Zugegeben, nach nun beinahe zehn Jahren in Zürich, habe ich mich mit der Limmatstadt – und insbesondere mit Zürich West – angefreundet. Trotzdem muss ich jedes Mal, wenn es mich Richtung Berner Oberland verschlägt, einmal leer schlucken. Es ist halt schon schampar schön! Und die Bergsicht – wow. Tja liebes Zürich, da kannst du echt einpacken.
Kürzlich waren wir wieder mal für 24 Stunden in der alten Heimat unterwegs. Und da haben wir die Gelegenheit beim Schopf gepackt und nicht nur eine hübsche Hotel-/Restaurant-Kombination auskundschaftet, sondern sind auch dem abwechslungsreichen Panoramaweg Thunersee entlang gewandert. Von diesem Streifzug haben wir euch fünf tolle Tipps für einen Ausflug an den Thunersee mitgebracht.
1. Schloss Thun & Aare-Quai
Der Panoramaweg Thunersee startet beim Bahnhof Thun und führt von dort auf direktem Weg über die Scherzligenschleuse zum Aare-Quai. Ich kann mir an dieser Stelle einen kurzen Schlenker durchs Bälliz und über den Mühleplatz zur Oberen Hauptgasse nicht verkneifen. Und was passt perfekt zu einem Altstadtbummel an einem schönen Sommertag? Na klar – ein Eis! Das Beste von Thun kriegt ihr in der Gelateria La Favolosa im Bälliz. Eine Besonderheit der Thuner Altstadt sind die Hochtrottoirs in der Oberen Hauptgasse. In der Schweiz ist diese im 12. Jahrhundert entstandene städtebauliche Struktur einzigartig – interessanterweise findet sich im englischen Chester ein vergleichbares Beispiel. Wer trotz der anstehenden Kilometer auf dem Panoramaweg noch genügend Energie übrig hat, findet in der Oberen Hauptgasse auch die schmale Treppe, die zum Schloss hinauf führt.
Danach führt der Panoramaweg fürs Erste ohne Steigungen dem Aare-Quai entlang bis nach Hünibach. Ein Streckenabschnitt, der insbesondere an schönen Wochenendtagen sehr gut frequentiert wird – doch er ist auch wirklich hübsch und zudem rollstuhlgängig sowie kinderwagenfreundlich.
2. Dolce Vita in der Chartreuse
In Hünibach zweigt der Panoramaweg bei der Schiffsanlegestelle Linkerhand ab und führt in den Ortskern. Wer dem Wanderweg folgt, der kann ein markantes Gebäude an der Staatsstrasse nicht verpassen. Die Chartreuse ist vielen lokal ansässigen ein Begriff. 2015 wechselte der altehrwürdige Betrieb den Besitzer und seither ist mitten in Hünibach ein Hauch Italianità eingekehrt. Pascal Sonderegger, der den Betrieb gemeinsam mit Karin Villiger führt, ist bekennender Italien-Fan. Diese Begeisterung gibt er nun in der Chartreuse Osteria da Pasquale an seine Gäste weiter. Die Gasträume sind hell und gemütlich gestaltet – und wenn das Wetter nicht solche Kapriolen macht, wie bei unserem Besuch, dann verbringt man den lauen Sommerabend sowieso auf der lauschigen Terrasse direkt davor. Wie man es von Italien kennt, wird der Aperitivo von feinen Häppchen begleitet.
Das Menü besteht aus wenigen, sorgfältig zusammengestellten Antipasti, Primi Piatti, Secondi Piatti und Dolci. Das Kredo: frisch & saisonal. Wer dazu ein Glas Wein mag, der lässt sich am besten von Pascal Sonderegger höchstpersönlich beraten. In seinem Weinkeller findet sich nämlich der eine oder andere edle Tropfen.
