Travelita

10 Jahre TRAVELITA – Ein Rück- und Ausblick

Das Verhältnis von Menschen zum Zeitfaktor ist seltsam verzerrt. Und so bin auch ich hin- und hergerissen zwischen: «Wo sind denn bloss diese zehn Jahre hin» und «wow, hab ich im vergangenen Jahrzehnt viel erlebt!» Alles ist anders. Alles ist gleich – irgendwie. Und nein: Als ich im August 2012 die nach meinem Masterabschluss an der ETH Zürich rückeroberte Freizeit dazu nutze, in einem Blog meine Reisen und Ausflüge zu dokumentieren, wäre mir keine Sekunde in den Sinn gekommen, dass mich diese «Projekt» über eine Dekade begleiten wird.

Warum ich auch im Jahr 2022 noch an den Blog glaube

Die Welt der digitalen Medien ist seit meinem Blogstart bedeutend vielfältiger geworden. Der (Web-)Blog-Boom der 2010er Jahre verschob sich ab 2015 hin zu den Social-Media-Plattformen. Als ich 2012 meinen Blog startete, wäre kaum jemandem in den Sinn gekommen, das Posten von Fotos auf Instagram ebenfalls als «bloggen» zu bezeichnen. Und heute – zehn Jahre später – wird von vielen Unternehmen über Tiktok, Youtube bis hin zum Podcast die gesamte Bandbreite an visuellen und auditiven Plattformen bespielt. Ich habe diese Entwicklung immer mit Interesse verfolgt. Dabei hat sich für mich aber herauskristallisiert, dass nach wie vor der Blog – in seiner ursprünglichen Form – mein favorisiertes Medium ist. Ich mag das Zusammenspiel zwischen Text und Bild; im Besonderen das sorgfältige Zusammenstellen von zum Text passenden Bildern. Und ich schätze die Tatsache, dass sich auf dem Blog die Inhalte thematisch strukturieren lassen und unabhängig des Zeitfaktors für alle schnell auffindbar sind. Und vor allem: Ich bin hier nicht unmittelbar von unverständlichen Algorithmus-Änderungen betroffen (Instagram lässt grüssen).

Zum fünfjährigen TRAVELITA-Jubiläum habe ich ein FAQ verfasst. Die meisten Antworten auf die damals meistgestellten Fragen haben nach wie vor Gültigkeit. Und auch da habe ich mich kurz gefragt: «Ist das nun wirklich schon wieder fünf Jahre her?» Tja. Die vergangenen zehn Jahren scheinen bei mir von einer Konsistenz geprägt zu sein, die in unserer Gesellschaft manchmal voreilig mit «Stillstand» gleichgesetzt wird. Dementsprechend macht sich auch bei mir immer mal wieder eine innere Stimme bemerkbar, die mir weiss machen will, dass ich mich «weiterentwickeln» soll. Und glaubt mir, ich habe mich insbesondere während der Pandemie immer mal wieder mit dem Gedanken befasst, das Kapitel Blog zu beenden, um etwas «Neues» auszuprobieren. Bei diesen Gedankenspielen habe ich aber vor allem eins realisiert: Das Bloggen macht mir schlicht und einfach halt immer noch Spass!

Und somit ist wie einleitend geschrieben, vieles gleich wie vor zehn Jahren: Gleiche Wohnung, gleicher Job, gleiche Blog-Motivation. Aber auch vieles anders: Nicht mehr Angestellte, sondern Mitinhaberin eines KMUs. Nicht mehr 100 Blogleser/-innen pro Monat, sondern rund 100’000. Nicht mehr kurze, schnell verfasste Texte, die in erster Linie mir als Erinnerung dienen, sondern umfassende Guides mit (hoffentlich) Mehrwert für euch.

Ich möchte den Meilenstein von zehn Jahren dazu nutzen, einen Blick in die Blogstatistik zu werfen, meine Highlights zu reflektieren, viel gestellte Fragen zu beantworten und einen Ausblick zu wagen.

10 Jahre TRAVELITA – was bedeutet das in Zahlen

Bis dato habe ich auf dem Blog 915 Artikel zu 60 verschiedenen Ländern veröffentlicht. Mehr als die Hälfte der Beiträge (> 400) widmen sich Ausflugszielen und Wandertipps in der Schweiz.

Seit dem Blogstart im August 2012 verzeichnete TRAVELITA über 4 Millionen Leser/-innen und über 7 Millionen Seitenzugriffe. Selbstverständlich gibt es da draussen andere Blogs, die mit beeindruckenderen Zahlen aufwarten können. Für das ich den Blog bis heute ohne externe Content-Lieferanten (bzw. ohne Co-Blogger/-innen) in einem 20% Nebenerwerb-Pensum betreibe, ist das jedoch ganz ordentlich.

