 2016 Schlossher des Schloss Tarasp ist. Die Besichtigung der weiteren Kunstinstallationen verschiebe ich auf ein nächste Mal – so gibt es einen guten Grund, für eine fünfte Reise ins Unterengadin.
Wanderfacts: vom Val Mingèr nach Tarasp
Länge: 16,25 Kilometer
Höhenmeter: 725 m Aufstieg, 975 m Abstieg
Wanderzeit: knapp 5 Stunden
Erreichbarkeit: per Postauto ab Scuol Richtung S-charl, Haltestelle Val Mingèr
Praktische Tipps für dein Wanderwochenende rund um Scuol
- In den Sommermonaten (bis mitte Oktober) findet jeweils am Dienstag eine geführte Wanderung entlang dem Mineralwasserweg statt.
- Übernachtet haben wir im empfehlenswerten Hotel Engiadina. Begeistert hat uns hier insbesondere die sorgfältige lokale Produkteauswahl beim Frühstücksbuffet.
- Ab einer Übernachtung im Hotel erhält jeder Gast die Engadin Scuol Mobil Karte, die die freie Fahrt mit dem öffentlichen Verkehr sowie pro Tag eine Fahrt mit der Gondelbahn Scuol-Motta Naluns inkludiert.
- In Gehdistanz zum Hotel Engiadina befindet sich das Mineralbad Bogn Engiadina – hier wartet die Entspannung nach einem langen Wandertag.
- Entlang der Via Engiadina sind sowohl Tageswanderungen (mit Ausgangspunkt Scuol) oder auch mit Gepäcktransport organisierte Mehrtageswanderungen möglich (im Abschnitt Zernez – Tschlin).
- Vom Val Mingèr könnt ihr alternativ in rund sechs Stunden bis zum Ofenpass (Il Fuorn) wandern.
Was für ein toller Bericht, den ich gleich unter meinen Top10 – muss ich dieses Jahr noch machen – Wanderungen gespeichert habe. Ganz lieben Dank!
Danke fürs Feedback! Freut mich, wenn die Tipps die Wanderlust wecken :)