In der Chartreuse kann man nicht nur fein essen, sondern auch gut schlafen. Diesen Frühling wurde alle Hotelzimmer komplett renoviert und präsentieren sich nun in frischem, minimalistischem Look. Durch die Nähe zu Thun und der Bushaltestelle direkt vor dem Hotel, bietet die Chartreuse so eine tolle Basis, um die Highlights rund um den Thunersee zu entdecken. Die Liebe zu italienischen Produkten beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Osteria im Erdgeschoss. Nebst einem kleinen Aufenthaltsraum mit Arbeitsflächen findet sich in der Hoteletage nämlich auch ein kleiner Kühlschrank mit Lemonsoda – mit diesen kleinen Details bleibt man mir in guter Erinnerung.
3. Mystische Cholerenschlucht
Keine zehn Minuten von der Chartreuse entfernt, befindet sich die Cholerenschlucht. Diese ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen – etwas bekannteren – Schlucht in Adelboden. Die Cholerenschlucht in Hünibach gilt als Kraftort und Ruheoase. Wer dem Schluchtenweg bergwärts folgt, der erreicht nach etwas mehr als einer Stunde Goldiwil. Ein Ort, der sich zum «Waldbaden» anbietet; einfach achtsam dem Pfad folgen und dabei dem beruhigenden Plätschern des Hünibachs lauschen – hach, ist das nicht wunderbar entspannend?!
4. Wandern zur Panoramabrücke Sigriswil
Wer sich auf den Weg durch die Cholerenschlucht begibt, der zweigt vom Panoramaweg Thunersee ab. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine Zusatzschlaufe von rund 15 Minuten Gehzeit einzuhängen und dabei kurz «Schluchtenluft» zu schnuppern.
Auf dem Panoramaweg Thunersee folgt nun ein abwechslungsreiches auf und ab entlang des Siedlungsrandes der Thunerseedörfer. Mal wandern wir im Wald, mal über Felder und Wiesen mit freiem Blick auf das Alpenpanorama, das an diesem Tag leider nur zaghaft hinter den Wolken hervorblinzelt. Nach rund 2,5 Stunden Gehzeit erreichen wir die tief eingeschnittene Gummischlucht, die Aeschlen von Sigriswil trennt. Seit 2012 bietet eine imposante Hängebrücke eine bequeme ebenerdige Verbindung zwischen den beiden Dörfern. Die Brücke entstand im Zusammenhang mit dem Panoramaweg Thunersee – langfristig sind nebst zwei bereits realisierten Brücken vier weitere geplant, um all die tief eingeschnittenen Schluchten leichter überwindbar und somit der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen.
Für die Überquerung der Panoramabrücke in Sigriswil ist ein «Wegzoll» von 8 CHF zu entrichten. Wer wie wir mindestens eine Nacht in der Region verbringt, der profitiert mit der PanoramaCard Thunersee von 50 % Rabatt. Die PanoramaCard kann nicht käuflich erworben – sie wird jedem Gast in einem der teilnehmenden Partnerbetriebe kostenlos abgegeben und inkludiert auch die kostenlose Nutzung der regionalen Bus- und Postautoverbindungen. Wer sich das Geld lieber sparen will, der kann alternativ dem alten Weg durch die Schlucht folgen.
5. St. Beatus-Höhlen
Ein weiterer Ort, wo man mit der PanoramaCard von einem ermässigten Eintritt profitiert, sind die St. Beatus-Höhlen unterhalb von Beatenberg. Von Sigriswil zum Höhleneingang sind es weitere 2,5 Stunden zu Fuss. Alternativ lässt sich die Strecke auch mit dem Bus überwinden (1x Umsteigen in Gunten – 36 Minuten Fahrzeit). Die Tropfsteinhöhlen gehören zu den bekanntesten Attraktionen am Thunersee und sind ein beliebtes Ausflugsziel für Schulreisen. Wir erwischen an diesem wettertechnisch durchzogenen Samstagnachmittag einen guten Zeitpunkt und müssen uns keine 5 min in die Schlange reihen, um die Eintrittstickets zu erhalten. Anders als früher, lassen sich die St. Beatus-Höhlen neu nicht mehr nur in geführten Gruppen, sondern auch individuell erkunden. Als Individualreisender kann man sich entweder einer Gruppe (Gruppenführungen starten alle 45 Minuten) anschliessen, oder die Höhlen auf eigene Faust besichtigen. Die Fakts zu den einzelnen Gesteinsformationen erhält man über Informationstafeln oder über die kostenlose App «Saint Beatus». Neu ist auch fotografieren und filmen in der Höhle erlaubt (ohne Stativ). Ich schätze es sehr, dass wir die Höhlen in unserem Tempo erkunden können.