Spannend ist auch, welche Beiträge in den vergangenen zehn Jahre in der Summe die meisten Aufrufe verzeichnet haben. Der nachfolgenden Auflistung entnehmt ihr die zehn top Beiträge in absteigender Reihenfolge (Platz 1 = meist gelesener Beitrag).

  1. Top Schweizer Ausflugsziele: 99 Ideen für einen Tagesausflug
  2. 55 schöne und spezielle Hotels, Herbergen und Alphütten in der Schweiz
  3. 9 Ausflugsziele rund um Zürich
  4. Wandertipp: Vom Äscher zum Seealpsee
  5. Italien Geheimtipp: Unser Roadtrip durch die Marken
  6. Bisse du Ro – Suonenwanderung im Wallis
  7. Unsere 7 Tipps für einen Kurztrip nach Colmar
  8. 5 tolle Ausflugsziele und Wanderungen im Aargau
  9. Hengst – Schibengütsch: Schrattenfluh Rundwanderung
  10. Varenna – der schönste Ort am Comersee

Die Highlights der letzten 10 Jahre

Viele Highlights der letzten zehn Jahre stehen im Zusammenhang mit dem Blog. Nachfolgend zehn für mich besonders prägende Projekte, Erlebnisse und Reisen:

  1. Das Buchprojekt «Kulinarische Zeitreisen» mit den Swiss Historic Hotels. Von der Organisation der Fotoshootings über die Zusammenarbeit mit 54 verschiedenen Hotels und deren unterschiedlichen Persönlichkeiten bis hin zum Textfeinschliff im Rahmen des Korrektorats habe ich hier auf so vielen Ebenen dazugelernt und neue Erfahrungen sammeln dürfen.
  2. Die «grosse Reise», die uns im ersten Halbjahr 2018 in sechs Monaten von Patagonien über Hawaii bis nach Nukus, der Hauptstadt der Autonomen Republik Karakalpakstan in Usbekistan brachte.
  3. Die Besteigung des höchsten Bergs des Irans – des Damavands im Rahmen einer Pressereise mit Globotrek (neu Nature Tours Reisen).
  4. Die Möglichkeit, im Rahmen einer Pressereise das Great Barrier Reef zu erleben und mitten im Daintree Rainforest auf einen Kasuar zu treffen.
  5. Unser Roadtrip durch den Oman und die damit verbundene Erkenntnis, dass mich die kargen Landschaften des mittleren Ostens unglaublich faszinieren. Eine weitere spannende Anekdote dazu: Als wir damals (anfangs 2016) den Roadtrip planten, fanden sich dazu online erst ganz wenige Reiseberichte – heute liefert der Suchbegriff auf Google in Millisekunden rund ein Dutzend sehr ähnlicher Beiträge.
  6. Die Einladung ins Einstein St. Gallen, wo uns das Abendessen im damals neu eröffneten Sternerestaurants für immer «verdorben» hat.
  7. Die Städtereise nach Le Havre, die exemplarisch für all diejenigen Trips und Reisen zu Orten steht, die ich ohne Blog kaum besucht hätte. Schlicht deshalb, weil diese ohne Blog und damit verbundenen Kontakten zu Tourismusbüros gar nie auf meinem «Reise-Radar» aufgetaucht wären.
  8. Die Wanderung über den Besseggen Grat, die mich ganz unverhofft aus der Komfortzone gebracht hat. Seither sind viele Wanderwegkilometer dazugekommen und ich würde die dortige Kraxelpartie heute vermutlich bedeutend entspannter bewältigen.
  9. Das Mitwirken im SRF-PULS Beitrag stellvertretend für all diejenigen Situationen, wo ich Dank eines beherzten Sprungs über meinen eigenen Schatten um eine Erfahrung reicher geworden bin.
  10. Meine Karriere als Pool-Model, die mir – ohne mein Wissen – sogar einen Plakatplatz am HB Zürich bescherte.

Neben all diesen Highlights gab es natürlich auch das eine oder andere Ärgernis. Leider waren wir in den vergangenen Jahren auch immer mal wieder mit Content-Klau (sowohl Text als auch Bild) konfrontiert. Aber davon können vermutlich alle Bloggerinnen und Blogger da draussen ein Liedchen singen.

Antworten auf immer wieder gestellte Fragen

«Kannst du vom Bloggen leben?»

Diese bzw. ähnlich lautende Fragen werden immer mal wieder an mich herangetragen. Die Antwort hierzu hat sich seit dem Verfassen des FAQ vor fünf Jahren nicht verändert. Für mich ist und bleibt der Blog ein Nebenerwerb. Das ist ein bewusst gefällter Entscheid, der es mir ermöglicht in puncto Kooperationen sehr selektiv vorzugehen und nur diejenigen auszuwählen die a) zu 100% mit meinen Interessen übereinstimmen und b) obendrauf auch fair bezahlt werden. Mit den Einnahmen durch bezahlte Kooperationen finanzieren wir wiederum Reisen, die wir ohne Kooperationen umsetzen (wie in diesem Jahr z.B. der Frankreich-Roadtrip oder auch die Apulien-Reise).