Die Besichtigung des rund 1 Kilometer langen zugänglichen Höhlensystems beansprucht je nach Tempo zwischen 1 – 1,5 Stunden. Danach kann man entweder zu Fuss nach Interlaken weiterwandern, oder aber mit dem Bus oder Schiff zurück nach Thun reisen.
Praktische Tipps zur Wanderung Panorama Rundweg Thunersee
Der Panoramaweg Thunersee führt in insgesamt vier Etappen (63 Kilometer) rund um den Thunersee. Der Wegverlauf ändert zwischen Lagen oberhalb des Siedlungsrandes mit prächtiger Panoramasicht Richtung Berner Alpen und Abschnitten, wo der Weg direkt am See verläuft.
Auf unserer Tour zu den fünf schönen und sehenswerten Orten am rechten Thunerseeufer haben wir an die erste Etappe des Panoramawegs von Thun bis nach Sigriswil noch einen Teil der zweiten Etappe (Sigriswil-Interlaken) angehängt. Der Routenverlauf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Distanz von Thun bis zu den Beatus-Höhlen beträgt gut 20 Kilometer sowie eine Steigung von 975 Höhenmeter. Macht ihr alles auf einmal zu Fuss, dann müsst ihr ca. 6,5 Stunden reine Wegzeit einrechnen. Alternativ sind alle Orte auch ab Thun und/oder ab Interlaken mit dem Bus erreichbar.
Unser Aufenthalt wurde von der Chartreuse Osteria da Pasquale unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.
Schöne Empfehlung für die Chartreuse ;-) (könnte fast Promotionlabeling erfüllen)
Als Hiesiger war ich gespannt auf den Beitrag zu den Beatushöhlen.
Gerne hätte ich dazu erfahren, warum vor einigen Jahren man sich zu diesem massiven Kahlschlag im Gelände um die Höhlen entschieden hat und auch ausführte?
Die neue Sicht auf die Gebäude hat auch Ihren Reiz.
Waren es Sicherheitsaspekte? Steinschlag? Entwurzelungen bei Sturm?
Danke für deinen Kommentar – da ich ganz privat und ohne Führung etc. bei den Beatus-Höhlen war, kann ich dir hierzu leider keine Angaben geben. Ich war zum letzten Mal als Primarschulkind dort und hatte ehrlicherweise auch gar kein richtiges Bild mehr im Kopf, wie es «damals» aussah. Die Thematik «Kahlschlag» war wir damit auch gar nicht bewusst.
wir fahren mit den wohnmobil,jedes jahr in die schweiz und waren schon in neuchatel am neuburgersee,interlaken,vierwaldstädtersee ,rheinfälle in schaffhausen usw. am thunersee waren wir noch nie. so corona es zulassen sollte,fahren wir heuer dorthin. hg.aus niederösterreich werner
Hoi Werner danke für deinen Kommentar – der Thunersee ist in jedem Fall einen Besuch wert :)
Ja, da ich meine Jugend in Thun verbrachte und manches darüber erzählen könnte, bleibt doch alles schönste Erinnerung.
Trotz meinem hohen Alter von bald 94 komme ich sehr gerne immer wieder mal nach Thun, obwohl kaum mehr
Jemand meiner Zeitgenossen noch lebt. Schulkollegen/innen sind beinahe alle weg. Nur das Bälliz, wo ich in der
Nr. 34 wohnte, gab es noch die Kolonialwarenhandlung Graf. Wer kann sich noch daran erinnern? Natürlich könnte ich
noch Einiges berichten, aber wem? doch nicht den Ausgestorbenen. Abgesehen davon ist auch Vieles kaum mehr
in Erinnerung, ausser auf Stichworte hin… Trotzdem, wem ich die verborgenen Schönheiten von Thun zeigen soll,
kann mich aufbieten….Hier meine Email [email protected]