«Sind Ferien eigentlich ein Dauerzustand bei dir?

Ich habe tatsächlich «nur» fünf Wochen Ferien pro Jahr und komme mit einem 80%-Pensum auf 34 reguläre Arbeitsstunden pro Woche. Insofern erstaunt es mich immer wieder, dass ich offenbar manchen Menschen das Gefühl vermittle, ich sei ständig im Urlaub. Das bin ich nämlich definitiv nicht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir unsere Wochenenden sehr selten zu Hause verbringen und ich somit an zwei bis drei Tagen pro Woche unterwegs bin. Für mich trägt dieser bewusste Tapetenwechsel aber massgebend zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance bei.

«Wie viele Kooperationen hast du pro Jahr bzw. wirst du eigentlich immer eingeladen?»

Da ich selber keine Kooperationen pitche, ist die Anzahl der Kooperationen davon abhängig, ob mich die passenden Anfragen erreichen. Wir wählen davon diejenigen aus, die zu unserem Themenspektrum passen, mit unseren Grundsätzen übereinstimmen und sich zeitlich unterbringen lassen. Im Jahresschnitt kam ich in den letzten Jahren im Schnitt auf ca. eine bis zwei Kooperationen pro Monat, wobei sich diese meist auf die Winter- und Sommersaison konzentrieren und wir im Frühling und Herbst mehrheitlich selbst bezahlte Projekte umsetzen.

«Sag mal, woher hast du eigentlich all deine Ideen?»

Inspiration finde ich über viele verschiedenen Kanäle. Zum einen werden mir manche Tipps von Leserinnen und Leser zugestellt. Dann ergeben sich aus dem Austausch mit Kollegen, Freunden oder auch der Familie immer mal wieder neue Ideen für Ausflüge und zukünftige Reiseziele. Zum anderen stosse ich natürlich auch bei der Recherche (oder manchmal auch rein zufällig) im Internet, auf Social-Media-Plattformen oder Print-Magazinen auf spannende Orte. Damit ich diese Ideen aber nicht gleich wieder vergesse, habe ich vor ein paar Jahren angefangen, eine Bucket-List zu führen. Auf der erfasse ich sowohl spannende Unterkünfte als auch interessante Wanderungen und Regionen im Sinne eines Themenspeichers.

«Planst du mal noch eine längere Reise/Auszeit?»

Aktuell ist grad nichts in Planung. Aber ich habe da schon noch den einen oder anderen Reisetraum im Hinterkopf, dessen Umsetzung mehr als die standardmässigen zwei bis drei Wochen Ferien erfordern würde. Dazu zählt zum Beispiel eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn an den Baikalsee. Es bleibt zu hoffen, dass die in der Welt schwelenden Konflikte irgendwann mal wieder etwas zur Ruhe kommen…

Und wie geht’s weiter?

Auch diese Frage habt ihr mir gestellt und mit der tue ich mich bekanntermassen schwer. Das Internet vermittelt mir nämlich oftmals das Gefühl, dass stets das nächste phänomenale Projekt in Planung sein sollte. Und ein solches Projekt habe ich zurzeit nicht. Ich bin nicht auf Haussuche, habe keine Ausbaupläne, schaffe mir kein Haustier an und möchte auch der Art und Weise, wie ich den Blog in den letzten zehn Jahren gestaltet habe, weiterhin treu bleiben. Eine vor längerer Zeit gefallenen Bemerkung zu meinem Blogauftritt ist mir bis heute hängen geblieben: «Anita, du musst dich mehr zeigen.» Meine Antwort damals wie heute: in meinen Blogbeiträgen ist ganz viel von meiner Persönlichkeit mit drin. Wem das zu wenig ist, der findet da draussen genügend andere Seiten, in der Selbstinszenierung betrieben wird. Und das ist okay so.

Was ihr hier aber auch in Zukunft erwarten könnt, sind:

  • Sorgfältig ausgesuchte Reisetipps und Ausflugsideen, die von A bis Z von mir vor Ort recherchiert und getestet wurden.
  • Weiterhin eine bunte Mischung von Tagesausflügen, über Hüttentouren, Wellnessweekends, Städtetrips bis hin zur Ferieninspiration.
  • Ein Fokus auf Reiseziele, die sich aus der Schweiz mit dem Zug erreichen lassen.

Und abschliessend würde mich natürlich euer Feedback interessieren: Was schätzt ihr an TRAVELITA? Gibt es Themenfelder die euch besonders interessieren? Mehr das – weniger dies..?

Ich freue mich über eure Rückmeldung und Inputs. Entweder hier via Kommentarfeld oder per Mail an [email protected].

Über den Autor

Artikel

Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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